Die russische Film-Crew nach ihrer Ankunft auf der Erde. 
Die russische Film-Crew nach ihrer Ankunft auf der Erde.  AFP/Russian Space Agency Roscosmos

Immer wieder hört man von kostspieligen Dreharbeiten in Hollywood, die an außergewöhnlichen Drehorten stattfinden und Millionen von US-Dollar an Budget verschlingen – nicht zuletzt wegen der astronomisch hohen Gehälter der Schauspieler. Doch die Dreharbeiten eines russischen Filmteams haben jetzt im wahrsten Sinne des Wortes den Vogel abgeschossen: Sie fanden nämlich im Weltall statt. Jetzt kehrte das Filmteam wohlbehalten auf die Erde zurück. 

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Russisches Filmteam dreht 12 Tage auf der Internationalen Raumstation ISS

Wie die Nachrichtenagentur AFP unter Berufung auf die russische Raumfahrtbehörde Roskosmos berichtet, ist die Sojus-Kapsel mit dem Regisseur Klim Tschipenko und der Schauspielerin Julia Peressild sowie dem Kosmonauten Oleg Nowitzki am Sonntagmorgen in der kasachischen Wüste gelandet. Regisseur und Schauspielerin hatten zwölf Tage auf der Internationalen Raumstation ISS gedreht.

Als erster verließ Kosmonaut Nowitzki die Kapsel und wurde von Roskosmos-Chef Dmitri Rogosin begrüßt. Ihm folgte der sichtlich erschöpfte Regisseur Tschipenko. Er winkte in Richtung der Wartenden und der Kameras, bevor er für eine Untersuchung zu ebenfalls anwesenden Ärzten gebracht wurde.

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Die 37-jährige Schauspielerin Peressild, die unter 3000 Bewerbern ausgewählt worden war, wurde unter Beifall aus der Kapsel geholt. Vor ihrer Untersuchung erhielt sie einen Blumenstrauß.

„Der Besatzung geht es gut“, schrieb Roskosmos auf Twitter. Roskosmos-Chef Rogosin hatte zuvor Fotos von seinem Team, das in zehn Hubschraubern zum Landeplatz unterwegs war, veröffentlicht. Auch die Landung soll Teil des Spielfilms werden.

Teile des Film „Die Herausforderung“ wurden auf der ISS gedreht

Die Film-Crew war am 5. Oktober zur ISS gestartet, um dort Teile des Films mit dem vorläufigen Titel „Die Herausforderung“ zu drehen. In diesem versucht eine Chirurgin auf der ISS, das Leben eines Kosmonauten zu retten.

Peressild sagte nach der Landung, sie sei traurig, die ISS verlassen zu haben. „Zwölf Tage schienen erstmal viel, aber als es vorbei war, wollte ich nicht gehen. Aber es ist klar, dass es sich um eine einmalige Erfahrung handelt“, sagte sie dem russischen Fernsehen.

Schauspielerin Julia Peresild, Regisseur Klim Shipenko und Astronaut Anton Shkaplerov während ihrer Zeit auf der ISS. 
Schauspielerin Julia Peresild, Regisseur Klim Shipenko und Astronaut Anton Shkaplerov während ihrer Zeit auf der ISS. 

Einer der Produzenten des Films, Konstantin Ernst vom Fernsehsender One TV, sagte am Sonntag, er sei „überglücklich, dass alles so gut gelaufen ist“. Es gebe viele Filme, in denen die Schwerelosigkeit und der Aufenthalt im Orbit simuliert würden, aber „die Realität sieht ganz anders aus“, sagte er.

Dreh-Einsatz in der Erdumlaufbahn verlief nicht ohne Zwischenfälle

Tatsächlich verlief der Dreh-Einsatz in der Erdumlaufbahn nicht ohne Zwischenfälle. Beim Andocken an die ISS Anfang des Monats hatte Kosmonaut Anton Schkaplerow auf die manuelle Steuerung umschalten müssen. Während eines Tests an der Sojus-Raumfähre wurde am Freitag aus Versehen eine Steuerdüse ausgelöst, was die ISS für rund 30 Minuten destabilisierte, wie ein Nasa-Sprecher der russischen Nachrichtenagentur Tass sagte.

Russland kommt mit seinem Filmausflug in den Weltall einem US-Projekt mit Tom Cruise zuvor. Der Wettlauf um die Vorherrschaft im Kino erinnert an die 60er Jahre, als die ehemalige Sowjetunion mit Juri Gagarin den ersten Menschen ins All brachte - vor den USA.

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Roskosmos hatte das Projekt angekündigt, just nachdem die Nasa über Pläne für einen Dreh auf der ISS mit Hollywood-Star Cruise für die Action-Filmreihe „Mission Impossible“ informiert hatte. Für die russische Raumfahrt, die in den vergangenen Jahren immer wieder mit Pannen und Rückschlägen zu kämpfen hatte, ist der erste Filmdreh im All ein Prestigeerfolg.