Trommeln, Dudelsäcke und Weihnachtslieder unter strahlend blauem Himmel: Zum ersten Mal seit Beginn des Gaza-Krieges haben Christen aus aller Welt am Mittwoch wieder Weihnachten in Bethlehem gefeiert. Hunderte Gläubige strömten am Heiligabend in die berühmte Geburtskirche – dort, wo Jesus Christus geboren worden sein soll.
Schon Stunden vor Mitternacht waren die Kirchenbänke voll. Viele standen oder saßen auf dem Boden, um die traditionelle Messe mitzuerleben. Um 23.15 Uhr erklang Orgelmusik, eine Prozession mit Dutzenden Geistlichen zog ein. An der Spitze: Pierbattista Pizzaballa, der Lateinische Patriarch von Jerusalem. Er segnete die Menge und rief in seiner Predigt zu Frieden und Hoffnung auf: „Weihnachten lädt ein, die Kraft der Liebe und Solidarität neu zu entdecken.“
Vor der Messe gab es eine Parade durch die enge Stern-Straße. Pfadfinder spielten auf Dudelsäcken Weihnachtslieder, auf dem Manger-Platz vor der Kirche drängten sich Menschen. „Heute ist ein Tag voller Freude, denn wegen des Krieges konnten wir bisher nicht feiern“, sagte der 17-jährige Pfadfinder Milagros Anstas. Für die 18-jährige Katiab Amaya sind die Feierlichkeiten ein wichtiges Zeichen: „Es gibt uns Hoffnung.“
Hoffnung nach zwei Jahren Pause in Bethlehem
Mit Einbruch der Dunkelheit erstrahlte der Platz in bunten Lichtern. Vor der Kirche verkauften Männer in Weihnachtsmannkostümen kandierte Äpfel und Spielzeug. Familien posierten vor der Krippe. Nach zwei Jahren Pause hoffen die Einwohner, dass die Rückkehr des Festes auch die Geschäfte ankurbelt.
Die Stadt hatte wegen des Gaza-Krieges auf Dekoration verzichtet. Doch diesmal funkelte neben der Geburtskirche wieder ein riesiger Weihnachtsbaum mit roten und goldenen Kugeln. Der Sakralbau aus dem 4. Jahrhundert steht über der Grotte, in der Jesus der Legende nach vor über 2000 Jahren geboren worden sein soll.


