Plötzlich war die kleine Joshlin weg! Das Verschwinden der Sechsjährigen in Südafrika bewegte das ganze Land. Seit Februar 2024 fehlt von dem Mädchen aus Saldanha Bay, nahe Kapstadt, jede Spur. Nun wurde die Mutter des Kindes verurteilt. Wegen Menschenhandel.
Das südafrikanische Gericht sah es als erwiesen an, dass Kelly Smith im Februar 2024 ihre Tochter für 20.000 Rand, umgerechnet etwa 950 Euro, verkauft hat. Sowohl sie als auch ihr Partner Jacquen Appollis sowie ein gemeinsamer Freund seien wegen Menschenhandel und Entführung schuldig gesprochen worden, erklärte der Richter, Nathan Erasmus, am Freitag. Die Urteilsverkündung hatte er allerdings vertagt, sie soll am 9. Mai erfolgen. Der Mutter droht eine lebenslange Haftstrafe.
Warum verkauft eine Mutter ihr eigenes Kind? Ermittler vermuteten, dass Kelly Smith ihre kleine Tochter an einen traditionellen Heiler verkauft haben könnte. Im Prozess hieß es, das südafrikanische Mädchen sei wegen ihrer hellen Hautfarbe und ihrer Augen von einem Heiler gesucht worden. Das sei einer der Vorwürfe gegen die Mutter gewesen, berichtete der britische Sender BBC. Sie soll eine Entführung ihres Kindes inszeniert haben.
Verkaufte die Mutter ihr Kind aus Geldnot?
Richter Erasmus warf der Mutter vor, ihre Tochter als Ware zu betrachten. Es gebe Beweise für Zahlungen oder zumindest Beweise für das Versprechen von Zahlungen, erklärte er. Mehrere Zeugen sagten in dem zwei Monate dauernden Prozess aus, die Mutter habe ihnen offenbart, dass sie ihre Tochter Joshlin „verkauft“ habe.

Eine der Aussagen kam von einer Freundin und Nachbarin. Sie sagte als Zeugin der Anklage aus, Kelly Smith habe ihr gestanden: „Ich habe etwas Dummes getan. Ich habe mein Kind an eine Sangoma verkauft.“ Aus Geldnot und Verzweiflung. Sangomas sind Wahrsager und Heiler im südlichen Afrika.

Das Verschwinden der damals sechsjährigen Joshlin hatte in Südafrika landesweit für Aufsehen gesorgt. Der Sportminister des Landes, Gayton McKenzie, sprach eine Belohnung von umgerechnet rund 48.000 Euro für die sichere Rückkehr des Mädchens aus.
Der Prozess jetzt wurde in einem kleinen Gemeindesaal in einem Fischerdorf etwa 135 Kilometer nördlich von Kapstadt geführt. Vor dem Verhandlungssaal sammelten sich Menschenmassen und riefen: „Wir wollen Joshlin zurück.“ Sie reagierten mit Applaus auf das Urteil. Viele Anwohner hatten die Polizei nach dem Verschwinden des Mädchens bei der Suche in der Region unterstützt. Doch wo die kleine Joshlin ist, das ist noch immer ein Rätsel.