Chrupalla aus Klinik entlassen

Anschlag? Macht ein irrer Spritzen-Mann Jagd auf die AfD-Chefs?

Tino Chrupalla lag nach einem „tätlichen Übergriff“ in der Klinik, Alice Weidel soll „mutmaßliches Anschlagsziel“ gewesen sein. Sie floh nach Mallorca.

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Tino Chrupalla, AfD-Bundesvorsitzender, und Alice Weidel, AfD-Bundesvorsitzende, bei einer Pressekonferenz auf dem Bundesparteitag der AfD
Tino Chrupalla, AfD-Bundesvorsitzender, und Alice Weidel, AfD-Bundesvorsitzende, bei einer Pressekonferenz auf dem Bundesparteitag der AfDSebastian Kahnert/dpa

Großes Rätselraten um geplante oder bereits ausgeführte Anschläge auf das Führungspersonal der AfD. Fakt ist: Der AfD-Bundeschef Tino Chrupalla lag auf der Intensivstation eines Krankenhauses in Ingolstadt. Für den Wahlkampf-Endspurt in Bayern fällt er aus. Aber wie konnte es so weit kommen?

Laut einem Parteisprecher sei Chrupalla bei Bewusstsein und ansprechbar. Seine Haut weise eine „Einstichstelle“ auf, erklärte der Sprecher. Laut seiner Aussage liefen Untersuchungen auf mögliche Substanzen im Körper, die Polizei würde ermitteln. Einstichstelle? Substanzen im Körper? Das klingt nach einer Spritzen-Attacke. 

Am Donnerstag soll Chrupalla nach Angaben seiner Partei die Klinik wieder verlassen haben. „Tino Chrupalla konnte mittlerweile Ingolstadt verlassen und wird sich in weiterführende ärztliche Behandlung begeben“, hieß es am Donnerstagabend in einer Pressemitteilung der AfD. Alle geplanten Wahlkampftermine in Bayern seien abgesagt worden.

Polizei und Staatsanwaltschaft sprachen von einer „oberflächlichen Rötung bzw. Schwellung“. Die Staatsanwaltschaft hat zwar Ermittlungen gegen unbekannt wegen des Verdachts der Körperverletzung eingeleitet, hat aber bisher nach eigenen Angaben auch „keinerlei Erkenntnisse“, dass Chrupalla angegriffen wurde.

Die AfD blieb am Donnerstag zunächst bei ihrer ursprünglichen Darstellung, dass es einen „tätlichen Vorfall“ gegeben habe. In der Mitteilung am Abend war dann von einem „tätlichen Angriff“ die Rede. Im Krankenhaus habe man eine „Stichverletzung“ diagnostiziert. „Herr Chrupalla litt darüber hinaus unter starken Schmerzen und Übelkeit.“

Tino Chrupalla mit Spritze attackiert?

Was seine Krankenhaus-Einlieferung ausgelöst hat, ist offiziell noch unklar. Chrupalla hatte am Mittwoch eine Wahlkampfveranstaltung der AfD in Ingolstadt besucht. Bevor er seine Rede halten konnte, musste er hinter der Bühne medizinisch versorgt werden und wurde dann per Krankenwagen in eine Klinik gebracht. Haben Unbekannte ihn zuvor mit einer Spritze attackiert? 

Tino Chrupalla liegt im Krankenhaus.
Tino Chrupalla liegt im Krankenhaus.Ronny Hartmann/AFP

Laut Polizei war „eine offensichtliche Verletzung“ nicht erkennbar. Ein Sprecher der AfD-Landtagsfraktion sagte, kurz vor Chrupallas Rede in Ingolstadt sei es in einer Menschenmenge zu einem „tätlichen Vorfall“ gekommen. Details: völlig unklar. Erneut ist von einer „Stichstelle“ die Rede. Macht ein irrer Spritzen-Mann Jagd auf die AfD-Parteichefs?

