Polizei war zuvor gescheitert

Schulklasse kommt Serienkiller auf die Spur – 40 Jahre nach den Verbrechen

Die Highschool-Kids schafften es nicht nur, Verbindungen zwischen sechs Opfern in vier Bundesstaaten herzustellen, sondern auch die Identität des potenziellen Killers herauszufinden.

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Jerry Johns war der Serienmörder, er starb bereits 2015 hinter Gittern.
Jerry Johns war der Serienmörder, er starb bereits 2015 hinter Gittern.Bundespolizei von Tennessee

„Ihr solltet davon ausgehen, dass ihr daran scheitern werdet!“ Mit diesen Worten gab ein Lehrer für Soziologie und Geschichte in Elizabethtown (US-Bundesstaat Tennessee) seiner Klasse vor sechs Jahren eine schier unmögliche Semesterarbeit. Sie sollten als Gruppe einem möglichen Serienmörder aus den 80er-Jahren auf die Spur kommen – etwas, was weder dem FBI noch den örtlichen Polizeibehörden in fast vier Jahrzehnten gelungen war. Das Unglaubliche: Die Highschool-Kids schafften es nicht nur, Verbindungen zwischen sechs Opfern in vier Bundesstaaten herzustellen, sondern auch die Identität des potenziellen Killers herauszufinden.

Soziologie-Lehrer Alex Campbell ist stolz auf seine Schüler.
Soziologie-Lehrer Alex Campbell ist stolz auf seine Schüler.ZVG

Alex Campbell gab seinen Schülern der Elizabethtown Highschool eine Liste von 14 weiblichen Mordopfern aus den 80er-Jahren, deren Tode nie aufgeklärt wurden. Die einzige weitere Information, die die 14- bis 17-Jährigen noch bekamen: Zeitungen hatten damals spekuliert, dass es sich um die Taten eines Serienkillers, den sie „Bibelgürtel-Würger“ tauften, handelte. Doch die Cops hatten nie Verbindungen zwischen den Frauen gefunden – außer dass diese höchstwahrscheinlich als Prostituierte gearbeitet hatten.

Campbell zur New York Post: „Meine Schüler sollten prüfen, ob sie Anhaltspunkte finden können, die auf denselben Täter hinweisen. Weil das die Cops nie geschafft haben, war ich mir sicher, dass auch sie scheitern würden – und habe mich getäuscht.“ Er brachte einen ehemaligen FBI-Profiler namens Scott Barker als Gastdozent mit in die Klasse, der den Schülern verriet, worauf sie achten müssen.

Michelle Inman wurde vom Serienmörder erwürgt.
Michelle Inman wurde vom Serienmörder erwürgt.Bundespolizei von Tennessee

Bis zum Ende des Schuljahrs gelang es den Schülern ein gemeinsames Opfer-Profil zwischen sechs der toten Frauen – Lisa Nichols, Michelle Inman, Tina McKenney-Farmer, Elizabeth Lamotte, Tracy Walker und Cynthia Taylor – herzustellen. Alle waren rothaarig, wurden zwischen 1983 und 1983 an Highways in Tennessee, Kentucky, Arkansas und West Virginia gefunden und aus nächster Nähe (höchstwahrscheinlich durch Erwürgen) getötet.

Tracy Walker wurde von Jerry Johny umgebracht.
Tracy Walker wurde von Jerry Johny umgebracht.Bundespolizei von Tennessee

Auch nach Ende des Semesters ermittelte die 23-köpfige Schülergruppe in ihrer Freizeit weiter. So schafften sie es im letzten Jahr, einen wahrscheinlichen Täter ausfindig zu machen. Jerry Johns wurde 1985 wegen Mordes an einer Prostituierten in Kentucky zu lebenslanger Haft verurteilt. Der 2015 im Gefängnis gestorbene Killer hatte als Lkw-Fahrer gearbeitet und sein Opfer erwürgt.

Tina McKenney-Farmers Mörder konnte jetzt ermittelt werden.
Tina McKenney-Farmers Mörder konnte jetzt ermittelt werden.Bundespolizei von Tennessee

Die Ex-Schüler teilten ihre Theorie in einem Podcast namens „Murder 101“, wo sie dem Moderator Shane Waters ihre Beweise und Ermittlungsschritte verrieten. Worauf die Bundespolizei von Tennessee verkündete, dass die Ermittlungen in den Morden wieder aufgenommen wurden und dass sie Jerry Johns als möglichen Täter für die sechs Gewaltverbrechen und potenziell weitere Morde in Betracht ziehen.

Cynthia Taylor ist eines der Opfer von Jerry Johns.
Cynthia Taylor ist eines der Opfer von Jerry Johns.Bundespolizei von Tennessee

Campbell ist sehr enttäuscht, dass das FBI seine Schüler als Grund für den Durchbruch nicht erwähnt hat: „Die Kids sagen allerdings, dass ihnen das egal ist. Ihnen geht es nur um Gerechtigkeit für die Familien dieser toten Frauen.“ ■