Hunderte Aufkleber

Sticker-Wahnsinn auf der Zugspitze – Gipfelkreuz muss in Reparatur

Immer mehr Berg-Besucher pappen Aufkleber an das goldene Kreuz. Jetzt wurde es per Helikopter zur Restaurierung ins Tal geflogen.

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Die Nahaufnahme zeigt, wie das goldene Gipfelkreuz auf der Zugspitze mit Stickern beklebt ist. Bis hin zur Kugel.
Die Nahaufnahme zeigt, wie das goldene Gipfelkreuz auf der Zugspitze mit Stickern beklebt ist. Bis hin zur Kugel.Mara&Moritz Wolf/Imagebroker/imago

Wer es auf die Zugspitze, den höchsten Berg Deutschlands, geschafft hat, möchte sich offenbar verewigen. Das goldene Gipfelkreuz ist über und über mit Stickern beklebt. Das kann so nicht bleiben, die Aufkleber müssen runter. Zur Restaurierung wurde jetzt das Kreuz per Hubschrauber vom Berg ins Tal geholt.

Immer höher hatten sich Touristen auf dem engen Gipfel nah des Abgrunds mit akrobatischen Übungen nach oben gereckt oder waren gar am Kreuz hochgeklettert, um ihre Aufkleber anzubringen – unter großer Absturzgefahr. Hunderte Sticker verunstalteten zuletzt das goldene Prunkstück. Der Trend, sich auf diese Weise zu verewigen, sei zudem ein Sicherheitsrisiko, sagte die Sprecherin der Bayerischen Zugspitzbahn, Laura Schaper. Nun sollen die Aufkleber entfernt und die Vergoldung des Kreuzes zum Teil erneuert werden.

Die Demontage und der Transport des 4,88 Meter hohen und 300 Kilogramm schweren Kreuzes ins Tal war aufwendig. Ein Helikopter holte es am Gipfel in 2962 Metern Höhe ab. „Die Herausforderung war sicher der starke Wind oben auf der Zugspitze“, schilderte Pilot David Ruech. Über dem Gipfel, dem höchsten Punkt in der Umgebung, sei man sehr ausgesetzt. „Wenn so ein starker Wind da oben geht, ist immer das größte Ziel, das Ganze maximal kontrolliert zu machen“, betonte Ruech. Es sei aber alles reibungslos abgelaufen.

Der Transport des Gipfelkreuzes per Helikopter wird vorbereitet.
Der Transport des Gipfelkreuzes per Helikopter wird vorbereitet.Peter Kneffel/dpa

Für rund 1500 Euro wird das Zugspitze-Kreuz neu vergoldet

Angekommen im Tal, wurde das Kreuz auf einem Anhänger in die Werkstatt der Kunstschmiedin Andrea Würzinger nach Eschenlohe im Landkreis Garmisch-Partenkirchen gebracht, deren Vater das Kreuz 1993 gebaut hat. Würzinger wird die dicke Schicht Aufkleber vorsichtig entfernen, den Untergrund schleifen und anschließend Lack und neues Blattgold aufbringen.

Sie habe 500 Blatt hauchdünnes Blattgold in der Größe von acht mal acht Zentimeter bestellt, sagte Würzinger. Kosten: rund 1500 Euro. Der Goldpreis ist hoch. „Wir wollen versuchen, nur da zu vergolden, wo kein Gold mehr ist.“

Andrea Würzinger entfernt Aufkleber vom Zugspitz-Gipfelkreuz, das anschließend in ihrem Kunstschmiede-Betrieb restauriert wird.
Andrea Würzinger entfernt Aufkleber vom Zugspitz-Gipfelkreuz, das anschließend in ihrem Kunstschmiede-Betrieb restauriert wird.Peter Kneffel/dpa

Sticker-Trend erfasst immer mehr Zugspitze-Touristen

Die Sticker-Wut der Besucher ist in den vergangenen Jahren eskaliert. Als das Kreuz etwa 15 Jahre nach seiner Errichtung erstmals nachvergoldet wurde, hätten darauf drei Sticker geklebt, berichtet Würzinger. Bei der Neuvergoldung zum Start der neuen Zugspitzseilbahn 2017 waren es bereits rund 70 – und nun kleben Hunderte Sticker in drei Lagen auf dem Kreuz.

Zum Start der Skisaison am 28. November – so hoffen die Zugspitzbahn und die Kunstschmiedin – sollen die Arbeiten abgeschlossen sein und das Kreuz wieder auf seinem Platz stehen. Allein die Restaurierung soll nach Angaben der Bayerischen Zugspitzbahn einen niedrigen fünfstelligen Euro-Betrag kosten.

Um Gästen eine sichere und für alle zugängliche Möglichkeit zu geben, Aufkleber anzubringen, hat die Zugspitzbahn inzwischen an der Bergstation ein zweites, kleineres Kreuz nach dem Abbild des Originals aufgestellt, das nach Lust und Laune beklebt werden darf.