Prozess in Hamburg

Richterin genervt, Anwälte giften sich an, Christina Block schweigt

Am 6. Tag im Prozess um die illegale Rückholung ihrer Kinder aus Dänemark soll Block Fragen der Nebenklage beantworten. Doch es kommt zum Streit.

Author - Berliner KURIER
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Immer aufmerksam, aber am Dienstag nicht redebereit: Die Unternehmerin Christina Block (Mitte) mit ihren beiden Anwälten Ingo Bott und Paula Wlodarek (re.) im Gerichtssaal.
Immer aufmerksam, aber am Dienstag nicht redebereit: Die Unternehmerin Christina Block (Mitte) mit ihren beiden Anwälten Ingo Bott und Paula Wlodarek (re.) im Gerichtssaal.Marcus Brandt/dpa

Der Prozess gegern die Steakhaus-Erbin Christina Block wird immer surrealer. Der sechste Prozesstag vor dem Hamburger Landgericht hat etwas von Comedy. Gelächter im Zuschauerraum, der Anwalt ihres Ex-Mannes feuert ein Fragen-Stakkato ab – auf die aber Christina Block nicht antwortet, immer wieder grätscht ihr Anwalt Ingo Bock dazwischen. Irgendwann ist selbst die Richterin genervt und sagt: „Wir kommen so nicht voran, Herr Dr. Bott, wir kommen so nicht voran!“

Wegen eines Streits um das Fragerecht der Nebenklage ist der Prozess um die Entführung der Kinder von Christina Block (52) ins Stocken geraten. Der Verteidiger der Hamburger Unternehmerin, Ingo Bott, erklärte, seine Mandantin werde keine Fragen des Anwalts ihres Ex-Manns, Stephan Hensel, mehr beantworten. Sie mache von ihrem Schweigerecht Gebrauch.

Zweieinhalb Stunden Gerichtspingpong, doch die Mutter schweigt

Die Vorsitzende Richterin Isabel Hildebrandt ordnete an, dass Hensels Anwalt Philip von der Meden seine Fragen trotzdem stellen dürfe. Die Angeklagte könne entscheiden, ob sie antworte oder nicht. Das wollte Bott nicht akzeptieren und beantragte einen Gerichtsbeschluss.

Die Kammer bestätigte jedoch die Anordnung der Vorsitzenden und erlaubte von der Meden, weitere Fragen an die Angeklagte richten. Doch schon seine nächste Frage beanstandete Bott erneut.

Zweieinhalb Stunden Gerichtspingpong, dann wird ein Kompromiss gefunden. Der Anwalt des Vaters darf seine Fragen zunächst am Stück vortragen, anschließend könne dann der gegnerische Anwalt Bott entscheiden, die Fragen gesammelt zu beanstanden. Bis zur Mittagspause liest Meden mehr als 60 Fragen vor, berichtet t-online. Fragen wie: „Wie erklären Sie sich, dass die Entführer nach Aussage Ihrer Tochter Gegenstände von ihrer Mutter dabeihatten?“ „Warum weckten Sie die Kinder nicht, die Sie seit Jahren nicht gesehen haben?“ „Warum legten Sie sich selbst schlafen, bei den maskierten Männern, vor denen Sie Angst gehabt haben wollen?“

Anwalt des Vaters kritisiert „Kindergartenspiel“

Die Staatsanwaltschaft wirft der Tochter des Gründers der Steakhaus-Kette Block House, Eugen Block, vor, die Entführung ihrer beiden jüngsten Kinder in der Silvesternacht 2023/24 in Auftrag gegeben zu haben. Mehrere Mitarbeiter eines israelischen Sicherheitsunternehmens entführten den damals zehn Jahre alten Sohn und die 13-jährige Tochter nach Deutschland. Vier Tage nach der Rückholaktion wurden die Kinder auf Anordnung des Gerichts wieder zu ihrem Vater nach Dänemark gebracht.

Stephan Hensel (51) war bei der Entführung niedergeschlagen worden. Im Prozess sitzt er nun seiner Ex-Frau als Nebenkläger gegenüber. Am dritten Verhandlungstag hatte Block in einer mehrstündigen Erklärung die Anklagepunkte zurückgewiesen.

Am Dienstag auf dem Weg in den Gerichtssaal: Anwalt Philip von der Meden (li.), Vertreter der Nebenklage, und Stephan Hensel, Ex-Ehemann und Vater der Kinder.
Am Dienstag auf dem Weg in den Gerichtssaal: Anwalt Philip von der Meden (li.), Vertreter der Nebenklage, und Stephan Hensel, Ex-Ehemann und Vater der Kinder.Marcus Brandt/dpa

Am fünften Verhandlungstag hatte Hensels Anwalt Philip von der Meden erstmals das Wort bekommen. Er stellte Fragen zu dem Sorgerechtsstreit um die beiden jüngeren Kinder der geschiedenen Eltern. Blocks Anwalt warf dem Vater vor, er habe die Antworten verwendet, um die zweitälteste Tochter, die als einziges Kind bei der Mutter lebt, zu manipulieren. Die Fragen von Anwalt Meden dienten nur dazu, das von Hensel seit Jahren betriebene Diffamieren der Mutter fortzusetzen. Bott bot an, die Nebenklage könne ihre Fragen schriftlich einreichen – die Nebenklage lehnt das bisher ab.

Meden erklärte, die Angeklagte wolle sich herausreden, indem sie sage, sie habe schon viele Fragen beantwortet. Jetzt, wo es unangenehm werde, wolle sie keine Antworten mehr geben. Unter Verweis auf die wiederholten Interventionen von Bott sagte er, es müsse eine Lösung gefunden werden, „wie wir aus diesem Kindergartenspiel rauskommen“ (mit dpa).