Sie stehen und liegen auch in Berlin an jeder Ecke – Bierflaschen aus Glas. Doch das, was es im Getränkemarkt seit Jahren gibt, ist vielen ein Dorn im Auge. Der Grund: Nur 8 Cent Pfand wird für diese Flaschen veranschlagt, ein winziger Preis, der Folgen hat. Denn: Die niedrige Pfandgebühr sorgt unter anderem dafür, dass kleinere Brauereien ihre Flaschen nicht zurückkriegen. Sie werden nach dem Austrinken lieber entsorgt. Nun fordern Brauereien: Die Pfand-Gebühr für Glasflaschen soll auf 20 Cent pro Stück erhöht werden!
Kostet das Pfand bei Bierflaschen in Deutschland bald 20 Cent?
Über den Vorstoß berichtete die „Bild“-Zeitung. In Österreich gibt es bereits eine neue Regelung: Seit dem Wochenende werden hier statt den bisherigen 9 Cent für Glasflaschen nun insgesamt 20 Cent verlangt. Ein Schritt, der auch für kleinere Brauereien in Deutschland notwendig ist. „Wir fordern das für Deutschland seit Langem, werden uns das österreichische Beispiel sehr aufmerksam ansehen“, sagt etwa Stefan Stang, der Chef des Vereins privater Brauereien in Deutschland, dem Blatt.
In Österreich wurde die Anpassung nach 40 Jahren vorgenommen. Davon betroffen sind die klassischen 0,5-Liter-Bierflaschen, aber auch Weißglasflaschen mit Schraubverschluss sowie viele 0,33-Liter-Glasflaschen. Der Grund auch hier: Zu wenig Flaschen kamen in die Brauereien zurück. „Das niedrige Pfand führte augenscheinlich dazu, dass immer mehr Menschen die Flaschen entsorgten und so der Wiederverwertung entzogen“, sagte Karl Schwarz, der Obmann des Verbands der Brauereien. Man erwartet, dass nach der Erhöhung wieder mehr Schwung in den Pfand-Kreislauf kommt.

In einem Bericht der österreichischen Presseagentur ist auch die Rede davon, dass sich mancher Getränkehersteller in Deutschland darüber freuen würde. „Die Erhöhung des Pfands für Mehrweg-Glasflaschen ist aus unserer Sicht rein positiv“, sagte etwa der Geschäftsführer des Unternehmens fritz-kola, Florian Weins. Er bedauert, dass die Erhöhung in Deutschland bisher nicht geglückt sei. Denn: „Jede nicht zurückgebrachte Flasche ist ein Verlustgeschäft“, sagt er. Eine Glasflasche – sie können normalerweise etwa 40 Mal befüllt werden – kostet das Unternehmen demnach zwischen 12 und 20 Cent.
Immer mehr Getränkehersteller fordern höhere Pfandgebühren auf Glasflaschen
Die Rufe nach einem höheren Pfand auf Glasflaschen werden aber auch in Deutschland immer lauter. Brauerei-Chef Dietrich Sailer sagte etwa der „Bild“, die Erhöhung sei überfällig. Denn: Auch in Deutschland seien die Pfandpreise 40 Jahre alt, passen nicht mehr zu den Kosten, die durch Flaschen und Kästen heute verursacht werden. In der Produktion koste ein Bierkasten heute fünf Euro, eine Flasche 15 Cent.
Eine Befürchtung: „Bestimmt werden die Brauereien anfangs in Österreich erst einmal Verluste machen, wenn sie die alten Flaschen für teures Pfand zurückkaufen müssen“, sagt Sailer. Das sei aber auch eine lohnende Investition in die Zukunft. Es ist auch das Hauptargument, mit dem die Anpassung der Pfandgebühr bisher gebremst wurde: Man rechnet damit, dass Pfandflaschen gebunkert werden könnten, um sie erst dann einzutauschen, wenn die neue Regelung greift. Dann gäbe es dafür mehr Geld.
Eine andere Befürchtung hat Sailer. Rollt auf die deutschen Getränkehersteller schon jetzt ein Problem zu? „Auf einen Bierlaster passen 1500 Kästen. In Deutschland kostet einer 3,10 Euro Pfand, in Österreich gibt’s dafür ab sofort sieben Euro“, rechnet er vor. Es könnte also sein, dass der eine oder andere deutsche Biertrinker seine Kästen demnächst lieber im Nachbarland abgibt … ■