Günter Guillaume – ein Name hat eine ganze Generation geprägt. Anfang der 1970er-Jahre war es der Staatssicherheit der DDR gelungen, einen Spion bis in den innersten Zirkel der Macht der Bundesrepublik zu bringen. Im Westen fragten sie sich: Wie konnte das nur möglich sein? Im Osten lautete die Frage: Wie haben wir das bloß geschafft?
Egal, was sich alles vor 50 Jahren abgespielt hat. Es war eine Zeit, in der die beiden deutschen Staaten sich alles zugetraut haben. Bis hin zu Dingen, die nicht vorstellbar sind. Der Kalte Krieg hatte die Sinne über alle Maßen geschärft. Und das war gut so.
Die Sinne der Wachsamkeit haben seit der deutschen Wiedervereinigung nachgelassen
Mittlerweile sind die Jahre ins Land gegangen. Die Sinne haben seit der deutschen Wiedervereinigung nachgelassen. Die Mitarbeiter beim BND mögen mir diese saloppe Ausdrucksweise nachsehen. Aber bei der Wahl der Mittel des Gegners hat die Unvorstellbarkeit abgenommen. Weil in den vergangenen Jahren das Wort Gegner kaum einen realen Feind betitelte.
Spätestens seit dem Überfall Russlands auf die Ukraine hat sich das Vorstellbare wieder ungemein erweitert. Der deutsche Geheimdienst muss seinen Gegner nicht nur erkennen, er muss ihm auch alles Böse zutrauen. Nur auf dieser Basis kann es gelingen, im Eiltempo in allen Bereichen wieder auf Betriebstemperatur zu kommen.