Einen Tisch im Restaurant reservieren, einen Arzttermin ausmachen oder einfach nur an ein klingelndes Telefon gehen. Für viele Menschen unmöglich. Und obwohl die weltweite Kommunikation heute einfacher ist denn je, fällt es immer mehr Leuten schwer, einen Anruf entgegenzunehmen oder selbst eine Nummer zu wählen. Einige bekommen regelrecht Panikattacken, andere sprechen von einer „Telefonphobie“. Doch woher kommt eigentlich diese Angst und was kann man dagegen tun?
Die Diplom-Psychologin Uschi Schöllhammer erklärt die Telefonscheu so: „Die Situation ist für viele schwierig, weil sie absolute mentale Präsenz erfordert.“ Bei schriftlichem Austausch sei das anders. E-Mails, Text- oder Chat-Nachrichten kann man noch einmal lesen, sich mit der Antwort Zeit lassen. Am Telefon muss man sofort reagieren.
Man befürchtet, ins Stottern zu geraten oder sich zu versprechen. Viele Menschen empfinden dies als peinlich und schämen sich dafür, ein Gespräch am Telefon nicht „fehlerfrei“ führen zu können.
Symptome wie bei einer Panikattacke
Dazu kommt, dass Anrufer den Menschen am anderen Ende der Leitung nicht sehen. „Das macht Telefonieren ein bisschen verstörend“, sagt Schöllhammer. Wenn der Gesprächspartner nicht antwortet, sieht man nicht, ob er genervt, unaufmerksam, abgelenkt ist – oder einfach nicht verstanden hat. Die gute Nachricht: Telefonieren lässt sich trainieren. Sogar dann, wenn hinter der Angst vor Anrufen tiefere Gründe stecken.

Christine Rummel-Kluge hat immer wieder mit Menschen zu tun, für die Telefonate ein echtes Problem sind. „Kalter Schweiß, Herzklopfen, trockener Mund – Symptome wie bei einer Panikattacke“, beschreibt die Ärztin, die an der Uniklinik in Leipzig eine Spezialambulanz für Angststörungen leitet, die Probleme ihrer Patienten.
Solche Fälle seien keine Seltenheit, meist träten sie im Rahmen von Sozialphobien auf, sagt Rummel-Kluge. Es tauchten zwar immer wieder auch Begriffe wie Telefon- oder Telefonierphobie auf, das sei aber keine eigene Erkrankung. Und doch gibt es ein paar Tipps, was Sie gegen die Angst vor dem Telefonieren tun können.
Tipp 1: Telefonieren mit einer vertrauten Person trainieren
„Die Hürde verkleinert sich nur, wenn man übt“, sagt Christine Rummel-Kluge. Kliniken bieten dafür etwa Trainings für soziale Kompetenz an. In Rollenspielen können kritische Situationen durchgespielt werden. Freunde, Angehörige oder Kollegen sollten lieber Hilfe anbieten, als dem anderen alles abzunehmen, rät die Ärztin.
Das kann durch Ermutigen passieren, indem man schwierige Gespräche übt, in die Rolle etwa des Vermieters oder des wütenden Kunden schlüpft und im Anschluss konstruktives Feedback gibt. Vielen ist aber schon geholfen, wenn man sie einfach ernst nimmt.
Tipp 2: Wichtige Botschaften vorher aufschreiben
Wenn die Aufregung vor einem Anruf steigt, kann man sich gut mit Papier und Stift vorbereiten, erklärt Schöllhammer. Wichtige Botschaften sollte man sich vorher aufschreiben, ebenso den Namen des Gesprächspartners, das Thema oder das eigene Anliegen. In schwierigen Situationen sind vorformulierte Antworten ein Rettungsanker, etwa: „Ich mache mich kundig und rufe zurück.“
Tipp 3: Lächeln Sie!
Wichtig: Dabei dürfen ruhig auch Fehler passieren, nicht jedes Telefonat muss perfekt laufen, beruhigt Schöllhammer. „Lieber fünf schlechte als gar keines.“ Sonst werde die Angst vor einem Telefonat nur noch größer. Zudem rät die Psychologin dazu, zu lächeln und sich auf die Atmung zu konzentrieren. „Das versetzt einen gleich in eine andere Stimmung.“ ■