Komiker knallhart

Hape Kerkeling: Der Osten ist viel homophober

„Man muss sich der Tatsache bewusst sein, dass man einer Minderheit angehört und damit in der ersten Reihe steht, wenn Schuldige gesucht werden“, sagt der 59-Jährige.

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Hape Kerkeling schreibt in seinem neuen Buch über Homosexualität und seine große Liebe Duncan.
Hape Kerkeling schreibt in seinem neuen Buch über Homosexualität und seine große Liebe Duncan.Britta Pedersen/dpa

Hape Kerkeling ist einer der beliebtesten deutschen TV-Stars. Nun hat der 59 Jahre alter Komiker wieder mal ein Buch geschrieben. In „Gebt mir etwas Zeit“ erzählt Kerkeling aus seinem eigenen Leben. Dabei setzt er ungefähr da ein, wo er bei seinen Kindheitserinnerungen „Der Junge muss an die frische Luft“ aufgehört hat. Während er in diesem später auch verfilmten Bestseller über den Suizid seiner an Depressionen erkrankten Mutter berichtete, breitet er nunmehr „das zweite große Drama“ seines Lebens aus – seine große Liebe Duncan, der mit 30 Jahren an Aids starb.

Im Interview mit dem Promi-Magazin Bunte spricht das künstlerische Multitalent auch über seine Homosexualität und über seine Liebe zu Duncan. „Ich wollte einmal über diese Liebe reden, die so tragisch endete. Man kann sich heute gar nicht mehr vorstellen, welchen Schrecken Aids damals verbreitet hat“, so Kerkeling.

Hape Kerkelings neues Buch „Gebt mir etwas Zeit“.
Hape Kerkelings neues Buch „Gebt mir etwas Zeit“.ZVG

„So viel Zeit wie möglich verbringe ich nun mit Duncan in Amsterdam. Zwischendurch muss ich immer wieder – gut gelaunt – Fernsehauftritte bewerkstelligen. Keine Ahnung, wie ich das schaffe. Innerlich gehe ich täglich und nächtlich durch eine Hölle“, schreibt Kerkeling in „Gebt mir etwas Zeit“.  Als er schließlich die erlösende Nachricht bekommt – sein Test ist negativ –, nimmt er das als Ausweis „von göttlicher Gnade“. Duncan weint vor Freude, als er es hört.

Hape Kerkelings große Liebe starb an Aids

„Ich hatte wahnsinnige Angst! Und ich hatte ein unbeschreibliches Glück, dass ich das Virus nicht bekommen habe, obwohl Duncan erkrankt war und schließlich daran starb“, sagt Kerkeling Bunte. Zuvor musste Kerkeling den schnell fortschreitenden Verfall seines geliebten Partners miterleben – die Ärzte stehen der Krankheit zu dieser Zeit noch fast machtlos gegenüber. „Nach meinen Besuchen in Amsterdam breche ich in meiner Düsseldorfer Wohnung regelmäßig zusammen“, schreibt er weiter.

Hape Kerkeling auf einem Foto aus dem Jahr 1992.
Hape Kerkeling auf einem Foto aus dem Jahr 1992.Horst Galuschka/Imago

Eine bittere Erfahrung ist auch, dass sich viele alte Freunde von Duncan abwenden. Und ähnlich wie später in der Corona-Pandemie gibt es auch zu dieser Zeit schon Leute, die die Existenz der Seuche schlicht leugnen. Eine neue Wendung nimmt das Geschehen dadurch, dass Duncans Freund Kees den Sterbenden bei sich aufnimmt – aber nur unter der Bedingung, dass dessen deutscher Partner – auf den er eifersüchtig ist – das Haus nicht betritt.

Seit 2017 ist der Entertainer mit einer weiteren großen Liebe, Dirk Henning, verheiratet. Über das Leben als homosexuelles Paar in Deutschland sagt er Bunte: „Mein Mann und ich sind Hand in Hand durch Berlin gelaufen. Aber es stimmt, dass die Atmosphäre dort und in Ostdeutschland deutlich homophober ist als im Westen. Man muss sich der Tatsache bewusst sein, dass man einer Minderheit angehört und damit in der ersten Reihe steht, wenn Schuldige gesucht werden.“ ■