Krieg ums Thermostat

Ehen in der „Thermo-Krise“: Wer kontrolliert die Heizung? Und was Sie tun können

Der eine läuft herum, dreht die Heizung hoch, der andere schleicht hinterher und dreht den Thermostat wieder runter.

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Eine Frau dreht am Thermostat eines Heizkörpers.
Eine Frau dreht am Thermostat eines Heizkörpers.Hauke-Christian Dittrich/dpa

Psychiater und Therapeuten müssen sich ja mit vielerlei Eheproblemen herumschlagen. Eines der skurrilsten ist die „Thermo-Krise“: Die beiden Partner können sich nicht darauf einigen, wie warm oder kalt es in der gemeinsamen Wohnung sein soll. Der eine läuft herum, dreht die Heizung hoch, der andere schleicht hinterher und dreht den Thermostat wieder runter. Für viele ist die Zimmertemperatur ein Prüfstein ihrer Beziehung.

„Ich friere ständig“, klagt die Berlinerin Barbara Schütze. „Ich trage zwei Pullis übereinander und dann noch eine Strickjacke. Und mir ist trotzdem kalt.“ Ihr Mann Bernd dagegen dreht die Heizung ständig runter und sagt, es sei viel zu warm. Seit Jahren geraten beide darüber in Streit.

So oder so ähnlich spielt es sich in vielen Haushalten Deutschlands ab. Viele wollen einfach nicht glauben, dass der Partner eine „objektive Realität“ wie die Temperatur anders wahrnimmt. Dabei geht es bei näherem Hinsehen oft nur um einige Grad.

Nach Darstellung der Ratgeber-Autorin Mary Ann Cook hat der „Krieg ums Thermostat“ den uralten Streit um die Fernbedienung mittlerweile als häufigsten Grund für Ehekrach abgelöst. Die Frage, wer die Heizkörper kontrolliert, ist nach ihren Beobachtungen so brisant, dass sie auf konkrete Empfehlungen lieber verzichtet. 

Für viele ist die Zimmertemperatur ein Prüfstein ihrer Beziehung.
Für viele ist die Zimmertemperatur ein Prüfstein ihrer Beziehung.Pond5 Images/Imago

Wer kontrolliert die Heizung? Darüber geraten viele Paare in Streit

Übrigens ist es keineswegs immer so, dass ihr kalt ist und ihm heiß. Es kann auch umgekehrt sein, und die New York Times hat gar ein schwules Paar ausfindig gemacht, bei dem der eine mit zwei Daunendecken schlafen geht, während sich der andere ganz ohne Decke und nur in Boxershorts zur Ruhe bettet.

In diesem Winter erhitzen sich die Gemüter besonders, weil die Strompreise rasant gestiegen sind. Das verstärkt die Position derjenigen, die es immer zu warm finden: Sie können ihrem Partner nun mehr denn je vorwerfen, das Geld zu verheizen.

Wie gut oder schlecht ein Paar eine solche „Thermo-Krise“ bewältige, hänge von der allgemeinen Verfassung der Partnerschaft ab, sagt die Eheberaterin Synthia Pommiss: „Entscheidend ist, es nicht persönlich zu nehmen. Wenn man es persönlich nimmt, bekommt man schnell das Gefühl, dass man dem anderen egal ist. Dann geht es nicht mehr um heiß oder kalt, dann wird das Ganze zum Symbol dafür, wie man den anderen sieht.“

Anstatt mit einer Serie von Therapiesitzungen ist manchen Paaren vielleicht auch schon mit einer handelsüblichen, zweigeteilten Thermodecke geholfen: Da kann jeder Partner seine Seite selbst regulieren.