Viele Leute sind genervt von der Uhrendreherei zweimal im Jahr. Ob Sommerzeit oder Winterzeit – man fragt sich: Muss das wirklich sein? Zwei spanische Forscher haben nun eine ganz neue Idee: Nicht abschaffen, sondern verschieben.
Am Wochenende, in der Nacht auf den 30. März, ist es wieder Zeit, an der Uhr zu drehen. So sicher wie die halbjährliche Zeitumstellung ist auch die Diskussion darüber. Selbst Experten sind sich da uneins. Nun sagen zwei spanische Forscher, das erste Aprilwochenende wäre für die Umstellung im Frühjahr besser geeignet als der letzte Sonntag im März. Dann seien die morgendlichen Lichtverhältnisse für einen guten Start in den Tag besser.
Aus physiologischer Sicht wäre es zudem sinnvoll, die Sommerzeit in der Europäischen Union statt Ende Oktober bereits Anfang Oktober enden zu lassen. Starte die Sommerzeit zu früh, werde ein größerer Anteil der menschlichen Aktivitäten in die dunklen Morgenstunden verlegt, argumentieren die Forscher. Die Rückkehr zur Winterzeit (Normalzeit) sollte entsprechend erfolgen, bevor der Hauptaktivitätsbeginn vor Sonnenaufgang liege.
Es geht bei der Sommerzeit nicht nur um Energieeinsparung
Über die Zeitumstellung werde falsch diskutiert, sind Jorge Mira von der Universität von Santiago de Compostela und José María Martín-Olalla von der Universität von Sevilla überzeugt: Der Lebensrhythmus der Menschen werde dadurch in Bezug auf die Sonne keineswegs verschoben, sondern im Gegenteil werde durch die Umstellung der morgendliche Beginn aller Aktivitäten wieder an den Sonnenaufgang angepasst. Das Problem sei, dass die Zeitumstellung in den vergangenen Jahren nur noch mit Energieeinsparung in Verbindung gebracht worden sei.
Zuletzt hatte es eine Reihe von Studien zu Folgen der Zeitumstellung gegeben, etwa zu mehr Verkehrsunfällen in den Tagen danach sowie Gesundheitsproblemen wie zeitweisen Schlafstörungen und kurz erhöhten Herzinfarktraten. Der größte Nachteil der Zeitumstellung seien solche mit den Übergangszeiten verbundenen Probleme, sagen auch die spanischen Forscher. Eine wirklich relevante Gefahr sei aber nicht zu erkennen. Der kurzfristige leichte Anstieg des Risikos für Unfälle oder Herzinfarkte zum Beispiel sei gering verglichen mit dem Einfluss zahlreicher anderer Faktoren.
Bei der Forderung nach einem Ende der Zeitumstellung sei zudem zu bedenken, dass die Abschaffung weit schlimmere Folgen haben könnte als die Umstellung selbst: Mit der Umstellung auf die Sommerzeit gewönnen die Menschen Tageslichtstunden für Freizeitaktivitäten, für Spaziergänge, Sport draußen oder ein paar Stunden am Strand – was Wohlbefinden und Gesundheit fördert. „Wenn der Tag gleichmäßig in Schlaf, Arbeit und Freizeit aufgeteilt ist, macht eine Stunde 12,5 Prozent der verfügbaren Freizeit aus.“
Die Menschen liebe lange Sommerabende. Warum nicht nur Sommerzeit?
Ein weiterer Aspekt: Schlafmediziner plädierten zwar für eine Abschaffung der Sommerzeit, wie die Forscher ausführen. In der Bevölkerung sei die gängige Vorliebe aber eine andere: Viele Menschen liebten die jetzige Situation im Sommer und genössen ihre längere Freizeit bei Tageslicht. In Umfragen vor die Wahl zwischen dauerhafter Sommer- oder Winterzeit gestellt, setzen sie überwiegend auf erstere.
Doch auch eine ewige Sommerzeit widerspreche der menschlichen Physiologie, erklärte Mira. Mediziner weisen darauf hin, dass Menschen das blaue Licht der Sonnenstrahlung brauchen, um wach zu werden. Lehrerverbände kritisieren, dass Schüler ihren Schulweg ohne die Umstellung auf Winterzeit an wesentlich mehr Tagen im Dunkeln zurücklegen müssten. Letztlich sei eine Entscheidung zwischen ewiger Sommer- oder ewiger Winterzeit so, als ob man wählen wolle, auch im Winter Sandalen oder Stiefel selbst im Sommer zu tragen, so die Forscher. ■