Tritt Biden bald zurück?

Obama rät Biden, seine Kandidatur zu überdenken

Die Debatte um Bidens Kandidatur ist mit voller Wucht zurück. Auch Obama soll erklärt haben, dass sei ehemaliger Vize die Kandidatur „überdenken“ soll.

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"Kandidatur überdenken": US-Präsident Joe Biden (r) und der ehemalige US-Präsident Barack Obama nehmen an einer Benefizveranstaltung in der Radio City Music Hall teil.
"Kandidatur überdenken": US-Präsident Joe Biden (r) und der ehemalige US-Präsident Barack Obama nehmen an einer Benefizveranstaltung in der Radio City Music Hall teil.Alex Brandon/AP/dpa

Nur wenige Tage nach dem Attentat auf Donald Trump kocht die Debatte über die Eignung des US-Präsidenten Joe Biden als Präsidentschaftskandidat der Demokraten wieder hoch. Vor und hinter den Kulissen ist der 81-Jährige mit neuen Forderungen konfrontiert, sich aus dem Wahlkampf um eine zweite Amtszeit zurückzuziehen.

In den USA liegt der republikanische Kandidat Donald Trump in den Umfragen derzeit vor dem demokratischen Präsidenten Joe Biden. Seit dem ersten Fernsehduell der beiden wird verstärkt darüber diskutiert, ob Biden noch fit genug für das Amt ist. Aus den Reihen seiner eigenen Partei werden die Rufe lauter, dass Biden seine Präsidentschaftsbewerbung überdenken sollte. Zu allem Überfluss infizierte sich der schwächelnde Präsident Biden nach Angaben aus dem Weißen Haus mit dem Coronavirus. Seinen Wahlkampf musste der Demokrat vorerst abbrechen.

Biden hat bislang alle Rückzugsforderungen zurückgewiesen und klargemacht, dass er nicht vorhat, seine Kandidatur hinzuwerfen. Der Demokrat steht wegen seines hohen Alters und Zweifeln an seiner geistigen Verfassung massiv unter Druck aus den eigenen Reihen. Nach dem Attentat auf den Republikaner Donald Trump bei einem Wahlkampfauftritt am Wochenende war die Debatte über Bidens Kandidatur kurzzeitig in den Hintergrund gerückt. Nun ist sie mit aller Wucht zurück.

Nach mehreren Parteikollegen rief der prominente demokratische Abgeordnete aus dem Repräsentantenhaus, Adam Schiff, den 81-Jährigen auf, aus dem Präsidentschaftsrennen auszusteigen. Die beiden Top-Demokraten im US-Kongress, Hakeem Jeffries und Chuck Schumer, warnten Biden laut Medienberichten zufolge davor, an seiner Präsidentschaftsbewerbung festzuhalten.

Laut Obama sollte Biden sein Festhalten an der Kandidatur überdenken

Hinter den Kulissen soll sich der „Washington Post“ zufolge auch der frühere Präsident Barack Obama gegenüber Verbündeten skeptisch geäußert haben. Laut einem am Donnerstag veröffentlichten Bericht soll der Demokrat vertrauten Personen gesagt haben, dass Bidens Chancen auf einen Wahlsieg stark gesunken seien und Biden sein Festhalten an der Kandidatur überdenken solle.

CNN hatte zuvor berichtet, auch die Spitzenpolitikerin und enge Vertraute Bidens, Nancy Pelosi, habe dem Präsidenten in einem Gespräch gesagt, er könne Trump im Rennen ums Weiße Haus nicht schlagen. Sie hat sich öffentlich bislang aber nicht offen gegen ihn gestellt. Die „New York Times“ schrieb unter Berufung auf informierte Kreise, Biden habe sich in den vergangenen Tagen offen für derartige Warnungen gezeigt habe und sich die Argumente angehört.

Nach dem positiven Coronatest zog sich Biden am Mittwoch mit leichten Symptomen in sein Privathaus in Rehoboth im Bundesstaat Delaware zurück. Er war am Mittwoch in Las Vegas im Bundesstaat Nevada unterwegs gewesen, um vor allem bei der hispanischen Bevölkerung um Stimmen zu werben. Nach dem Positivtest fielen zwei Wahlkampfauftritte ins Wasser.

Sein Arzt teilte mit, Biden sei mit Atemwegsbeschwerden, einer laufenden Nase und Husten bei ihm vorstellig geworden. Er habe seine erste Dosis des Covid-Medikaments Paxlovid bekommen. Biden gehört wegen seines hohen Alters zur Risikogruppe. Er war zuletzt im Sommer vor zwei Jahren positiv auf das Virus getestet worden.

Infolge des Trump-Attentats war es um Biden in den vergangenen Tagen etwas ruhiger geworden, bis am Mittwoch eine neue öffentliche Rückzugsforderung des Abgeordneten Schiff die Debatte neu befeuerte. Schiff, der sich um einen Posten im Senat bewirbt, erklärte, er habe ernsthafte Bedenken, ob Biden den Republikaner Trump im November besiegen könne.

Ein Vertrauter Nancy Pelosis sagt: „Es ist an der Zeit, den Weg für jemand anderen freizumachen“

Biden habe große Erfolge zu verbuchen, aber es sei an der Zeit, den Weg für jemand anderen freizumachen. „Es steht einfach zu viel auf dem Spiel“, mahnte er. Schiff ist ein Vertrauter der früheren demokratischen Vorsitzenden des Repräsentantenhauses, Pelosi. Beide haben ihre Wahlkreise in Kalifornien, dem bevölkerungsreichsten Bundesstaat.

Auch auf höchster Ebene bereitet Bidens Beharrlichkeit offenbar Sorgen. Sowohl Schumer, Mehrheitsführer im Senat, als auch Jeffries, Minderheitsführer im Repräsentantenhaus, hätten in der vergangenen Woche separat Gespräche mit Biden geführt und davor gewarnt, dass Bidens Festhalten an seiner Präsidentschaftsbewerbung dazu führen könne, dass die Demokraten die Kontrolle über beide Kongresskammern verlieren könnten, berichteten die „Washington Post“ und ABC News.

In einem am Mittwoch ausgestrahlten TV-Interview wurde Biden erneut danach gefragt, ob es irgendetwas gäbe, das ihn dazu bewegen könnte, seine Präsidentschaftsbewerbung aufzugeben. „Wenn ich ein medizinisches Problem hätte, das sich herausstellen würde, wenn jemand zu mir käme und sagte, Sie haben dieses oder jenes Problem“, antwortete Biden.■