Trauer um 80.000 Tote in Deutschland

Corona-Gedenken: „Ihr seid nicht allein in Eurem Leid“

Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier ruft bei der Gedenkfeier für die Verstorbenen der Corona-Pandemie die Gesellschaft zum Zusammenhalt auf.

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Unter den Gästen in der Gedächtniskirche waren auch Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier (M) und Kanzlerin Angela Merkel (CDU, r).
Unter den Gästen in der Gedächtniskirche waren auch Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier (M) und Kanzlerin Angela Merkel (CDU, r).Foto: dpa/Gordon Welters/KNA-POOL

79.914 Tote allein in Deutschland – die Corona-Pandemie hat viele Opfer gekostet und viel Leid verursacht. In einer zentralen Gedenkveranstaltung versicherte Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier am Sonntag den Hinterbliebenen, dass sie in ihrem Schmerz nicht allein seien und rief die Gesellschaft in Deutschland zum Zusammenhalt in der Corona-Pandemie auf. 

Pandemie schlug tiefe Wunden

Die Pandemie habe „tiefe Wunden geschlagen und auf schreckliche Weise Lücken gerissen“, sagte er. „Wir sind ermüdet von der Last der Pandemie, und wundgerieben im Streit um den richtigen Weg. Auch deshalb brauchen wir einen Moment des Innehaltens, einen Moment jenseits der Tagespolitik, einen Moment, der uns gemeinsam einen Blick auf die menschliche Tragödie der Pandemie erlaubt.“

Kanzlerin Angela Merkel (CDU) hält eine Kerze während der zentralen Gedenkfeier im Konzerthaus am Gendarmenmarkt.
Kanzlerin Angela Merkel (CDU) hält eine Kerze während der zentralen Gedenkfeier im Konzerthaus am Gendarmenmarkt.Foto: dpa/Michael Sohn

Steinmeier sagte: „Wir wollen heute als Gesellschaft derer gedenken, die in dieser dunklen Zeit einen einsamen und oft qualvollen Tod gestorben sind.“ Den um ihre gestorbenen Angehörigen Trauernden wolle man sagen: „Ihr seid nicht allein in Eurem Leid, nicht allein in Eurer Trauer.“

An der von Steinmeier ausgerichteten Gedenkfeier nahmen fünf Hinterbliebene teil. Im zuvor veranstalteten Gottesdienst kamen auch von der Pandemie direkt betroffene Menschen zu Wort. Ein Mann berichtete, mit einer Covid-19-Erkrankung mehrere Wochen ohne eine Besuchsmöglichkeit für seine Frau und Tochter im Koma gelegen und dabei noch einen Herzinfarkt erlitten zu haben. „Mehrmals stand es Spitz auf Knopf, aber ich habe überlebt.“

Neben der Trauer gebe es bei manchen Menschen auch „Verbitterung und Wut“, sagte Steinmeier weiter. Er könne dies verstehen. „Die Politik musste schwierige, manchmal tragische Entscheidungen treffen, um eine noch größere Katastrophe zu verhindern.“

Auch die Politik habe lernen müssen. Wo es Fehler und Versäumnisse gegeben habe, müssten diese aufgearbeitet werden, aber nicht an diesem Tag, sagte Steinmeier. „Meine Bitte ist heute: Sprechen wir über Schmerz und Leid und Wut. Aber verlieren wir uns nicht in Schuldzuweisungen, im Blick zurück, sondern sammeln wir noch einmal Kraft für den Weg nach vorn, den Weg heraus aus der Pandemie, den wir gehen wollen und gehen werden, wenn wir ihn gemeinsam gehen.“