Tendenz sichtbar

Türkei: Opposition führt vor Erdogan-Partei in landesweiter Wahl

Es wäre eine Sensation und das erste Mal seit mehr als zwei Jahrzehnten: Bei den Kommunalwahlen in der Türkei führt in den Auszählungen die Opposition vor Erdogans AKP.

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Wahlhelfer zählen in Istanbul Stimmen aus. Der Amtsinhaber von der CHP liegt vor der Erdogan-Partei AKP.
Wahlhelfer zählen in Istanbul Stimmen aus. Der Amtsinhaber von der CHP liegt vor der Erdogan-Partei AKP.Emrah Gurel/AP/dpa

Noch steht kein Ergebnis fest, aber in den ersten Auszählungen bei der Kommunalwahl in der Türkei liegt erstmals seit zwei Jahrzehnten in landesweiten Wahlen die Oppositionspartei CHP vor der AKP von Präsident Recep Tayyip Erdogan! Laut der Nachrichtenagentur Anadolu liegt die kemalistische CHP mit 37,16 Prozent vor der AKP mit 36,27 Prozent. 

Es sind jedoch erst 70 Prozent der Stimmen ausgezählt. Türkische Politikexperten sehen jedoch eine Tendenz. So ist in den bisherigen Ergebnissen die Dominanz der AKP in großen Teilen Anatoliens gebrochen.

Istanbul und Ankara bleiben vermutlich in CHP-Hand

Bei den Kommunalwahlen in der Türkei hat sich in der Metropole Istanbul ein Sieg des Amtsinhabers der Oppositionspartei CHP abgezeichnet. Nach der Auszählung von 71 Prozent der Stimmen lag Istanbuls regierender Bürgermeister Ekrem Imamoglu am Sonntagabend mit 50.4 Prozent der Stimmen vor seinem von Präsident Recep Tayyip Erdogan unterstützten Rivalen Murat Kuram, der auf 40,9 Prozent kam. Imamoglu erklärte am Abend seinen Sieg.

In der Hauptstadt Ankara kam CHP-Bürgermeister Mansur Yavas nach Auszählung von 46,4 Prozent der Stimmen auf 58,6 Prozent, der Kandidat von Erdogans Regierungspartei AKP auf 33,5 Prozent.

Beide Bürgermeister gehören der oppositionellen Partei CHP an und mussten sich bei der Wahl gegen Herausforderer von Erdgans Regierungspartei AKP durchsetzen.

CHP-Kandidaten führen in den meisten Millionenstädten

Auch in vielen weiteren wichtigen Städten des Landes liegen die Kandidaten der CHP vor der AKP. In den Millionenmetropolen Izmir, Bursa, Antalya, Adana und Mersin führen die Kandidaten der Opposition gegen Erdogan. 

Istanbul zeigte dabei auch schon bei der letzten Wahl den Weg für eine mögliche Trendwende. Vor Ekrem Imamoglus überraschendem Wahlsieg 2019 war Istanbul 25 Jahre lang in der Hand der AKP und deren Vorgängerparteien gewesen. Erdogan selbst hatte in der Metropole am Bosporus 1994 seine politische Karriere gestartet, als er dort zum Bürgermeister gewählt wurde.

Der Präsident hatte die Rückgewinnung Istanbuls als Wahlziel ausgegeben und dort seinen ehemaligen Umweltminister Murat Kurum ins Rennen geschickt. Auch in den von der Opposition geführten Großstädten Ankara und Izmir hatte er auf einen Sieg der AKP gehofft.