„Sie sind nicht mein König!“

Charles wird von Politikerin angebrüllt

Eine indigene Senatorin machte ihrem Ärger über den Besuch des britischen Königs im australischen Parlament Luft. DAS alles warf sie Charles III. an den Kopf

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Eklat im australischen Parlament: Die australische Senatorin Lidia Thorpe äußerte lautstark ihren Ärger über die Regentschaft von König Charles.
Eklat im australischen Parlament: Die australische Senatorin Lidia Thorpe äußerte lautstark ihren Ärger über die Regentschaft von König Charles.Victoria Jones/PA Wire/dpa

Proteste ist König Charles gewohnt. Doch mit diesem Angriff hat der britische Monarch während seiner Australienreise vermutlich nicht gerechnet. Nach seiner Rede am Montag im australischen Parlament in Canberra wurde der 75-Jährige von einer Politikerin heftig attackiert.

„Sie sind nicht mein König, Sie sind nicht unser König!“, brüllte Lidia Thorpe in den Saal. Bevor die indigene Senatorin von Sicherheitsleuten abgeführt wurde, forderte sie noch: „Geben Sie uns unser Land zurück, geben Sie uns zurück, was Sie unserem Volk gestohlen haben!“. Bereits beim Klang der Nationalhymne des Vereinigten Königreichs – „God Save the King“ – hatte sich die Politikerin demonstrativ umgedreht und dem Haus den Rücken zugewandt.

Australien war mehr als 100 Jahre lang britische Kolonie. In dieser Zeit wurden tausende indigene Australier getötet und ganze Gemeinschaften vertrieben. Das Land wurde im Jahr 1901 unabhängig, vollzog jedoch nie den Schritt zu einer Republik. Der britische König Charles ist somit das australische Staatsoberhaupt.

Protest gegen Charles als Staatsoberhaupt

Lidia Thorpe warf den europäischen Siedlern in ihrer fast einminütigen Tirade „Völkermord“ an den indigenen Völkern Australiens vor. Die Senatorin ist für ihre strikte Ablehnung der Monarchie bekannt. Als sie 2022 als Mitglied des Senats vereidigt wurde, ballte sie die Faust und schwor widerwillig, Königin Elizabeth II. zu dienen, die damals das Staatsoberhaupt war. „Ich, Lidia Thorpe, schwöre feierlich und aufrichtig, dass ich der kolonisierenden Königin Elisabeth II. treu und ergeben sein werde“, sagte die Politikerin damals und wurde daraufhin von der Senatsvorsitzenden gerügt.

Das britische Königspaar Charles und Camilla im australischen Parlament, rechts von ihnen Australiens Premier Anthony Albanese, links dessen Partnerin Jodie Haydon.
Das britische Königspaar Charles und Camilla im australischen Parlament, rechts von ihnen Australiens Premier Anthony Albanese, links dessen Partnerin Jodie Haydon.Lukas Coch / Pool / AFP

Charles und seine Frau Camilla sind bereits seit Freitag in Australien, das offizielle Programm begann aber erst am Sonntag mit einem Gottesdienst in Sydney – an dessen Rande es bereits kleinere Proteste gegen die Monarchie gab, die sich nun in der Hauptstadt Canberra fortsetzten. Abgesehen von grundsätzlichen Vorbehalten dagegen, dass der König weiterhin als Staatsoberhaupt einer parlamentarischen Demokratie am anderen Ende der Welt firmiert, fordern Vertreter der indigenen Australier Reparationen für Vertreibungen der Aborigines zu Zeiten als britische Kolonie.

Erste Fernreise von Charles seit seiner Krebserkrankung

Insgesamt standen für Charles und Camilla am Montag 17 Termine an, wie der australische Sender ABC berichtete. So legte das Königspaar einen Kranz am Australian War Memorial in Canberra nieder, mit dem das Land jener Soldaten gedenkt, die seit der Kolonialzeit bis heute in Konflikten auf der ganzen Welt gefallen sind. Danach folgte der Besuch im Parlament, wo beide von Premierminister Anthony Albanese empfangen wurden. „Seit Ihrem ersten Besuch im Jahr 1966 haben die Australier Sie in ihre Herzen geschlossen, so wie Sie uns in ihr Herz geschlossen haben“, sagte Albanese.

Für Charles ist es die erste Fernreise, seit er vor einigen Monaten eine Krebserkrankung öffentlich machte. Seine Behandlung hat er britischen Medien zufolge wegen des Besuchs unterbrochen. Am Mittwoch will das Paar zum Commonwealth-Gipfel in den pazifischen Inselstaat Samoa nordöstlich von Fidschi weiterreisen. Dem Staatenbund gehören vor allem frühere britische Kolonien an. ■