Konklave startet Mittwoch

Papstwahl: Wussten Sie, dass jeder männliche Katholik gewählt werden kann?

Lesen Sie hier wichtige Fakten und Kuriositäten zur anstehenden Papstwahl – und wer diesmal die großen Favoriten sind und was die Wettbüros sagen.

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Prozessionen, Gottesdienste: Rom bereitet sich gerade auf die Papstwahl vor. Hier ziehen Mitglieder der katholischen Vereinigung Templari Oggi durch das Stadtzentrum zur Basilika St. Maria und die Märtyrer (Agrippa Pantheon) in Rom.
Prozessionen, Gottesdienste: Rom bereitet sich gerade auf die Papstwahl vor. Hier ziehen Mitglieder der katholischen Vereinigung Templari Oggi durch das Stadtzentrum zur Basilika St. Maria und die Märtyrer (Agrippa Pantheon) in Rom.Francisco Seco/AP/dpa

Der Stuhl des Papstes ist vakant. Ab Mittwoch wird ein Nachfolger für Papst Franziskus gesucht. In der Sixtinischen Kapelle beginnt das Konklave. Im Mittelpunkt stehen die Kardinäle – auch einige, die nicht als Kandidaten gehandelt werden und weniger bekannt sind. Aber wussten Sie, dass nicht nur Kardinäle, sondern jeder männliche Katholik gewählt werden kann? Lesen Sie hier wichtige Fakten und Kuriositäten zur Papstwahl – und wer die großen Favoriten sind.

Weiße Taube statt weißer Rauch: Als die in Rom versammelten Christen im Jahr 236 über einen neuen Papst diskutierten, landete eine weiße Taube auf dem Kopf des unbeteiligten Laien Fabian. Die Gläubigen werteten dies als ein göttliches Zeichen und wählten ihn zum Papst.

Die Wahl des Papstes: Bestechung, Hunger, Feldbetten

Bestechung: In den frühen Zeiten der Katholischen Kirche wurden die Päpste von Mitgliedern des Klerus und des römischen Adels gewählt, wobei es oft zu Manipulationen kam. Eine der berüchtigtsten Wahlen fand 532 nach dem Tod von Bonifatius II. statt. Diese sei überschattet gewesen von „Bestechungen von königlichen Beamten und einflussreichen Senatoren“, schreibt der Autor P.G. Maxwell-Stuart in seiner „Chronik der Päpste“. Am Ende wurde ein einfacher Priester, Mercurius, zum neuen Kirchenoberhaupt gewählt. Er war der erste Papst, der seinen Namen änderte, er amtierte als Johannes I.

Wahl der Kardinäle: Im Jahr 1059 entschied Papst Nikolaus II., dass an künftigen Wahlen nur noch Kardinäle teilnehmen dürfen. Zum Papst gewählt werden darf bis heute prinzipiell jeder getaufte männliche Katholik – praktisch wurden seit fast 650 Jahren aber nur Kardinäle zum Pontifex bestimmt.

Das Konklave: Das Wort Konklave leitet sich vom lateinischen „cum clave“ („mit Schlüssel“) ab. Als sich die Papst-Wahl im Jahr 1241 hinzog, schloss der Regierungschef von Rom die Kardinäle in ein baufälliges Gebäude ein und weigerte sich, die Toiletten reinigen zu lassen oder erkrankten Kardinälen medizinische Hilfe zu gewähren. Laut dem Historiker Frederic Baumgartner kamen die Kardinäle erst zu einer Entscheidung, als einer von ihnen starb und die Römer drohten, seinen Leichnam zu exhumieren. Nach 70 Tagen endete das Konklave mit der Wahl von Coelestin IV.

Längstes Konklave: Nach dem Tod von Papst Clemens IV. im November 1268 dauerte es fast drei Jahre, bis sein Nachfolger Gregor X. gewählt wurde. Ende 1269 ließen sich die im Papstpalast in Viterbo versammelten Kardinäle einschließen, um eine Entscheidung herbeizuführen. Im Juni 1270 rissen frustrierte Einheimische das Dach ab, um die Wahl zu beschleunigen – offensichtlich inspiriert von der Aussage eines englischen Kardinals, der anmerkte, dass ohne das Dach der Heilige Geist ungehindert herabsteigen könne.

