Würdeloses Gezerre

Russische Behörden wollen Nawalnys Leiche nicht seiner Mutter übergeben

Die Behörden legen der Mutter des verstorbenen Kremlkritikers Alexej Nawalny erneut Steine in den Weg. Sie geben die Leiche ihres Sohnes nicht frei.

Teilen
Ljudmila Nawalnaja, Mutter des in Haft gestorbenen Kremlgegners Nawalny, hatte sich per Videobotschaft an Kremlchef Putin mit der Bitte um Herausgabe des Leichnams gewandt.
Ljudmila Nawalnaja, Mutter des in Haft gestorbenen Kremlgegners Nawalny, hatte sich per Videobotschaft an Kremlchef Putin mit der Bitte um Herausgabe des Leichnams gewandt.Uncredited/Navalny Team/AP/dpa

Ljudmila Nawalnaja sei am Freitag von einem der Ermittler ultimativ aufgefordert worden, umgehend einer Bestattung ohne öffentliche Verabschiedung zuzustimmen, ansonsten werde Nawalny in der Strafkolonie begraben, berichtete Sprecherin Kira Jarmysch auf der Plattform X (ehemals Twitter). „Sie weigerte sich, mit dem Ermittlungskomitee zu verhandeln, da dieses nicht befugt sei, zu entscheiden, wie und wo ihr Sohn beerdigt werden solle.“ Nawalnaja habe vielmehr auf Einhaltung des Gesetzes bestanden, nach dem die Ermittler verpflichtet seien, die Leiche innerhalb von zwei Tagen nach Feststellung der Todesursache, in diesem Fall also Samstag, zu übergeben.

Nawalnys Mutter bestehe darauf, „dass die Behörden die Beerdigung und die Trauerfeier nach den üblichen Gepflogenheiten stattfinden lassen“.  Die Mutter des im russischen Straflager gestorbenen Kremlgegners hatte nach tagelangem Warten erst am Donnerstag Zugang zu seiner Leiche erhalten. Sie habe den Körper ihres Sohnes in der Leichenhalle zu sehen, aber nicht ausgehändigt bekommen, teilte Ljudmila Nawalnaja in einem Video mit. Der 47-Jährige war am Freitag vergangener Woche im Straflager gestorben. Seither hatte die Mutter die Leiche in der Region am Polarkreis gesucht. Sie forderte erneut in dem Video, dass ihr der Leichnam ausgehändigt werde, damit sie ihn beerdigen könne.

Nawalnys Mutter hatte Moskau vorgeworfen, ihren Sohn heimlich beerdigen zu wollen

Nawalnaja hatte dem Machtapparat schon am Donnerstag vorgeworfen, sie zu erpressen und ihren Sohn heimlich beerdigen zu wollen. „Sie stellen Bedingungen, wo, wann und wie ich Alexej beerdigen soll. Das ist gegen das Gesetz“, sagte sie. Nawalny ist am 16. Februar nach Behördenangaben im Straflager mit dem inoffiziellen Namen „Polarwolf“ in der sibirischen Arktisregion Jamal unter nicht geklärten Umständen ums Leben gekommen. Der durch den Giftanschlag und wiederholte Einzelhaft im Lager geschwächte Politiker soll bei einem Rundgang auf dem eisigen Gefängnishof zusammengebrochen und trotz Wiederbelebungsversuchen gestorben sein.■