Dreiste Wahlwerbung

Identitätsklau: Trump wirbt mit deutschem Model – die weiß von nichts!

Das deutsche Model Debbie Nederlof (32) entdeckt schockiert, dass ihr Gesicht plötzlich im US-Wahlkampf auftaucht. Als glühende Trump-Unterstützerin „Luna“!

Author - Michael Heun
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Dreist: Trump macht Wahlkamp mit Bildern der Deutschen Debbie Nederlof.
Dreist: Trump macht Wahlkamp mit Bildern der Deutschen Debbie Nederlof.Charlie Neibergall/dpa

„Good Morning to everyone except Kamala Harris“ (Guten Morgen an alle, außer Kamala Harris), „If you stand with Trump, i want to follow you“ (Wenn du zu Trump stehst, will ich dir folgen): Die hübsche Luna macht beim Kurznachrichtenportal X kein Geheimnis aus ihren politischen Vorlieben. Sie wirbt für Donald Trump (78) – und das sehr aggressiv. Das klitzekleine Problem: Luna gibt es gar nicht. Und die Frau, deren Fotos wir sehen, stammt aus Deutschland – und weiß von nichts.  

Es klingt wie aus einem schlechten Film: Das deutsche Model Debbie Nederlof (32) entdeckte schockiert, dass ihr Gesicht plötzlich im US-Wahlkampf auf X (ehemals Twitter) auftauchte – und zwar als glühende Trump-Unterstützerin. „What the f…?“, war ihre erste Reaktion. Kein Wunder, schließlich hat die 32-Jährige aus Trier mit US-Politik rein gar nichts am Hut.

Was war passiert? Ein Fake-Profil unter dem Namen „Luna_2K24“ postete regelmäßig Pro-Trump-Inhalte und verbreitete sogar Verschwörungstheorien über Vizepräsidentin Kamala Harris (59). Rund 30.000 Follower lasen begeistert mit. „Heute ist ein guter Urlaubstag für mich, also folge ich so vielen MAGA-Trump-Anhängern zurück, wie möglich“ – solche Botschaften tauchten unter den gestohlenen Bildern von Debbie auf (MAGA stehe als Abkürzung für Trumps Slogan „Make America great again“). Doch das Model wusste bis zu einer CNN-Recherche nichts davon!

Ein Netzwerk aus Fake-Accounts

Debbie ist nicht die einzige Betroffene. Laut der Enthüllung des US-Senders CNN sind insgesamt 17 Frauen aus Europa in die perfide Kampagne involviert, ohne es zu wissen. Ihre Bilder wurden für Fake-Accounts auf X verwendet, um Propaganda für Trump und den republikanischen Senator J.D. Vance zu machen. Besonders bitter: Viele dieser Konten tragen sogar den blauen Verifizierungshaken, der eigentlich für Authentizität stehen sollte.

„Das blaue Häkchen war mal ein Zeichen für echte Profile“, erklärt RTL-Verifizierungsexperte Andreas Greuel. Doch seit Elon Musk die Plattform X übernommen hat, kann man sich den Haken kaufen – und das nutzen Kriminelle gezielt aus. So entstand ein Netzwerk aus Fake-Accounts, das Donald Trump und andere Republikaner massiv unterstützt.

Plötzlich war Debbie „Luna“ und eine glühende Trump-Anhängerin.
Plötzlich war Debbie „Luna“ und eine glühende Trump-Anhängerin.X/@Luna_2K24

Debbie Nederlof: „Ich habe nichts mit Trump zu tun!“

Für Debbie Nederlof ist das alles unfassbar. „Was zum Teufel geht mich – aus einem kleinen Ort in Deutschland – die US-Politik an?“, fragt sie schockiert. Tatsächlich hat sie als alleinerziehende Mutter und Model auf Instagram über 74.000 Follower, doch mit Politik hat sie nichts zu tun – schon gar nicht der amerikanischen. 

CNN und das Centre for Information Resilience (CIR) deckten auf, dass diese Accounts oft dieselben, fehlerhaften englischen Botschaften posten. Experten vermuten dahinter eine koordinierte Aktion, möglicherweise sogar aus dem Ausland. Was sicher ist: Es handelt sich um massive Manipulation, die gezielt auf Trump-Anhänger abzielt.

Identitätsdiebstahl: Ein wachsendes Problem

Für Debbie ist es nicht das erste Mal, dass ihre Bilder gestohlen wurden. Schon früher wurde ihr Gesicht für Fake-Profile oder sogar eine falsche Spendenaktion auf „GoFundMe“ missbraucht, bei der mehrere Tausend US-Dollar gesammelt wurden. Doch in den US-Wahlkampf verwickelt zu werden, ist für sie eine neue Dimension des Identitätsdiebstahls.

Der Prozess, solche Fake-Accounts entfernen zu lassen, ist mühsam. „Ich würde mir wünschen, dass Plattformen schneller reagieren“, fordert Debbie. Tatsächlich sei es ein zeitraubender Kampf, ständig gegen den Missbrauch der eigenen Bilder vorzugehen.

Schutz vor Bildklau? Nur schwer möglich!

Doch was können Influencer und Nutzer überhaupt tun, um sich zu schützen? „Leider kann man sich nur nachträglich wehren“, erklärt RTL-Experte Andreas Greuel. Auf öffentlichen Profilen mit vielen Followern sei es schwer, die Kontrolle über die eigenen Bilder zu behalten. Der Diebstahl von Fotos sei inzwischen eine gängige Praxis, vor allem, wenn es um politische oder finanzielle Interessen gehe. Greuel rät, die eigenen Konten, wo möglich, auf „privat“ zu stellen, um zumindest eine gewisse Kontrolle zu behalten.

Debbie überlegt nun, rechtliche Schritte einzuleiten. Kurz nach der Veröffentlichung des CNN-Berichts wurden ihre Bilder zumindest von dem Fake-Account gelöscht. Doch das Vertrauen in soziale Netzwerke hat die 32-Jährige verloren. ■