Das längste Konklave der Neuzeit fand 1831 statt: Die Wahl von Papst Gregor XVI. dauerte 50 Tage. Die längste Abstimmung im 20. Jahrhundert im Jahr 1922 war bereits nach fünf Tagen beendet, am Ende fiel die Wahl auf Papst Pius XI. Bei der Wahl von Benedikt XVI. im Jahr 2005 und der seines Nachfolgers Franziskus im Jahr 2013 dauerte es jeweils zwei Tage, bis weißer Rauch aufstieg.

Pilger auf dem Petersplatz: Ab Mittwoch wird ein Nachfolger für Papst Franziskus gesucht.
Pilger auf dem Petersplatz: Ab Mittwoch wird ein Nachfolger für Papst Franziskus gesucht.Allessia Giuliani/Catholic Press/imago

Nach fünf Tagen gibt es weniger Essen: Als Reaktion auf das Chaos, das zu seiner Wahl geführt hatte, änderte Gregor X. die Regeln der Papst-Wahl: Er verfügte, dass die Kardinäle innerhalb von zehn Tagen nach dem Tod des Papstes zusammenkommen und ordnete an, ihre Lebensmittelversorgung schrittweise zu reduzieren. Nach fünf Tagen sollten die Mahlzeiten auf Brot, Wasser und Wein reduziert werden, schreibt John L. Allen in seinem Buch „Conclave“.

Feldbetten und Gemeinschaftsbäder: Seit Jahrhunderten wird das Konklave im Apostolischen Palast im Vatikan abgehalten, seit 1878 kommen die Kardinäle in der Sixtinischen Kapelle zusammen. Früher schliefen die Geistlichen dort auf Feldbetten und teilten sich Gemeinschaftsbäder, wie Allen in seinem Buch schildert. Der 1978 gewählte Papst Johannes Paul II. ordnete schließlich den Bau des Gästehauses Santa Marta an. In dem Gebäude, in dem der kürzlich verstorbene Franziskus wohnte, sind seitdem die Kardinäle während des Konklaves untergebracht.

Champagner und Gesang: 1978 schenkte Johannes Paul II. den Kardinälen nach seinem ersten Auftritt als Pontifex vor den Gläubigen auf dem Petersplatz Champagner ein und stimmte polnische Volkslieder an. Papst Benedikt XVI. lud nach seiner Wahl im Jahr 2005 alle Kardinäle zu einem Abendessen mit Gesang und Champagner ein, wie der Kardinal Cormac Murphy-O'Connor berichtete.

Papastwahl: Das sind die Favoriten

Wer wird Nachfolger von Papst Franziskus? Die Spekulationen kochen vor dem Konklave hoch – in Wettbüros ebenso wie unter den Würdenträgern. Einzelne Kardinäle scheinen favorisiert: Doch in Rom bestätigte sich oft die Weisheit: „Wer als Papst ins Konklave geht, kommt als Kardinal wieder raus.“ Dies sind Favoriten:

Pietro Parolin (70, Italien), Staatssekretär im Vatikan: Parolin ist der am häufigsten genannte Favorit, das Szenario erinnert an die Nachfolge von Johannes Paul II. durch seinen engsten Mitarbeiter Joseph Ratzinger, dem späteren Papst Benedikt XVI. Der bisherige Chefdiplomat des Vatikans war fast während der gesamten Amtszeit von Franziskus die Nummer zwei im Vatikan. Er arbeitete an dessen Reformprojekten mit und ist bereits vielen Staatsoberhäuptern der Welt bekannt, da er schon seit Jahrzehnten im diplomatischen Dienst der Kirche um den Globus gereist ist. Er hat die höchsten Wettquoten: zwischen 2,75 und 3,75. Das heißt: Für einen 1 Euro gibt es bei erfolgreicher Wahl 2,75 bis 3,75 Euro.

Kardinal Pietro Parolin kommt im Petersdom an, um an einer Messe zum achten von neun Trauertagen für den verstorbenen Papst Franziskus teilzunehmen.
Kardinal Pietro Parolin kommt im Petersdom an, um an einer Messe zum achten von neun Trauertagen für den verstorbenen Papst Franziskus teilzunehmen.Alessandra Tarantino/AP/dpa

Pierbattista Pizzaballa (60, Italien), Lateinischer Patriarch von Jerusalem: Pizzaballa ist der oberste Katholik im Nahen Osten mit einer Erzdiözese, die Israel, die palästinensischen Gebiete, Jordanien und Zypern umfasst. Er wurde im September 2023 zum Kardinal ernannt, kurz bevor der Gaza-Krieg begann. Wettquote: 6 bis 11.

