Schwelender Konflikt

China schickt Spionage-Ballons nach Taiwan

Drohgebärde aus Peking gegenüber dem Inselnachbarn verschärft das Verhältnis zwischen China und Taiwan wieder erheblich.

Teilen
Über der Insel Taiwan wurden mehrere geheimnisvolle Ballons entdeckt.
Über der Insel Taiwan wurden mehrere geheimnisvolle Ballons entdeckt.twitter/taiwanplusnews

Kriegsgefahr in Taiwan? Auf der Insel vor Chinas Küste blickt man dieser Tage sorgenvoll in den Himmel. Denn der Nachbar China scheint mit mutmaßlichen Spionage-Ballons zu provozieren. Das Verteidigungsministerium in Taipeh meldete die Entdeckung von vier chinesischen Ballons jenseits der Mittellinie der Straße von Taiwan. Drei der vier Flugobjekte flogen einer am Mittwoch vom Ministerium veröffentlichen Grafik zufolge direkt über taiwanischem Gebiet, nachdem sie südwestlich der Militärbasis Ching Chuan Kang in der Stadt Taichung erschienen seien.

Die Ballons haben sich dem Erdboden bis auf gut 3650 Meter genähert, hieß es. Bereits am Dienstag waren über Taiwan Ballons entdeckt worden, seit Dezember stellte das Verteidigungsministerium in Taipeh in sechs Fällen Ballons fest. Zu den am Mittwoch festgestellten Ballons erklärte das Ministerium, es werde sie „genau beobachten“ und je nach ihrer Beschaffenheit, Höhe und möglicher Gefahren „angemessene Maßnahmen“ ergreifen.

Chinesische Spionage-Ballons über den USA

Im Februar vergangenen Jahres hatten der Überflug eines mutmaßlichen chinesischen Spionage-Ballons über die USA und sein Abschuss durch die amerikanischen Streitkräfte für einen diplomatischen Eklat zwischen Washington und Peking gesorgt.

Das Verhältnis zwischen China und Taiwan hatte sich zuletzt wieder erheblich verschärft. Seit der politischen Spaltung zwischen Festlandchina und Taiwan im Jahr 1949 betrachtet Peking die demokratische selbstverwaltete Insel als abtrünniges Gebiet, das es wieder mit dem Festland vereinigen will. In den vergangenen Jahren hat die Präsenz chinesischer Kriegsschiffe und Armeeflugzeuge rund um Taiwan deutlich zugenommen.

Konfliktexperte Ou Sifu vom taiwanischen Institut für nationale Verteidigung und Sicherheitsforschung sieht in den Ballons nach eigenen Aussagen ein Mittel der „psychologischen Kriegsführung“. China wolle mit diesem „Instrument der militärischen Einschüchterung“ erreichen, dass mehr Menschen bei den bald anstehenden Präsidentschafts- und Parlamentswahlen in Taiwan Vertreter einer pro-chinesischen Position wählen, sagte Ou der Nachrichtenagentur AFP.

Der Ausgang der Wahl dürfte entscheidend für das künftige Verhältnis zwischen Taipeh und Peking sein – und wird in Peking und Washington mit Spannung erwartet. ■