Prozess-Start in Paris

Wie Kim Kardashian von der „Opa-Bande“ ausgeraubt wurde

US-Superstar Kim Kardashian wurde 2016 in Paris überfallen, gefesselt, ausgeraubt. Nun steht eine Gruppe älterer Männer vor Gericht. Wer verriet ihnen die Luxus-Unterkunft des Stars?

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Yunice Abbas (71, li.) und Aomar Aït Khedache (68, genannt „der alte Omar“) vor Gericht in Paris. Sie sind zwei der Männer, die Kim Kardashian 2016 ausgeraubt haben sollen.
Yunice Abbas (71, li.) und Aomar Aït Khedache (68, genannt „der alte Omar“) vor Gericht in Paris. Sie sind zwei der Männer, die Kim Kardashian 2016 ausgeraubt haben sollen.Aurelien Morissard/AP/dpa (2), Nancy Kaszerman/ Zuma / Imago

Es war ein spektakulärer Überfall! US-Star Kim Kardashian logierte während der Modewoche im Oktober 2016 in einer Luxusresidenz in Paris, als mitten in der Nacht maskierte Räuber ihr Apartment stürmten. Sie hielten ihr eine Waffe vors Gesicht, fesselten und knebelten sie und sperrten sie ins Badezimmer ein. Die damals 35-Jährige blieb körperlich unverletzt, wurde aber um Schmuck im Wert von rund neun Millionen Euro erleichtert. Nun steht eine Gruppe älterer Männer, von französischen Medien „Opa-Bande“ genannt, als mutmaßliche Täter vor Gericht.

„Das war das Furchterregendste, was ich je erlebt habe“, sagte Kim Kardashian später in einer TV-Sendung über den Überfall am 3. Oktober 2016. „Ich dachte, sie würden auf mich schießen und mich töten. Diese zehn Minuten haben wirklich mein Leben verändert.“ Die Influencerin, milliardenschweren Unternehmerin und Mutter von vier Kindern soll am 13. Mai selbst vor Gericht in Paris aussagen. Zum Prozess-Start am Montag (28. April) sollten zehn angeklagte, mutmaßlich Tatbeteiligte erscheinen, fünf von ihnen wird bewaffneter Raub und Freiheitsberaubung vorgeworfen. Bei den anderen geht es unter anderem um Beihilfe zum Raub, illegalen Waffenbesitz und Urkundenfälschung.

Als Polizisten verkleidet die Luxus-Suite gestürmt

Fünf der angeklagten Männer sollen in der Nacht damals als Polizisten verkleidet vor der Residenz aufgetaucht sein. Das Gebäude im schicken 8. Pariser Stadtbezirk mit mehreren geheimen Eingängen wurde von Filmstars und Musikstars genutzt, bis zu 15.000 Euro pro Nacht kostete die Nobel-Unterkunft. Zwei der mutmaßlichen Täter sollen den Rezeptionisten in ihre Gewalt gebracht haben. Dann stürmten sie maskiert und mit vorgehaltener Waffe in Kim Kardashians Suite.

Kim Kardashian war an dem Abend allein, da ihr Leibwächter ihre Schwester bei einem Disco-Besuch begleitete. Nach dem Raubzug konnte  sie selbst ihre Fesseln lösen und Alarm schlagen.

Die Täter hatten mit vorgehaltenen Pistolen von ihr unter anderem ihren Verlobungsring, verziert mit einem riesigen Diamanten, gefordert.  Den hatte die berühmte Influencerin zuvor häufig auf Selfies in Onlinediensten gezeigt. Er war ein Geschenk des Rappers Kanye West gewesen, mit dem sie zwischen 2014 und 2022 verheiratet war.

Flucht per Fahrrad und Schmuck verloren

Die Räuber verließen letztlich das Luxus-Apartement mit einem Beutel voller Schmuck - und auf Fahrrädern. Als ein Riemen in die Speichen geriet, riss die Tasche auf, und der Schmuck verteilte sich auf der Straße.

Einer der Täter sammelte ihn ein und übersah dabei eine Kette mit Diamanten, die am nächsten Tag von einer Passantin gefunden wurde. Es war das einzige Schmuckstück, das von dem Raubüberfall je wieder auftauchte. Die Ermittler gehen davon aus, dass der größte Teil in Belgien verkauft wurde, wobei der Goldschmuck wohl eingeschmolzen wurde.

Die Angeklagten im Durchschnittsalter von rund 60 Jahren werden von der französischen Presse als „Opa-Gangster“ oder „Opa-Bande“ bezeichnet. Von den ursprünglich zwölf Verdächtigen ist einer gestorben, ein weiterer ist nicht prozessfähig.

Einer der Opa-Gangster schrieb ein Buch

Einer der Angeklagten ist der 68 Jahre alte Aomar Aït Khedache, genannt „der alte Omar“. Er ist inzwischen taub und kann sich nur noch schriftlich äußern. Seine DNA war auf dem Klebeband gefunden worden, mit dem Kardashian gefesselt worden war. Die Ermittler halten ihn für den Organisator. Er selber bestreitet dies und erklärte, dass jemand anders ihn beauftragt habe. „Das war kein schwerer bewaffneter Überfall“, hatte er bei seinem Verhör ausgesagt. Lediglich eine „einfache“ Angelegenheit.

Angeklagt ist auch Yunice Abbas, 71 Jahre alt. Er veröffentlichte nach dem Raub ein Buch mit dem Titel „Ich habe Kim Kardashian gekidnappt“.

Zu den Angeklagten gehört auch der Bruder eines Chauffeurs von Kim Kardashian, der bei ihren Paris-Besuchen seit zehn Jahren für den US-Star gearbeitet hatte. Gary Madar (35) soll der Bande Informationen zu Aufenthalt und Tagesablaufs des amerikanischen Stars gegeben haben. Er bestreitet dies.

Der Angeklagte Gary Madar (35). Er ist der Bruder des langjährigen Chauffeurs von Kim Kardashian in Paris und soll die Bande mit Informationen über den Star versorgt haben.
Der Angeklagte Gary Madar (35). Er ist der Bruder des langjährigen Chauffeurs von Kim Kardashian in Paris und soll die Bande mit Informationen über den Star versorgt haben.Aurelien Morissard/AP/dpa

Ursprünglich sollten zwölf Verdächtige vor Gericht. Einer von ihnen ist nicht prozessfähig. Und der mutmaßliche Hehler der Bande, der den Spitznamen „Zerquetsche Nase“ hatte, ist vor Prozessbeginn gestorben.

Das Medieninteresse an dem Prozess zu dem spektakulären Fall ist groß, etwa 400 Journalisten haben sich akkreditiert, unter ihnen zahlreiche Vertreter ausländischer Medien. Zum Auftakt ging es vor Gericht aber zunächst vor allem um Formalitäten. Der Prozess läuft bis zum 23. Mai. Den Angeklagten, die sich unter Justizaufsicht auf freiem Fuß befinden, drohen empfindliche Strafen. ■