Mauritius ist bedroht. Der Klimawandel hat hier ein leichtes Spiel – das Meer wird wärmer, die Korallen sterben, Stürme nehmen zu und die Natur steht unter Druck. Gleichzeitig zeigt das Land, wie Wandel geht – mit Meeresschutz, Plastikverboten und Projekten, bei denen auch Reisende mithelfen können.
„Nichts anfassen, nichts anfassen!“ Die Stimme hallt in meinem Kopf nach, während ich die Wurzelbürste fest in der einen Hand halte und versuche, mit kräftigen Schwimmzügen durch das glasklare Wasser zum Meeresboden zu tauchen.
Die Strömung zerrt an meinen Flossen. Es ist ein mühsamer Weg nach unten, dorthin, wo zwischen Drahtgestellen winzige Korallenbabys sitzen – kaum größer als Sandkörner. Sie sind die Hoffnungsträger, dass das Riff, das seit Jahrtausenden wie ein Schutzschild vor Mauritius liegt, auch in Zukunft seine Farben behält. Dass es weiter Wellen bricht, Stürme bremst und Leben auf der Insel ermöglicht.
Doch heute brauchen die Korallen selbst Hilfe. Wärmere Wassertemperaturen rauben ihnen die Kraft, bleichen sie aus. Und so hängen dort, wenige Meter unter der Wasseroberfläche, kleine Korallenfragmente an Metallgestellen – wie Setzlinge in einer Gärtnerei des Meeres.
Ich versuche, die Drahtgestelle vorsichtig von Algen zu befreien. Denn sie nehmen den Korallen das Licht und damit die Möglichkeit zur Fotosynthese. Die Mitarbeiter der NGO Reef Conservation hatten uns eindringlich gewarnt: Eine unachtsame Berührung – sei es mit Flosse, Handschuh oder Bürste – kann ein ganzes Jahr Korallenwachstum zerstören. Und auch wir könnten Schaden nehmen: Feuerfische, Seeigel und andere giftige Meeresbewohner leben hier, gut getarnt im Riff.

Der Schnorchel verrutscht, Wasser dringt in die Maske. Ich sehe den Schatten des Bootes am Meeresboden, die Luft wird knapp. Ich tauche auf, richte die Brille und hole erneut tief Luft – bevor ich wieder abtauche. Diesmal versuche ich es ruhiger, konzentrierter. Um mich herum erscheinen immer mehr neugierige blau-gelbe Fische, die mich beobachten. Ganz nah und mutig schwimmen sie mit, leisten mir Gesellschaft.

Warum Korallen für Mauritius unverzichtbar sind
Die Korallenriffe von Mauritius verlaufen wie ein natürlicher Gürtel entlang der Küstenlinie – über 150 Kilometer lang – und bremsen dort die Kraft des Ozeans. In den letzten Jahrzehnten hat Mauritius große Teile seiner lebenden Korallen verloren, hauptsächlich aufgrund von Korallenbleiche infolge steigender Meerestemperaturen. Ohne wirksame Schutzmaßnahmen könnten die verbleibenden Riffe in naher Zukunft ebenfalls verschwinden – eine verheerende Vorstellung, nicht zuletzt für die über Hundert unterschiedlichen Fischarten, die in den Korallen zu Hause sind.
Ich schrubbe mit der Bürste an den Algen, der Sand des Meeresbodens wirbelt auf. Plötzlich höre ich dumpfen Donner, der immer näher kommt – die kleinen Fische um mich herum, die mit mir bereits vertraut waren, sind wie der Blitz verschwunden. Als ich auftauche, sehe ich ein weiteres Boot anfahren. Der Donner kam vom Motor. Im Boot sitzen sie, die Volontäre, die sich hier täglich für die Korallen einsetzen und anstrengende Arbeit unter Wasser leisten. Dahinter sehe ich die Palmen der Insel Ile aux Aigrettes, dort geht es gleich hin.

Diese kleine Insel vor der Südostküste von Mauritius ist kein touristischer Hotspot mit Bars und Strand, sondern ein stilles Naturschutzgebiet. Hier arbeiten Wissenschaftler, Naturschützer, – und hin und wieder auch Besucher, Freiwillige, und jetzt dürfen wir Journalisten auch an Land klettern – um das Unsichtbare sichtbar zu machen. Diese Insel wird die Folgen des Klimawandels besonders spüren, wenn sich nicht bald etwas ändert. Denn die Sorge ist groß, dass der wertvolle und seltener Artenbestand verschwindet. Seit etlichen Jahren kämpft die Mauritius Wildlife Foundation für die Rückkehr einheimischer Pflanzen und Tiere – wie uralte, riesige Schildkröten. Auch diese schwimmen gelegentlich an den Babykorallenstationen vorbei. „Was ein Paradies“, denke ich und paddle zum Boot, erschöpft schlüpfe ich aus den Taucherflossen. Wir sind fertig für heute.