Matteo Maria Zuppi (69, Italien), Erzbischof von Bologna: Er ist seit mehr als drei Jahrzehnten als diskreter Diplomat für den Vatikan tätig und diente unter anderem als Sonderbeauftragter von Papst Franziskus für die Ukraine. Er ist seit 2022 auch Vorsitzender der italienischen Bischofskonferenz – wegen des nach wie vor hohen Anteils italienischer Kardinäle im Konklave gilt er damit quasi automatisch als ein Mitfavorit. Zuppi ist wegen seines jahrzehntelangen Einsatzes für die Bedürftigen sehr beliebt. Er setzt sich auch dafür ein, Migranten und homosexuelle Katholiken in der Kirche willkommen zu heißen. Wettquote: 5,50 bis 6.

Papstwahl: Kandidaten aus Manila und Kinshasa

Jean-Marc Aveline (66, Frankreich), Erzbischof von Marseille: Der in Algerien geborene Aveline hat die meiste Zeit seines Lebens in Marseille verbracht und ist eine wichtige Figur in der südfranzösischen Hafenstadt. Er gilt als enger Freund von Papst Franziskus. 2013 wurde er zum Weihbischof von Marseille ernannt und 2022 zum Kardinal erhoben. Der umgängliche Aveline hat sich für den Dialog zwischen den Religionen und Kulturen sowie für den Schutz von Migranten eingesetzt – beides zentrale Anliegen von Papst Franziskus' Pontifikat. Wettquote: 21.

Luis Antonio Tagle (67, Philippinen), emeritierter Erzbischof von Manila: Tagle, Asiens Favorit für das Papstamt, ist ein charismatischer, gemäßigter Mann, der sich nicht scheut, die Kirche für ihre Unzulänglichkeiten zu kritisieren, unter anderem wegen des sexuellen Missbrauchs von Minderjährigen. Er ist ein eloquenter Redner mit selbstironischem Humor und setzt sich wie Franziskus für Arme, Migranten und Randgruppen ein. Er galt bereits als Kandidat für das Papstamt im Konklave 2013, bei dem Franziskus gewählt wurde. Franziskus entließ ihn allerdings 2022 als Präsident des weltweiten Dachverbands der Caritas. Wettquote: 3,75 bis 4.

Kardinal Fridolin Ambongo Besungu wird von Reportern angesprochen, als er zu einer Sitzung des Kardinalskollegiums im Vatikan eintrifft.
Kardinal Fridolin Ambongo Besungu wird von Reportern angesprochen, als er zu einer Sitzung des Kardinalskollegiums im Vatikan eintrifft.Gregorio Borgia/AP/dpa

Fridolin Ambongo Besungu (65, Demokratische Republik Kongo), Erzbischof von Kinshasa: Ambongo ist der einzige Kardinal aus Afrika im Kardinalsrat von Papst Franziskus, dem Beratungsgremium des Papstes. In einem Interview sagte er 2023, „Afrika ist die Zukunft der Kirche, das ist offensichtlich.“ Allerdings ging er beim Umgang mit Homosexuellen in den offenen Konflikt mit Franziskus und kämpfte gegen Segnungen gleichgeschlechtlicher Paare. Als zweiter möglicher Papst aus Afrika wird außerdem der allerdings bereits 76 Jahre alte Kardinal Peter Turkson aus Ghana gehandelt.

Robert Francis Prevost (69, USA), emeritierter Erzbischof von Chiclayo: Der aus Chicago stammende Prevost ist Präfekt des mächtigen Dikasteriums für die Bischöfe, das den Papst bei der Ernennung neuer Bischöfe berät. Er war jahrelang als Missionar in Peru tätig und ist der emeritierte Erzbischof von Chiclayo in diesem südamerikanischen Land. Von Papst Franziskus 2023 zum Kardinal ernannt, ist er auch Präsident der Päpstlichen Kommission für Lateinamerika.