In den USA verschwinden jedes Jahr 90.000 Menschen spurlos. Eine gemeinnützige Organisation aus Florida hat es sich zur Aufgabe gemacht, zumindest einige der Vermissten aufzuspüren – in den von Alligatoren und Giftschlangen bewohnten Gewässern des Bundesstaates. Mit Erfolg. Sunshine State Sonar spürte in diesem Jahr bereits vier Leichen auf – zuletzt die einer vierfachen Mutter, die vor 38 Jahren spurlos verschwand.
Maureen Sherman war am 1. Mai 1985 mitsamt ihrem Auto spurlos verschwunden. Die 47-Jährige war depressiv und hatte von Selbstmord gesprochen. Es stellte sich heraus: Ihre Leiche hatte fast vier Jahrzehnte nur 800 Meter von ihrem Haus entfernt im Wasser gelegen. In der Daily Mail verriet Sunshine-State-Sonar-Gründer Mike Sullivan, wie es sein Team schafft, selbst nach Jahrzehnten Cold Cases wie den von Sherman zu lösen.

Als Erstes ermittelt sein Team mithilfe von Google Maps potenzielle Stellen, an denen die Vermissten mit ihren Autos absichtlich oder unabsichtlich in einen der 85.000 Flüsse, Kanäle, Sümpfe und Seen in Florida gefahren sein könnten. Diese Bereiche werden dann mit einem speziellen Unterwasser-Sonar durchkämmt. Sullivan: „Die Polizei hat einfach nicht die Zeit, das Know-how und das Geld, solche genauen Suchen durchzuführen.“
Tausende Menschen verschwinden jedes Jahr
Letzte Woche entdeckte das Unternehmen so Shermans roten Plymouth Reliant Kombi in einem Kanal in Miami in zehn Metern Tiefe. Ein Taucher fand das Nummernschild und lieferte so die positive Identifikation. Daraufhin sicherten Polizeitaucher Shermans sterbliche Überreste, ehe der Wagen aus dem Wasser gezogen wurde.

Anfang Januar hatte das Such- und Bergungsteam auch die Leiche von Sandra Lemire in ihrem Van aufgespürt – in einem Teich gleich um die Ecke von Disney World in Orlando. Die dreifache Mutter wurde das letzte Mal im Mai 2012 gesehen und verschwand nach einer Verabredung mit einem Mann, den sie auf einer Dating-Website kennengelernt hatte. Die Polizei ermittelt nun, ob ein Gewaltverbrechen vorliegt.

Laut Sullivan hat seine Gruppe von insgesamt acht Freiwilligen – darunter fünf Taucher – bislang elf Leichen aufgespürt und acht Cold Cases gelöst. Die Arbeit sei alles andere als ungefährlich: „Wir sind durch Schutzanzüge gegen Giftstoffe gewappnet. Doch wir haben immer einige bewaffnete Mitarbeiter am Ufer stehen, die nach Alligatoren Ausschau halten.“
Die jährlichen Kosten von 50.000 Dollar werden durch Spenden beglichen, die Angehörigen müssen keinen Cent zahlen. Sullivan: „Das Geld nutzen wir allein für Benzin, Geräte und Unterkünfte. Wir sind als Team einfach nur stolz darauf, Familien von Vermissten helfen zu können, endlich Gewissheit zu haben.“
HILFE BEI SUIZIDGEDANKEN
Ihre Gedanken hören nicht auf zu kreisen? Sie befinden sich in einer scheinbar ausweglosen Situation und spielen mit dem Gedanken, sich das Leben zu nehmen? Wenn Sie sich nicht im Familien- oder Freundeskreis Hilfe suchen können oder möchten – hier finden Sie anonyme Beratungs- und Seelsorge-Angebote:
Telefonseelsorge: Unter 0800–1110111 oder 0800–1110222 erreichen Sie rund um die Uhr Mitarbeiter, mit denen Sie Ihre Sorgen und Ängste teilen können. Auch ein Gespräch via Chat ist möglich. telefonseelsorge.de
Kinder- und Jugendtelefon: Das Angebot des Vereins Nummer gegen Kummer richtet sich vor allem an Kinder und Jugendliche, die in einer schwierigen Situation stecken. Erreichbar montags bis samstags von 14 bis 20 Uhr unter 116111 oder 0800–1110333. Am Samstag nehmen die jungen Berater des Teams Jugendliche beraten Jugendliche die Gespräche an. nummergegenkummer.de
Muslimisches Seelsorge-Telefon: Die Mitarbeiter von MuTeS sind 24 Stunden unter 030–443509821 zu erreichen. Ein Teil von ihnen spricht auch Türkisch. mutes.de
Deutsche Gesellschaft für Suizidprävention: Eine Übersicht aller telefonischen, regionalen, Online- und Mail-Beratungsangebote in Deutschland gibt es unter suizidprophylaxe.de ■