Flugzeuge von Tuifly in Hannover - der Reisekonzern Tui will den deutschen Ferienflieger um rund die Hälfte verkleinern.
Flugzeuge von Tuifly in Hannover - der Reisekonzern Tui will den deutschen Ferienflieger um rund die Hälfte verkleinern. Foto: dpa/Julian Stratenschulte

Die Zahl der Jets soll etwa halbiert werden, Hunderte Arbeitsplätze und drei Standorte stehen auf der Kippe: Der angekündigte harte Sparkurs bei der Fluggesellschaft Tuifly bringt die Belegschaft auf die Barrikaden. Sie gibt dem Management eine Mitschuld an der jetzigen Situation und will um jeden einzelnen Arbeitsplatz kämpfen.

Am runden Tisch in seinem Minsterium will am Montag Niedersachsens Wirtschaftsminister Bernd Althusmann (CDU) zwischen Konzernspitze und Arbeitnehmerseite vermitteln. Doch bisher scheint ein Kompromiss unmöglich.

700 Beschäftigte sollen trotz Kredithilfen gehen

„Den Plänen des Managements, massenhaft Personal freizusetzen, werden wir gemeinsam mit allen Mitteln entgegentreten und für jeden einzelnen Arbeitsplatz, egal an welcher Stelle unseres Unternehmens, kämpfen“, macht ein Krisenstab der Arbeitnehmervertreter von Tuifly in einem internen Brief klar.

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Das Schreiben ist unter anderem unterzeichnet von Betriebsräten sowie von den Gewerkschaften Verdi und Vereinigung Cockpit (VC). VC geht davon aus, dass 700 Beschäftigte im Flugdienst, darunter etwa 270 Piloten, gehen müssen. Insgesamt gibt es bei Tuifly rund 2000 Vollzeitstellen, davon 1400 Piloten und Flugbegleiter.

Niedersachsens Wirtschaftsminister Bernd Althusmann (CDU) will im Streit vermitteln.
Niedersachsens Wirtschaftsminister Bernd Althusmann (CDU) will im Streit vermitteln. Foto: dpa/Christophe Gateau

„Alle Mitbestimmungsorgane und beide Gewerkschaften sind sich absolut einig darin, dass wir diese vollkommen überzogenen, ungerechtfertigten und vor allem von uns unverschuldeten Massenentlassungen mit maximalem Druck von unserer Seite beantworten werden müssen“, erklärte ein Mitarbeiter-Krisenstab von Tuifly.

Auch Missmanagement schuld am Schieflage des Konzerns

Schließlich sei nicht allein die Viruskrise Grund für die schwierige Lage des Konzerns. „Insbesondere die überzogenen Dividendenausschüttungen der letzten Geschäftsjahre an die Aktionäre in Verbindung mit der zu geringen Finanzausstattung des Tui-Konzerns, beides Entscheidungen des Konzernmanagements, haben den gesamten Konzern in große Gefahr gebracht.“ Es sei unverständlich, dass nun ausgerechnet mit Hilfe von durch Steuergelder abgesicherten Krediten massive Einsparungen bei Tuifly umgesetzt werden sollten. 

Verdi hofft, dass die Kürzungen deutlich redzuiert werden. Der Tuifly-Aufsichtstrat will am 18. Juni über die Jobabbau-Pläne entscheiden.