Er brachte den Stein ins Rollen und seine Enthüllungen über Sicherheitsmängel beim US-Flugzeughersteller Boeing die Firma an den Rand der Pleite: Der Whistleblower John Barnett ist tot in seiner Garage aufgefunden worden. Er soll Selbstmord begangen haben, wie die britische BBC berichtet.
Barnett hatte bis zu seiner Pensionierung im Jahr 2017 insgesamt 32 Jahre lang bei dem ehemals führenden Flugzeughersteller Boeing gearbeitet. Der Tod wurde vom Kreisgerichtsmediziner von Charleston County gegenüber der BBC bestätigt.

Boeing-Whistleblower hatte Sicherheitsmängel bei Flugzeugbauer enthüllt
In den Tagen vor seinem Tod hatte Barnett Beweise in einem Gerichtsprozess gegen Boeing geliefert. Laut Barnett seien die Mitarbeiter gezwungen worden, Flugzeugteile zu montieren, die nicht den eigenen Sicherheitsstandards des Unternehmens entsprochen hätten. Auch habe es Probleme mit den Sauerstoffmasken für Notfälle gegeben.
Mitunter seien Teile montiert worden, die eigentlich hätten entsorgt werden sollen, weil sie nicht sicher gewesen seien. Dadurch habe man laut Barnett in einem Gespräch mit der BBC die Liefertermine halten wollen.
Barnett wehrte sich gegen Angriffe durch Boeing
Boeing habe seiner Ansicht nach auf eine schnelle Produktion gedrängt. Hinweise von Managern wie ihm habe der Konzern stattdessen ignoriert. Dadurch sei die Sicherheit gefährdet worden.
Barnett war ab 2010 als Qualitätsmanager im Boeing Werk in North Charleston im US-Bundesstaat South Carolina beschäftigt. Dort wurde zuletzt vor allem der Langstreckenjet Boeing 787 produziert, der auch „Dreamliner“ genannt wird. Der Whistleblower wehrte sich bis zuletzt gegen Angriffe gegen ihn und warf Boeing vor, seine Karriere sabotiert zu haben, weil der Konzern die Probleme habe vertuschen wollen.

Wichtiger Zeuge in Prozess gegen US-Flugzeugbauer
Erst in der vergangenen Woche war Barnett als Zeuge in dem Prozess verhört worden. Zu einer weiteren Anhörung war er jedoch nicht erschienen. Als die Behörden sein Hotel überprüfen ließen, wurde seine Leiche im Fahrzeug auf dem Parkplatz entdeckt. Laut Gerichtsmediziner sei er durch eine Schusswunde gestorben, die er sich selbst zugefügt habe.
Der US-Konzern Boeing steht mittlerweile mit dem Rücken zur Wand. Immer neue Skandale erschüttern den einstigen Weltmarktführer der Luftfahrtbranche, während der europäische Konkurrent Airbus mit der Produktion gar nicht hinterherkommt.
Im Januar hatte eine Boeing 737 Max der Alaska Airlines kurz nach dem Start eine Tür verloren und musste notlanden. Das Schreckensvideo machte schnell die Runde. Auch anderen Flugzeugunglücke und Störfälle mit Boeings rückten daraufhin in den Mittelpunkt. Auch die US-Luftfahrtbehörde hatte schwere Mängel bei den Sicherheitsstandards bei Boeing gefunden.
Tod von Barnett dürfte Verschwörungstheorien befeuern
Boeing teilte nach dem Bekanntwerden des Todes von Barnett sein Beileid über den mutmaßlichen Suizid mit: „Wir sind traurig über den Tod von Herrn Barnett und unsere Gedanken sind bei seiner Familie und seinen Freunden.“
Der Vorfall lässt derweil bereits Verschwörungstheorien hochkochen. „Er wurde geepsteint“, schrieb ein Kommentator unter den BBC-Beitrag und bezog sich dadurch auf den tot in seiner Zelle aufgefundenen und wegen Missbrauchs angeklagten US-Milliardär Jeffrey Epstein. Dessen Tod sorgt bis heute für reichlich Diskussion in den USA. Mit Barnetts Tod dürften diese nicht kleiner werden.
Telefonseelsorge: Unter 0800–1110111 oder 0800–1110222 erreichen Sie rund um die Uhr Mitarbeiter, mit denen Sie Ihre Sorgen und Ängste teilen können. Auch ein Gespräch via Chat ist möglich. telefonseelsorge.de
Kinder- und Jugendtelefon: Das Angebot des Vereins Nummer gegen Kummer richtet sich vor allem an Kinder und Jugendliche, die in einer schwierigen Situation stecken. Erreichbar montags bis samstags von 14 bis 20 Uhr unter 116111 oder 0800–1110333. Am Samstag nehmen die jungen Berater des Teams Jugendliche beraten Jugendliche die Gespräche an. nummergegenkummer.de
Muslimisches Seelsorge-Telefon: Die Mitarbeiter von MuTeS sind 24 Stunden unter 030–443509821 zu erreichen. Ein Teil von ihnen spricht auch Türkisch. mutes.de
Deutsche Gesellschaft für Suizidprävention: Eine Übersicht über alle telefonischen, regionalen, Online- und Mail-Beratungsangebote in Deutschland gibt es unter: suizidprophylaxe.de
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