Kate Moss wird 50

Wolfgang Joop über Kate Moss: „All das, was die Supermodels zuvor hatten, hatte sie nicht“

Zum Geburtstag erzählt Stardesigner Wolfgang Joop, wie sie einen neuen Modeltyp prägte. Moss selbst spricht über ihre wilden Zeiten.

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Kate Moss im Dezember 2023 bei den British Fashion Awards.
Kate Moss im Dezember 2023 bei den British Fashion Awards.Vianney Le Caer/Invision/AP

Kate Moss hat es mit ihrem perfekten Gesicht weltweit auf Titelseiten geschafft und wurde zur Ikone der 90er-Jahre. Am Dienstag (16. Januar) wird die Britin 50 Jahre alt. Moss war noch ein Teenager, als sie von einer Agentin entdeckt wurde. Habe sie sich als Kind Gedanken über ihr Aussehen gemacht? „Definitiv nicht“, sagte Moss mal in einem Interview. Weder sie noch ihre Mutter hätten sie für besonders fotogen gehalten.

Als 16-Jährige landete Moss auf der Titelseite des Magazins The Face. Die Fotografin Corinne Day zeigte sie mit Sommersprossengesicht, Federkrone und ohne Oberteil. Ihr Top habe sie eigentlich nicht ausziehen wollen, sagte Moss im Jahr 2022 in der BBC-Sendung „Desert Island Discs“. Sie habe gelitten, aber die Bilder hätten ihre Karriere verändert. Keine guten Erinnerungen habe sie auch an Aufnahmen mit Mark Wahlberg für Calvin Klein. Habe sie sich wie ein Objekt behandelt gefühlt? „Ja, absolut.“

Moss’ Stimme klingt etwas rau, tiefer als man denkt, überraschend jedenfalls. Sie spricht mit britischem Akzent, sagt „Telly“, wenn sie vom Fernseher spricht, und „Wellies“, wenn sie Gummistiefel meint. In der BBC-Sendung stellte sie Lieder vor, die ihr wichtig sind. „A Whiter Shade of Pale“ von King Curtis zum Beispiel, David Bowies „Life on Mars“ und Van Morrisons „Madame George“. Eine Auswahl, die Moss’ Image des unangestrengt Coolen unterstreicht. Fotos zeigten sie manchmal mit Zigarette, ziemlich dürr („Heroin Chic“).

„Sie war eher der Grunge-Typ“

Für den Designer Wolfgang Joop hat Moss einen neuen Modeltyp geprägt. „All das, was die Supermodels zuvor hatten, hatte sie nicht“, sagte er der Deutschen Presse-Agentur. Sie sei zum Beispiel mit etwa 1,70 Meter zu klein gewesen. Kate Moss habe damals dem gängigen Modeltyp, wie ihn etwa Christy Turlington und Linda Evangelista ausgemacht hätten, widersprochen. „Sie war eher der Grunge-Typ.“

Kate Moss zeigt sich 1999 bauchfrei an der Rennstrecke von Monte-Carlo. 
Kate Moss zeigt sich 1999 bauchfrei an der Rennstrecke von Monte-Carlo. Kay Nietfeld/dpa

Sein Team habe es leider verpasst, Moss zu Beginn ihrer Karriere für ein Shooting zu engagieren. „Sie hatte noch braune Haare, sah aus wie ein 70er-Jahre-Teenager. Und ich war ganz begeistert von ihrem fotogenen Gesicht.“ Ein bekannter Fotograf habe damals mit Verweis auf Moss’ Größe abgeraten. „Aber es gibt ja kaum eine, die sich so lange gehalten hat. Sie ist einfach eine Ikone.“ Sie habe ihre Haltung, ihre Ausstrahlung und ihren Charme behalten.

Moss habe auch eine neue Generation von Fotografen begleitet. Mario Sorrenti zum Beispiel, der sie für ein Parfüm von Calvin Klein fotografiert hat. „Dieser Calvin-Klein-Spot, der hat durch sie eigentlich Kultstatus bekommen.“ Mit Sorrenti war Moss mal liiert, ebenso mit dem Sänger Pete Doherty und dem Schauspieler Johnny Depp.

Ich war nie magersüchtig, habe nie Heroin genommen

Den Vorwurf, sie würde Dünnsein glorifizieren, wies Moss zurück. „Ich glaube, ich war der Sündenbock für die Probleme anderer Leute“, sagte sie in der BBC-Sendung. Sie sei nie magersüchtig gewesen, habe nie Heroin genommen. Als im Jahr 2005 Fotos erschienen, die Moss offenbar beim Koksen zeigten, entschuldigte sie sich. Dass sich die Berichterstattung nur auf sie konzentriert habe, sei heuchlerisch gewesen. „Weil jeder, den ich kannte, Drogen genommen hat.“

Cool mit Zigarette: Kate Moss präsentiert eine Kreation von Marc Jacobs für Louis Vuitton bei einer Modeschau im März 2011 in Paris.
Cool mit Zigarette: Kate Moss präsentiert eine Kreation von Marc Jacobs für Louis Vuitton bei einer Modeschau im März 2011 in Paris.Briquet-Guibbaud-Nebinger-Orban/ABACA/Imago

Als sie in einem Video der Zeitschrift Vogue mal gefragt wurde, was sie an den 90ern am meisten vermisse, antwortete sie: „Die Freiheit, ohne Handykameras zu sein.“ Heute ist sie nach eigenen Angaben eher selten in Bars unterwegs, sondern gerne zu Hause. Sie wohnt in England auf dem Land, mag alte Sitcoms, meditiert morgens oder legt sich nachts unters Mondlicht, wie sie der Zeitung Sunday Times sagte.

Was Kate Moss bei Tochter Lila anders macht

Kate Moss (r.) und Tochter Lila Moss im Mai 2023 bei einer Benefizgala in New York
Kate Moss (r.) und Tochter Lila Moss im Mai 2023 bei einer Benefizgala in New YorkEvan Agostini/Invision/AP

Besonders wichtig ist ihr ihre Tochter Lila. Moss gründete ihre eigene Agentur und nahm dort auch Lila unter Vertrag. „Wenn ich sehe, wie sie sich ihre Modelkarriere aufbaut, fühle ich mich in die 90er zurückversetzt, als ich gerade anfing“, schrieb Moss in der Vogue. „Aber ich weiß, dass die Dinge bei ihr anders laufen werden.“ Lila wisse, dass sie Nein sagen könne, und sie habe die richtigen Menschen um sich. „Dafür habe ich gesorgt. Und sind wir ehrlich: Sie ist viel vernünftiger, als ich es damals war. Ich meine ... Gott sei Dank. Ha!“ ■