Besuch bei der Resilient Organic Community (ROC) von Mauritus
Vom Meer zurück auf festen Boden. Hungrig sind wir auch. Also machten wir uns auf den Weg in den Garten der Resilient Organic Community in Ville Noire. Hier zwitschern die Vögel irgendwie lauter. Wir schlendern durch den großen wilden Garten, im Schatten liegt ein Hund. Welch ein lebendiger und grüner Ort. Hier wird gemeinsam gegärtnert, Zeit verbracht und das Wissen um natürliche Kreisläufe weitergeben. Die NGO Eco-Sud hat ein Zentrum geschaffen, das Kreislaufwirtschaft im besten Sinne lebt – mit Kompostierung, Solidaritätsläden, Schulungen und mehr. Wer mag, kann sich als Volontär einbringen. Und ja – gegessen wird gemeinsam, frisch vom Beet auf den Teller.
Ein langer Tag neigt sich dem Ende, und wir kehren zurück ins Radisson Blu Azuri Resort & Spa – unser Rückzugsort während der Mauritius-Reise. Das Resort liegt an der Küste, eingebettet zwischen türkisfarbenem Meer und üppigem Tropengrün. Hier treffen nachhaltige Projekte auf modernen Komfort und Inselidylle und ermöglichen es denjenigen, die Mauritius erkunden wollen – aktiv, bewusst, und mit allen Sinnen zu erleben.

Ein Wort zur Anreise: Mauritius liegt im Indischen Ozean
Später, nach dem Abendessen, gehe ich noch einmal zum Wasser. Ein warmer Wind zerrt an den Palmenblättern. Weiße, abgestorbene Korallenreste wurden von den Wellen an den Strand gespült. Ich denke daran, wie unsere Reise begann – elf Stunden Flug. Mauritius liegt weit draußen im Indischen Ozean – das bringt einen unweigerlich ins Nachdenken und über den Preis des Unterwegsseins.
Wer nachhaltig reisen möchte, kommt um die Frage also nicht herum: Wie lässt sich ein solches Fernziel im Indischen Ozean verantwortungsvoll bereisen? Diese Insel arbeitet heute an ihrer Zukunft. Es gibt Plastikverbote, Korallenaufforstung, Schulinitiativen und gemeinschaftlich betriebene Gärten. Vieles davon ist nicht Kulisse, sondern eine Einladung – auch an uns Gäste zum Mithelfen und Mitdenken, es gibt ein breites Angebot für ehrenamtliche Helfer.
Mauritius bemüht sich aktiv darum, seine einzigartige Natur und Kultur zu schützen. Nachhaltiger Tourismus muss nicht bedeuten weniger erleben, sondern bewusster da sein. Wer kommt, darf helfen. Das ändert nichts an den Flugmeilen. Aber vielleicht daran, wie man reist und warum man es tut.

Und natürlich: die Klassiker von Mauritius nicht vergessen
Mauritius hat natürlich auch klassische Sehenswürdigkeiten: zum Beispiel die Île aux Cerfs etwa, mit ihrem weißen Sand und den flachen Lagunen. Oder der Black-River-Gorges-Nationalpark, in dem man durch dichten Wald wandert und Wasserfälle rauschen hört. An der Westküste leuchtet die Siebenfarbige Erde. Und natürlich Le Morne. Die felsige Halbinsel ist nicht nur landschaftlich beeindruckend, sondern auch geschichtsträchtig: Einst als Rückzugsort entflohener Sklaven ist der Berg ein stilles Monument des Widerstands, dessen Bedeutung heute von der UNESCO als ‚Le Morne Cultural Landscape‘ anerkannt wird.
Im Taxi zum Flughafen erzählt mir der Fahrer von seiner Familie, vom kommenden Sturm. Ich erzähle von unseren Erlebnissen – Korallen, Gärten, Berge, Flughunde, der Schildkröten. Er hört zu, lacht, fragt nach. Bald fliegt er selbst – nach Dubai, erzählt er. Aber nicht zu lange, sagt der Taxi-Fahrer und setzt fort: „Denn Mauritius ist der schönste Ort der Welt.“
Diese Reisereportage entstand im Rahmen einer Pressereise, zu der das Radisson Blu Azuri Resort & Spa eingeladen hat.

- Korallenpflege unter Wasser: Beim Schnorcheln auf der Ile aux Aigrettes befreien wir Babykorallen von Algen – freiwillige Helfer sind stets gefragt!
- Grün gedacht, lokal gemacht: Im Resilient Organic Community Garden in Ville Noire wird sichtbar, wie nachhaltige Ernährungssicherheit auf Mauritius aussehen kann. Ganzheitlich gedacht, ökologisch umgesetzt. Wer will, packt mit an.
- Körbe wie früher: In Brisée Verdière treffen wir Madame Reotee und ihren Mann. Sie flechten traditionelle „Tente Vacoa“. Die Vacoa-Blätter wachsen im Garten, werden getrocknet, geschnitten und mit Geduld verarbeitet. Wer will, darf es mal selber versuchen.
- Golf mit Flughunden: Der Golfplatz The Nine Azuri ist nicht nur für Profis – selbst Einsteiger erleben hier Golf mit Meeresbrise, Palmenkulisse und gelegentlichen Flughunden am Himmel.
- Spa-Momente und Meerblick: Wer nach all den Erlebnissen zur Ruhe kommen will, findet im Spa des Radisson Blu Azuri Resort & Spa die nötige Stille.
- Schnorchel-Wanderung mit Aussicht: Das Schwesterhotel an der Ostküste, das Radisson Blu Poste Lafayette Resort & Spa, bietet einen markierten Schnorchelpfad direkt vor dem Strand! Auf dem Weg durchs klare, flache Wasser lassen sich bunte Korallen, farbenfrohe Fische und mit etwas Glück sogar große Meeresschildkröten beobachten.