„Verlierer der Inflation“

Vier von zehn Rentnern bekommen weniger als 1250 Euro monatlich!

Dramatische Zahlen vom Statistischen Bundesamt: So viel Rente bekommen Männer und Frauen wirklich. 

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Bei vielen Rentnern ist das Geld knapp.
Bei vielen Rentnern ist das Geld knapp.Lino Mirgeler/dpa

Mehr als sieben Millionen Rentnerinnen und Rentner in Deutschland müssen laut einer Berechnung des Statistischen Bundesamtes monatlich mit weniger als 1250 Euro netto auskommen. Das sind mehr als 42 Prozent aller Rentenempfänger in Land, wie aus der Erhebung auf Anfrage des Linken-Abgeordneten Dietmar Bartsch hervorgeht vorliegt. Mehr als fünf Millionen der Betroffenen sind demnach Frauen.

Auf weniger als 1000 Euro im Monat kommt der Berechnung zufolge etwa jeder vierte Rentenempfänger. Die durchschnittliche Brutto-Rente hierzulande lag laut dem Rentenatlas 2023 der Deutschen Rentenversicherung im Jahr 2022 bei 1728 Euro bei den Männern und 1316 Euro bei den Frauen.

Renten-Realität: Kann man von weniger als 1000 Euro im Monat leben?
Renten-Realität: Kann man von weniger als 1000 Euro im Monat leben?Stephan Scheuer/dpa

Rentner sind „Hauptverlierer der Inflation“

Angesichts dieser Zahlen sprach Linken-Politiker Bartsch von einem „Armutszeugnis für unser Land“. Die Rentnerinnen und Rentner seien die „Hauptverlierer der Inflation“, sagte er dem RND. Bartsch forderte die Bundesregierung auf, tätig zu werden. „Wir brauchen in diesem Jahr eine einmalige und zusätzliche Rentenerhöhung um zehn Prozent, um zumindest die Inflation auszugleichen“, sagte er.

Ifo-Institut will Rente ab 69

Derweil plädiert das Ifo-Institut für die Kopplung des Rentenalters an die Lebenserwartung. Die Niederlande, Schweden und Finnland hätten das bereits beschlossen, sagte Ifo-Rentenexperte Joachim Ragnitz. Die Niederländer müssten bei einer Verlängerung der Lebenserwartung um drei Jahre zwei Jahre länger arbeiten, ein Jahr länger bekämen sie Rente. Das Verhältnis von Rentnern zu Erwerbstätigen bleibe damit stabil bei rund 40 Prozent, statt auf fast 50 Prozent zu steigen, schrieben die Dresdner Wirtschaftsforscher in einem Aufsatz.

Wenn die Rentensteigerungen an die Inflationsrate gekoppelt würden statt wie heute an die Lohnsteigerungen, würde das den Anstieg der Rentenausgaben ebenfalls bremsen. Dagegen halten es die Ifo-Forscher für nicht sinnvoll, die Selbstständigen und Beamten in die Beitragszahlung einzubeziehen. Kurzfristig würde das die Rentenkassen zwar entlasten. „Langfristig jedoch würden die Auszahlungen für diese Gruppen erheblich höher ausfallen, unter anderem, weil sie eine höhere Lebenserwartung hätten.“

In Deutschland könnten 65-Jährige heute mit durchschnittlich zehn bis elf Jahren „Lebenserwartung bei guter Gesundheit“ rechnen. Nach dem niederländischen Modell würde sich das Renteneintrittsalter bis 2061 schrittweise auf 69 Jahre erhöhen.