Wenn Leslie Mandoki (71) neue Musik macht, dann nie nur zu Unterhaltungszwecken. Der Gründer der ManDoki Soulmates hat immer eine Botschaft für seine Fans parat: „Ich mache dann Musik, wenn ich was zu sagen habe“, sagt Mandoki dem Berliner KURIER, als wir ihn zum Interview in Berlin treffen.
„A Memory Of Our Future“ - ein Liebesbrief ans Publikum
An der Hauptstadt liebt Mandoki „das urbane Metropolengefühl“, er fühle sich stets durch die Stadt und die vielen verschiedenen Menschen inspiriert: „Ich habe eine Marotte in Berlin. Ich fahre mit einem Taxi in irgendeinen Stadtteil, den ich nicht kenne. Dort steige ich an einer bekannten Straße aus, gehe in eine der Seitenstraßen, wo es keine Geschäfte gibt, nichts los ist und erkunde die Gegend.“
Das neue Album der ManDoki Soulmates „A Memory Of Our Future“, das am 10. Mai erscheint, war eigentlich nicht geplant, sondern entstand aus Leslie Mandokis Bedürfnis heraus, Botschaften zu vermitteln. Die Botschaft des neuen Albums ist ganz simpel: Liebe! „Es ist zu 100 Prozent analog, quasi ein mit Füller handgeschriebener Liebesbrief an unser Publikum. Die heutige Popmusik ist wie eine SMS. Bis man eine SMS abschickt, kann man sie noch ändern, bei einem handgeschriebenen Brief aber geht das nicht. Und so ist es auch bei unserem Album. Das Ganze findet zuerst im Herzen und dann während der Aufnahme statt und nicht erst hinterher bei der Nachbearbeitung.“
Und wer nun denkt, der Titel „A Memory Of Our Future“ klinge nach Abschied, der irrt gewaltig. Ans Aufhören denkt Leslie Mandoki nämlich noch lange nicht. Als wir den 71-Jährigen fragen, ob er noch ein weiteres Album plant, guckt er uns entgeistert an: „Was heißt ‚eins‘?“ Die Inspiration für seine Arbeit geht Mandoki nie aus. „Aufhören würde ich ausschließlich dann, wenn ich das Gefühl habe, dass die Zeit, in der wir leben, mich nicht mehr dazu veranlasst, irgendwas Unangepasstes mitteilen zu wollen. Das ist kaum vorstellbar“, sagt er.
Den Menschen etwas Unangepasstes mitteilen, das hat Leslie Mandoki schon immer gemacht. Angefangen 1975 mit seiner Flucht vor der kommunistischen Regierung in Ungarn nach Deutschland. „Ich bin durch den Tunnel gekommen, ich bin fast erschossen worden, weil ich der Zensur entkommen wollte. Ich halte nichts von Cancel Culture. Gerade jetzt, wo wir in diesem Labyrinth der Krisen sind, muss man unangepasste Gedanken aussprechen können, Widerspruch und Diskursräume für Freidenker sind so wichtig.“

Leslie Mandoki - ein Licht am Ende des Tunnels
Zum Musikerleben gehört aber nicht nur die Arbeit im Studio, sondern auch die Bühne. Eine Tour durch Deutschland wie im vergangenen Jahr ist zwar anstrengend, für Leslie Mandoki aber fester Bestandteil seines Lebens, den er noch nicht missen will. „Mein Sohn kam zu mir und meinte: ‚Vater, hast du dir das wirklich gut überlegt? Ihr seid viereinhalb Stunden auf der Bühne, danach gibt es After Show, am Nachmittag Soundcheck, vorher und nachher Mediengespräche. Danach geht es mit dem Nightliner in die nächste Stadt. Und das über mehrere Wochen.‘ Da habe ich gesagt: ‚Das einzige Problem, das ich habe, ist, wenn wir mal für ein paar Tage pausieren und ich aus dem Rhythmus komme.‘“
Leslie Mandoki versteht sich selbst als Brückenbauer für sein Publikum und will den Menschen Antworten und Auswege aus der dunklen Zeit bieten: „Wenn man die Liebe des Publikums in dieser Intensität erlebt, bekommt man das Bedürfnis, etwas zurückgeben zu wollen. Die Welt befindet sich in einem dunklen Tunnel und die Menschen wachen fast jeden Tag mit einer nächsten Hiobsbotschaft auf. Gerade in dieser schwermütigen und herausfordernden Zeit brauchen die Menschen einen positiven Ausweg, ein Licht am Ende des Tunnels. Das wollen wir mit unserer Musik anbieten.“ Und die Fans der ManDoki Soulmates nehmen dieses Angebot natürlich gerne an.

Zum Schluss des Gesprächs erzählt Leslie Mandoki noch folgende amüsante Anekdote: