Kritik von Konservativen

Skandal um Gemälde: Ist dieser Jesus zu sexy?

Künstliche Aufregung oder Skandal? Ein Jesus-Gemälde sorgt für Streit in Spanien. Die Kritik: Zu feminin ist der Jesus, zu sexy – oder schlicht zu kitschig.

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Zu homoerotisch, zu feminin: Dieser Jesus bringt Konservative auf die Palme.
Zu homoerotisch, zu feminin: Dieser Jesus bringt Konservative auf die Palme.Uncredited/Consejo de Hermandades de Sevilla/AP

Ein neues Jesus-Christus-Gemälde erhitzt derzeit viele katholische Gemüter in Spanien. Zu hübsch, zu sexy, zu profan, zu kitschig – das sind nur einige der Kritikpunkte an dem Werk des Künstlers Salustiano García Cruz aus Sevilla, über das mit großem Eifer in Medien und im Netz diskutiert wird.

Jesus-Gemälde eckt in konservativen Kreisen Spaniens an

Jesus ist auf dem Bild mit feinen, manchen sogar zu femininen Gesichtszügen dargestellt, ihm wallt langes Haar bis auf die Schultern, er hat keine Dornenkrone und nur zwei kleine Wunden an einer Hand und im Brustbereich, sein Leichentuch trägt er fast suggestiv als Lendenschurz tief auf den Hüften. Vom Leiden Jesu Christi, der am Kreuz hingerichtet wurde, ist nichts zu sehen, es könnte auch ein Popstar sein.

In Auftrag gegeben hatte das Bild der Generalrat der Bruderschaften der Semana Santa (Karwoche), die in Sevilla wie in vielen anderen spanischen Städten und Dörfern mit Prozessionen gefeiert wird. Das von einigen sogar als „blasphemisch“ gegeißelte Werk wirbt als Poster für die Osterfeierlichkeiten der traditionsreichen Stadt im Süden Spaniens.

Das Gemälde hat vor allem in konservativen Kreisen Wellen geschlagen. Eine konservativ-christliche Organisation erstellte eine Petition, um gegen das „homoerotische“ Jesus-Gemälde zu protestieren. Die Petition bekam mehr als 22.000 Unterstützer. Viele spanische LGBT-Gruppen nehmen das Gemälde dagegen in Schutz und stoßen sich an der Beschreibung des Gemäldes als „homoerotisch“. Der Aufschrei gegen das Bild sei ein Symptom der stärker werdenden Homophobie in Spanien.

Künstler über Jesus-Bild: „Mein Sohn stand Modell“

Der Künstler nahm die Kritik gelassen und mit Humor auf. Sein Sohn Horacio habe Modell gestanden, und er habe einen Jesus der Auferstehung zeigen wollen, die helle Seite der Karwoche. Für Kritiker, die sein Werk mindestens für zu sexy halten, hatte der Künstler eine klare Antwort: „Wenn jemand in meinem Bild etwas Schmutziges sieht, dann ist das Folge seiner eigenen Schmutzigkeit, die er auf das Bild projiziert.“

In einem anderen Statement sagte der Künstler außerdem, sein Jesus-Gemälde sei von dem Tod seines Bruders inspiriert. Die Auferstehung Christi helfe ihm, der Auferstehung der Erinnerung an seinen Bruder zu glauben.

Der Bürgermeister von Sevilla nahm den Künstler und sein Werk in Schutz. „Es gefällt mir, es ist mutig und riskiert etwas“, zitierte ihn die Zeitung ABC. Die ganze Aufregung sei doch etwas „künstlich“, sagte José Luis Sanz. ■