Matthias Reim (66) denkt noch lange nicht ans Aufhören, wie im Interview mit dem Berliner KURIER klar wird. Am 26. April erscheint sein neues Album „Zeppelin“, ab Mitte Mai geht er auf große Deutschland-Tour. Wir haben mit Matthias Reim über die Bedeutung des Albums, seine sieben Kinder und seine elfjährige Beziehung mit der Schlagersängerin Christin Stark (34) gesprochen.
Matthias Reim macht es wie Mick Jagger
Herr Reim, es steht einiges an, am 26. April erscheint Ihr neues Album „Zeppelin“. Wie persönlich ist es geworden?
Meine Alben sind immer persönlich. Ich schreibe meine Songs immer aus dem Leben, das ich gerade führe. Ich verarbeite darin auch viel, wie den Tod meines Vaters im vergangenen Jahr. Das Album ist sehr vielfältig und spiegelt meine Sprache wider. Viele Leute haben zu mir gesagt, das sei das beste Album, das ich jemals gemacht habe. Ich kann nur sagen: Mir gefällt’s natürlich sehr, aber ob es das beste ist, kann ich gar nicht beurteilen.
Warum der Titel „Zeppelin“?
Ich wohne ja am Bodensee und Friedrichshafen ist für die vielen Zeppeline bekannt. Wenn man diese weißen Zeppeline vom Seeufer aus am blauen Himmel sieht, ist das schon fast melancholisch. Zufällig fuhr ein Zeppelin über Überlingen, wo ich meine Kindheit verbracht habe. Und dann habe ich gedacht, wenn ich da jetzt drinsitzen würde, könnte ich all die Orte, in denen ich als Kind so viel erlebt habe, in aller Langsamkeit beobachten. Da war ich im Strandbad, das war der Weg zur Oma … Der Zeppelin ist ein tolles Bild, um sich auf das zu besinnen, was einem wichtig ist.
Ihre neue Single heißt „Das Gute von morgen“. Worum geht es?
Es geht darum, dass wir alle im Hier und Jetzt leben. Dass das, was wir hier tun, immer Konsequenzen für die Zukunft hat, ob positiv oder negativ. Jeder Moment vergeht, und wenn wir ein falsches Wort sagen oder etwas Falsches tun, hat das immer ein Nachspiel. Genauso, wenn wir etwas Gutes tun. Alles, was wir machen, verändert die Welt.
Ab Mai gehen Sie auf große Deutschland-Tour. Wie halten Sie sich dafür fit?
Ich versuche, mich fit zu halten, indem ich Sport mache. Ich bin 66 Jahre alt, in dem Alter legen sich andere aufs Sofa, aber ich will das nicht. Ich will auch nicht aufhören, nachzudenken, und ich will auch nicht aufhören, auf der Bühne zu stehen. Dazu macht mir das viel zu viel Spaß. Ich mache es wie Mick Jagger: Ich bleibe einfach drahtig und fit und trete so lange auf, wie die Leute mich sehen wollen, oder solange der Körper es zulässt.

Zum siebten Mal im Vaterglück
Trifft der Songtext von Udo Jürgens’ Klassiker auf Sie zu? „Mit sechsundsechzig Jahren, da fängt das Leben an …“
(lacht) Das kann ich nun wirklich nicht bestätigen. Ich bin mittendrin. Aber ich mag den Song, der hat so einen Altersoptimismus. Wir altern ja auch heutzutage ganz anders. Unsere Großeltern sind mit 65 in Rente gegangen und haben nicht mehr viel gemacht. Diese Generation gibt es nicht mehr. Ich kenne kaum jemanden, der mit 65 sagt: „So, jetzt höre ich auf. Ich setze mich auf die Parkbank und warte darauf, dass der liebe Gott mich holt.“
Also ist bei Ihnen noch lange nicht Schluss?
Solange ich mich noch wohlfühle und noch kreativ bin, nicht. Außerdem werde ich durch meine große Patchworkfamilie immer wieder herausgefordert. Meine Kinder sind 2, 15, 19, 24, 27, 36 und 49, und alle wollen und brauchen ihren Papa. Nicht nur fürs Geld, sondern auch für Liebe, Nähe, Ratschläge und Gespräche.
Ihre Kinder halten Sie also auf Trab?
Momentan beschäftigt mich natürlich am allermeisten die Zweijährige, wir wohnen ja auch zu dritt in einem Haus. Das hält natürlich auch fit, wenn man sie 50-mal am Tag hochheben muss. Aber ich mache das so gerne. Sie ist so süß und das größte Glück für mich. Ich hätte nie für möglich gehalten, dass ich noch mal so eine Freude an einem Kleinkind habe. Die Kleine ist mein Kumpel, wir haben so einen guten Draht zueinander. Jeden Morgen freue ich mich, aufzustehen und sie zu sehen. Was ich aktuell erlebe, ist der Hammer. Wie ein kleines Wunder!
Sie sind sehr spät noch einmal Vater geworden. Machen Sie sich manchmal Gedanken darüber, dass Sie nicht mehr allzu viel vom Leben Ihrer Tochter miterleben könnten?
Ich mache mir schon manchmal Gedanken darüber. Mein 27-jähriger Sohn hatte viel mehr Zeit mit mir, als meine zweijährige Tochter jemals haben wird. Das ist nun mal das Naturgesetz. Wir genießen das Hier und Jetzt und die Zeit, die wir miteinander haben. Dass ich nicht mehr da bin, wenn sie 50 wird, ist sehr wahrscheinlich. Aber das belastet mich nicht. Ich freue mich auf die Jahre, die noch kommen. Ich traue mir durchaus noch 30 Jahre zu. Dann kann man natürlich sehr dankbar sein.

Ein Balanceakt zwischen Privat- und Berufsleben
Sie und Ihre Frau Christin Stark haben vor kurzem vierten Hochzeitstag gefeiert, Sie sind aber schon seit elf Jahren ein Paar. Wie schafft man es so lange?
Indem man keiner Auseinandersetzung aus dem Weg geht. Und indem man Themen hat, über die man sprechen kann, also wenn man sich was zu erzählen hat.
Kommt die Romantik bei Ihnen durch den Arbeitsalltag und die große Familie manchmal zu kurz?
Ich glaube, den Wunsch nach Romantik haben wir beide. Aber wir haben auch beide ein massives Zeitproblem. Bei dem, was wir zu tun haben – das Baby, ihre Moderationsjobs, ich mit meiner Musik –, ist es schwer. Manchmal wird uns klar, dass wir zu viel machen und irgendwas verändern müssten. Das ist das einzige Problem in unserer Beziehung – wir haben zu wenig Zeit. Auf der anderen Seite lieben wir unsere Tochter so sehr und sind auch gerne kreativ und ehrgeizig. Wir wären nicht wir, wenn wir unsere Jobs nicht hätten und nicht so gut machen würden. Es ist immer ein Balanceakt zwischen dem Privat- und dem Berufsleben.
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