Frühblüher-Wissen

Osterglocken oder Narzissen: Wo ist da eigentlich der Unterschied?

Beide blühen leuchtend gelb und gehören zu den ersten Blumen im Frühling. Aber wo genau liegt der Unterschied?

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Osterglocken (Narcissus pseudonarcissus).
Osterglocken (Narcissus pseudonarcissus).Soeren Stache/dpa

Narzissen oder Osterglocken? Beide blühen leuchtend gelb und gehören zu den ersten Blumen im Frühling. Aber wo genau liegt der Unterschied zwischen den Frühblühern? Viele benutzen die Begriffe synonym. Doch es gibt feine, aber entscheidende Unterschiede!

Für viele Menschen ist die Gliederung einfach: Osterglocken, das sind die gelben Blumen mit Trompete. Narzissen dagegen tragen weiße, flache Blüten. Aber dann steht da im Gartencenter das Heer blühender Töpfe, und die wollen so gar nicht in das Schema passen. Geblüht wird in allen Nuancen von Weiß und Gelb, untermischt mit Orange, Rot und manchmal sogar Rosa. Mal tragen sie kurze, mal lange Trompeten, dann wieder winzige Krönchen und Schalen.

Die im Garten beliebten Osterglocken sind Narzissen. Allerdings sind nicht alle Narzissen Osterglocken. Das klingt erst mal verwirrend - ist es aber gar nicht. Narzissen sind eine Pflanzengattung, also eine größere Gruppe verwandter Pflanzen. Nur ein Teil davon sind die Osterglocken mit den sonnengelben Blüten, die sich im Frühjahr und insbesondere rund um das Fest zeigen (Narcissus pseudonarcissus ssp. obvallaris).

So langsam erreicht der Frühling den Britzer Garten in Berlin. Nun blühen hier Narzissen.
So langsam erreicht der Frühling den Britzer Garten in Berlin. Nun blühen hier Narzissen.Hannes P. Albert/dpa

Zu der Gruppe gehört eine große Vielfalt an weiteren Arten und Sorten mit unterschiedlichen Blütenfarben und -formen. Es gibt sogar Weihnachts-Narzissen (Narcissus papyraceus). „Sie sind die einzigen, die keine Kälteperiode brauchen, bevor sie im Frühjahr oder zu Weihnachten blühen können“, erklärt Isabelle Van Groeningen von der Königlichen Gartenakademie in Berlin.

Wie halten sich Narzissen lange in der Vase?

Narzissen geben in der Vase einen giftigen Schleim ab und sollten daher besser unter sich bleiben. Alternativ kann man sie für ein paar Stunden alleine ins Wasser stellen, damit sie den Schleim ausbluten. Die Stiele werden anschließend abgespült und nicht erneut angeschnitten. Danach können die Narzissen mit zum Beispiel Tulpen oder Zweigen gemeinsam in eine Vase kommen.

Narzissen sind mehr als ein Ostergruß

Narkotisierender Duft gehört zur Dichternarzisse. Es gibt auch eine enge begriffliche Verbindung zwischen Narzisse und Narkose: Ihre Wurzel liegt in „nárke“, dem griechischen Begriff für Krampf, Lähmung und Erstarrung. Aber betäubend ist nicht nur der Duft, auch von den Alkaloiden im schleimigen Narzissensaft geht diese Wirkung aus.

Vielleicht ist dies der Grund dafür, dass die alten Griechen die Narzisse zwischen ober- und unterirdischer Welt ansiedelten: Mit Hilfe einer Narzisse gelang es Hades, dem Gott der Unterwelt, die Göttertochter Persephone dorthin zu entführen. So wie die Zwiebelblumen darf sie seither nur noch ein halbes Jahr lang oberirdisch leben, dann verschwindet sie wieder im Dunkel.