Er wurde Anfang März durch einen Beitrag auf Spiegel TV berühmt-berüchtigt: Niclas Matthei, selbsternannter „Anzeigenhauptmeister“. Allen Widerständen zum Trotz zieht er sein Ding durch und zeigt „tapfer“ weiter Falschparker an.
Damit mache ich mich jetzt wahrscheinlich unbeliebt, aber als Deutsche (vor allem als eine, die viel zu Fuß unterwegs ist und sich des Öfteren mal über Autofahrer beschwert) habe ich da im ersten Moment schon eine gewisse innere Genugtuung gefühlt, dass da mal einer ein bisschen kleinkariert Verstöße anzeigt.
Dabei bleibt es leider nicht – unser Anzeigenhauptmeister schlägt mit seinen Anzeigen auch für meine Empfindlichkeiten häufiger mal über die Stränge. Dazu kommt, dass laut Enrico Schilling, Bürgermeister von Niclas’ Heimatdorf Gräfenhainichen, 99,9 Prozent seiner Anzeigen effektiv wertlos sind, das Ordnungsamt mit ihnen überfordert ist und er durch seine Anrufe Einsatzkräfte blockiert, die in Notfällen fehlen. Was noch witziger ist: Er ist auf der von ihm genutzten App „Wegeheld“ nicht mal der Nutzer mit den meisten Meldungen – das ist der Nutzer „Bongokarl“ mit sagenhaften 6008 Anzeigen. Der Anzeigenhauptmeister versagt also an allen Fronten.
Dabei ist das, glaube ich, für viele gar nicht mal das Hauptproblem. Jeder hatte schon mal einen schwachen Moment, in dem er sich nicht genau an die Verkehrsregeln gehalten hat, häufig in Stressmomenten. Da kann man sich in die Empörung der Leute hineinversetzen, die genau dann das Pech hatten, ins Visier des neunmalklugen Anzeigehauptmeisters zu geraten.