Putin erklärt Chrupalla-Vorfall mit „nazistische Methoden“

Auch Kremlchef Wladimir Putin äußerte sich zu dem Vorfall, er erwähnte den mutmaßlichen Angriff auf AfD-Co-Chef Tino Chrupalla in Ingolstadt in seiner Rede in Sotschi beim internationalen Waldai-Diskussionsforum. Putin erklärte, dass solche Übergriffe auf „nazistische Methoden“ hindeuteten würden.

Bayerns Innenminister Joachim Herrmann macht dagegen der rechtspopulistischen Partei schwere Vorwürfe. Es sei erschreckend, „wie infam und hinterfotzig die AfD im Landtagswahlkampf versucht, aus den Vorfällen bei ihrer eigenen Klientel Kapital zu schlagen, ohne die Ermittlungen abzuwarten“, kritisierte der CSU-Politiker am Donnerstagabend.

„Wenngleich von der Staatsanwaltschaft Ingolstadt aktuell ein Ermittlungsverfahren gegen Unbekannt wegen des Verdachts der Körperverletzung eingeleitet wurde, so gibt es bislang keine Erkenntnisse, dass Chrupalla angegangen oder angegriffen wurde“, betonte der Innenminister. „Polizei und Staatsanwaltschaft ermitteln weiter mit Hochdruck“, betonte Herrmann.

Die Ermittler sprechen laut Bild von einem „leichten Körperkontakt“ auf der AfD-Wahlveranstaltung . Es gebe aber „keinerlei Erkenntnisse, dass Herr Chrupalla angegriffen wurde“, erklärten sie am Donnerstag. Der 48-jährige Chrupalla steht seit 2019 an der Spitze der AfD. Seit 2022 bilden Alice Weidel und er das Führungsduo der Partei.

Alice Weidel: „Sicherheitsrelevanter Vorfall“

Alice Weidel hatte zuvor am 3. Oktober auf einen Auftritt im bayerisch-thüringischen Grenzort Mödlareuth verzichtet. Sie wurde lediglich per Video zugeschaltet und erklärte: „Ich würde nichts lieber tun, als heute bei euch zu sein, aber ich kann es leider nicht“. Ein Sprecher erklärte darauf, es habe am vorletzten Wochenende (23. und 24. September) einen „sicherheitsrelevanten Vorfall“ gegeben. Im Netz sprechen Parteifreunde von einem „Angriff“. Mit einer Spritze?

„Frau Weidel und ihre Familie wurden von Sicherheitsbehörden aus ihrer privaten Wohnung an einen sicheren Ort verbracht, da sich Hinweise verdichtet hatten, die auf einen Anschlag auf ihre Familie hindeuteten“, so der Sprecher. Ein Offizieller der Polizei Schwyz bestätigte einen Polizeieinsatz in Sachen Weidel am 23. September. Nähere Angaben machte er aber nicht.

War auch Alice Weidel Ziel eines Anschlages?
War auch Alice Weidel Ziel eines Anschlages?Bernd Elmenthaler/Imago

Alice Weidel: „Safe House“? Mallorca!

Dann wurde bekannt, dass Weidel sich auf Mallorca aufhält. Ihr Sprecher bestätigte, dass Weidel am 3. Oktober in einem Ort an der Ostküste gesehen wurde. Er sprach davon, dass Weidels Familie in der Schweiz „ein mutmaßliches Anschlagsziel“ gewesen war. Bei der Veranstaltung in Mödlareuth hatte ein Redner zuvor behauptet, Weidel sei in einem sogenannten Safe House untergebracht, das sie laut Polizei nicht verlassen dürfe.

Das war nach Angaben ihres Sprechers nicht korrekt. Weidel halte sich seit Sonntag auf Mallorca auf und wolle in den nächsten Tagen zurückkehren. Am Samstag will Weidel wieder im Wahlkampf auftreten. Angekündigt ist sie laut t-online für das Finale am Samstagabend in Hessens Landeshauptstadt Wiesbaden. Das Rätselraten geht also weiter.