Gewalt in der Kreisklasse

Weil er Rot zeigte: Fußball-Schiedsrichter bewusstlos geschlagen

Schock-Szenen beim Amateur-Fußball: Als der Unparteiische wegen Meckerns die Rote Karte zückte, drehte der Spieler komplett durch ... 

Author - Michael Heun
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Als der Schiedsrichter die rote Karte zeigte, drehte ein Spieler durch.
Als der Schiedsrichter die rote Karte zeigte, drehte ein Spieler durch.opokupix/Imago

Eine schockierende Szene ereignete sich am Wochenende in Bayern auf einem Fußball-Kreisklasse-Spielfeld: Beim Spiel FT Jahn Landsberg 2 gegen TSV Finning eskalierte die Situation – ein Schiedsrichter wurde nach einem Faustschlag bewusstlos. Die brutale Attacke ereignete sich in der Nachspielzeit der Partie, nachdem der Schiedsrichter einen Spieler von FT Jahn Landsberg in der 94. Minute mit einer Roten Karte vom Platz gestellt hatte.

Der Spieler, ein 30-jähriger Landsberger, verlor daraufhin völlig die Kontrolle und schlug dem Unparteiischen mit voller Kraft direkt ins Gesicht. Der Schiedsrichter (46) ging k.o., das Spiel wurde sofort abgebrochen.

Regional beteiligten sich viele Vereine an einer Kampagne gegen Gewalt auf dem Fußballplatz – wie hier beim SV Betzweiler .
Regional beteiligten sich viele Vereine an einer Kampagne gegen Gewalt auf dem Fußballplatz – wie hier beim SV Betzweiler .ULMER Pressebildagentur/Imago

Rote Karte und Kontrollverlust

Auslöser der Eskalation war der späte Treffer zum 3:2 für den TSV Finning, der in der Nachspielzeit fiel. Nach Angaben von Augenzeugen soll der Schiedsrichter wegen heftiger Beleidigungen des Landsbergers die Rote Karte gezückt haben. Was dann folgte, schockierte die Spieler und Zuschauer: Der Platzverweis riss den Landsberg-Spieler so aus der Fassung, dass er ohne Vorwarnung zuschlug. Wie die Polizei laut „BR24“ berichtete, kam der Referee erst nach etwa einer Minute wieder zu Bewusstsein.

Verein distanziert sich klar

Einen Tag nach diesem Vorfall reagierte der Verein FT Jahn Landsberg und verurteilte das Verhalten des Spielers auf Facebook in aller Deutlichkeit: „Wir distanzieren uns ausdrücklich von diesem Verhalten. Der betreffende Spieler wurde heute aus dem Spielbetrieb und dem Verein ausgeschlossen“, hieß es in der Stellungnahme. Man entschuldigte sich beim betroffenen Schiedsrichter, dem Verband, dem Gastgeber TSV Finning sowie der Schiedsrichtergruppe Ammersee. „Solches Verhalten spiegelt nicht die Werte wider, die wir unseren Mitgliedern nahelegen“, betonte der Verein.

Polizeiliche Ermittlungen und Anzeige

Für den Schiedsrichter, der die Attacke zum Glück ohne bleibende Verletzungen überstand, ist dieser Vorfall dennoch alles andere als abgeschlossen. Er erstattete Anzeige wegen Körperverletzung, und die Polizei ermittelt bereits gegen den 30-jährigen Landsberger. Das Sportgericht wird ebenfalls ein Urteil fällen. Klar ist, dass der Spieler bis dahin ohnehin vom Spielbetrieb ausgeschlossen bleibt.

Ein besorgniserregender Trend im Amateurfußball

Leider reiht sich dieser Fall ein in eine Serie von Gewaltvorfällen auf deutschen Amateur-Fußballplätzen, die in den letzten Jahren zunahmen. Erst im März dieses Jahres wurde in Hessen ein 16-jähriger Schiedsrichter nach einem Spiel von mehreren Spielern angegriffen und erlitt Verletzungen. Die Lage eskalierte so weit, dass sich der Jugendliche in der Kabine verbarrikadierte, bis die Polizei kam. Ein besonders tragischer Fall ereignete sich im Mai 2023 in Frankfurt: Ein 15-jähriger Spieler verlor sein Leben, nachdem ein Gegenspieler ihn während eines Jugendturniers niederstreckte.

Dieser jüngste Vorfall wirft erneut Fragen zur Sicherheit im Amateurfußball auf. Klar ist: Der Fußball, der eigentlich für Fairness und Gemeinschaft stehen sollte, muss dringend stärker vor Gewalt geschützt werden – das wünschen sich Vereine und Fans gleichermaßen. ■