„Keine Überlebenden“

Russische Militärmaschine mit mehr als 70 Menschen an Bord abgestürzt

Ein russisches Militärtransportflugzeug mit mehr als 70 Menschen an Bord ist an der Grenze zur Ukraine abgestürzt. Es gibt laut Moskau keine Überlebenden.

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Ein Militärlastwagen wird auf dem Flughafen Tschkalowski außerhalb von Moskau in eine Iljuschin Il-76 geladen.
Ein Militärlastwagen wird auf dem Flughafen Tschkalowski außerhalb von Moskau in eine Iljuschin Il-76 geladen.Alexei Yereshko/Russian Defense Ministry Press Service/AP/dpa/Symbolbild

Ein russisches Militärtransportflugzeug mit mehr als 70 Menschen ist am Mittwoch über dem Gebiet Belgorod an der Grenze zur Ukraine abgestürzt. Es gebe keine Überlebenden, erklärte das Verteidigungsministerium in Moskau.

An Bord der Maschine vom Typ Iljuschin Il-76 seien neun russische Besatzungsmitglieder gewesen sowie 65 ukrainische Kriegsgefangene, meldete die russische Nachrichtenagentur Tass. Die Gefangenen seien zu einem geplanten Austausch geflogen worden. Für diese Angaben gab es zunächst keine weitere Bestätigung.

In Kiew meldete das Nachrichtenportal „Ukrajinska Prawda“ unter Berufung auf Militärquellen, die ukrainische Seite bestätige den Absturz. Nach Angaben aus dem Generalstab habe das Flugzeug jedoch Flugabwehrraketen vom Typ S-300 an die Front bringen sollen. Ursprünglich hatte die „Ukraijinska Prawda“ gemeldet, das ukrainische Militär habe von einem Abschuss des Flugzeugs gesprochen. Diese Fassung wurde später geändert.

Gouverneur: Keine Überlebenden nach Absturz

Bei dem Absturz gibt es nach offiziellen russischen Angaben keine Überlebenden. „Alle Insassen an Bord sind ums Leben gekommen“, schrieb der Gouverneur der Region Wjatscheslaw Gladkow am Mittwoch auf seinem Telegram-Kanal. Der Absturzort sei abgesperrt, die Unglücksursache werde untersucht, fügte er hinzu. Zuvor hatten russische Politiker erklärt, Kiew habe das Flugzeug mit ukrainischen Kriegsgefangenen an Bord abgeschossen.

Gladkow machte keine Angaben zur Anzahl der Insassen. Das russische Verteidigungsministerium und der Chef des Verteidigungsausschusses in der russischen Staatsduma, Andrej Kartapolow, hatten kurz zuvor von 65 Kriegsgefangenen und 9 Besatzungsmitgliedern gesprochen. Demnach habe die Maschine die ukrainischen Soldaten zu einem Austausch von Gefangenen geflogen. Dieser sei durch den Absturz verhindert worden. Die Ukraine äußerte sich zunächst nicht zu diesen Angaben.

Moskau: „Kiew wusste über Gefangenenaustausch bestens Bescheid“

Unterdessen machen russische Politiker der Regierung in Kiew schwere Vorwürfe. „Die ukrainische Führung wusste bestens über den geplanten Gefangenenaustausch Bescheid, wurde darüber informiert, wie die Gefangenen transportiert werden“, sagte der Chef des Verteidigungsausschusses der Staatsduma, Andrej Kartapolow, am Mittwoch in Moskau. Beweise für seine Darstellung legte er nicht vor. Abgeschossen worden sei die Maschine mit amerikanischen oder deutschen Flugabwehrraketen, behauptete er.

Am Mittwochabend hat die Ukraine bestätigt, dass an diesem Tag eigentlich ein Austausch von Kriegsgefangenen geplant gewesen war. „Heute hätte ein Gefangenenaustausch stattfinden sollen, der nicht stattfand“, teilte der ukrainische Militärgeheimdienst Hur am frühen Abend mit. Die Version aus Moskau, wonach die ukrainischen Gefangenen an Bord der abgestürzten russischen Maschine saßen und nun tot sind, bestätigte Kiew nicht. Stattdessen hieß es in der Mitteilung: „Derzeit haben wir keine verlässliche und umfassende Information darüber, wer genau und wie viele sich an Bord des Flugzeugs befanden.“

Die Ukraine wehrt seit fast zwei Jahren einen russischen Angriffskrieg ab – an diesem Mittwoch ist der 700. Kriegstag.■