Dev Patel, bekannt als „Slumdog Millionär“, begeistert Kritiker wie Action-Fans mit seinem Regiedebüt „Monkey Man“ – dabei ist es ein Wunder, dass der Film überhaupt existiert. In einer Fragerunde auf Reddit offenbart Patel die Geschichte hinter den Kulissen. Und die könnte fast ihr eigener Film sein.
Dev Patel: „Monkey Man“ war die größte Herausforderung meines Lebens
Der Schauspieler und Regisseur-Frischling Dev Patel stellte sich in einem Reddit-AMA (AMA steht für „Ask Me Anything“, also „Frag mich alles“) den Fragen seiner Fans; seine Antworten schockierten. „Der Film war eine der herausforderndsten Sachen, die ich in meinem Leben jemals getan habe“, schrieb er, „jeden Tag mussten wir absoluten Katastrophen ins Gesicht blicken.“ Klingt übertrieben? Nicht, wenn man seine Erklärung liest.
Die Katastrophe begann schon, bevor sie „Monkey Man“ überhaupt filmen konnten. Ein paar Wochen vor dem Drehstart musste Dev Patel seinen Geldgeber darum betteln, nicht den Geldhahn zuzudrehen. Nach etwas Hin und Her ging es schließlich doch voran, gedreht werden sollte in Indien. Doch dann kam die Corona-Pandemie. Patel verlor Szenebildner und Kameramann – „der Film war quasi tot“. Umdenken war nötig, um „Monkey Man“ trotzdem möglich zu machen: Man entschied sich dafür, auf einer kleinen Insel in Indonesien zu drehen. Doch das sollte erst der Anfang sein ...
500 Leute in einem leer stehenden Hotel! „Monkey Man“-Dreh war kein Zuckerschlecken
Um „Monkey Man“ möglich zu machen, wurden die 500 Schauspieler und Crewmitglieder für die neun Monate des Drehs in ein leer stehendes Hotel gepfercht. „Es waren zermürbende neun Monate mit absoluter Freude und komplettem Chaos“, erinnert sich Patel. Die Drehorte, die sie sich im Voraus gesichert hatten, wurden am Tag des Drehs abgesagt, erneut war Improvisationstalent gefragt.
Wegen der Pandemie wurden die Grenzen geschlossen, dadurch war es unmöglich, einige Nebendarsteller einzufliegen. Aber Dev Patel ließ sich nicht unterkriegen: „Ich habe letzten Endes jeden Schneider, Belichter und Buchhalter vor die Kamera holen müssen.“

Bei „Monkey Man“ ging kaputt, was kaputtgehen kann
Und wo wir bei den Kameras sind: „Der Großteil unserer Ausrüstung ist kaputtgegangen und wir konnten keinen Ersatz einfliegen lassen, also haben wir wortwörtlich Sachen mit meinem Handy und mit GoPros (eine Freizeitkamera; Anm. d. Red.) gefilmt. Als ein Kamerakran kaputtging, mussten wir einen Kameraträger aus einem Seil machen.“
Und nicht nur das Filmzubehör hing am seidenen Faden. Improvisiert werden musste auch, als sich herausstellte, dass das Geld für Glastischplatten fehlte, die zur Einrichtung der VIP-Lounge gehören sollten, in der sich ein Großteil des Films abspielt. Dev Patel sagt dazu: „Ich musste also erst mal nur auf Kopfhöhe drehen und dann meinen Produzenten bitten, mit seinem eigenen Geld Tischplatten zu kaufen.“
Bei den Tischen musste am meisten gespart werden. Insgesamt hatten sie nur drei oder vier, die in Action-Szenen zerstört werden durften – viel zu wenig für die Anzahl an Szenen, die geplant waren. „Sobald ich eine Reihe an Stunts gemacht habe, habe ich sofort ‚Cut!‘ gerufen, und wir alle krochen sofort auf Händen und Füßen auf dem Boden herum, um die gebrochenen Holzstücke einzusammeln und die Tische wieder zusammenzukleben“, erinnert sich Dev Patel.
Dev Patel kämpfte nach „Monkey Man“ mit gebrochenen Zehen und gebrochener Hand
Dev Patel führte bei „Monkey Man“ nicht nur Regie, sondern er spielt auch die Hauptrolle mit einer Reihe an Stunts, die den Zuschauer staunen lassen. Auch das war nicht ohne Herausforderungen. Gegenüber Entertainment Weekly offenbart er: Nicht nur habe er sich schon vor dem Dreh sämtliche Zehen gebrochen. Er entwickelte auch eine Infektion im Auge nach einer Szene, in der sein Gesicht häufiger gegen ein Waschbecken gedrückt wird.
Während einer anderen Szene brach Dev Patel sich die Hand, der Arzt musste sie im Anschluss mit einer Schraube fixieren. Eine Drehpause konnten sie sich aber nicht leisten. Also musste Patel schnurstracks die geplante Kampfszene umdenken und mit nur einer Hand kämpfen. Die Röntgenaufnahme ließ sich die Filmcrew übrigens auf T-Shirts drucken, erzählt Patel und witzelt: „Das ist die eine Schraube, die die ganze Produktion am Leben hält.“
Netflix wollte „Monkey Man“ in der Versenkung verschwinden lassen
Mit dem zermürbenden Dreh war die Leidensgeschichte von „Monkey Man“ allerdings noch nicht vorbei. Netflix kaufte den Film 2021 ein, ließ ihn jahrelang unveröffentlicht liegen, wahrscheinlich weil er indischen Politikern zu unbequem war. Aus den Untiefen des Netflix-Archivs wurde er schließlich von keinem anderen als Jordan Peele geholt – dem Regisseur von „Get Out“, „Wir“ und „Nope“. Er bekam den Film zu sehen und verliebte sich sofort. Mit dem Filmstudio Universal konnte er Netflix schließlich zum Verkauf überreden. Dadurch schaffte es „Monkey Man“ sogar auf die Kinoleinwand statt nur auf die Streamingplattform.
Also Ende gut, alles gut? Dev Patel verriet gegenüber TV Movie: „Ich leide immer noch!“ Aber trotz aller Probleme blickt er optimistisch zurück: „Jedes Hindernis gab uns eine neue Gelegenheit, Innovationen zu machen.“ Und das hat er tatsächlich getan. Das Ergebnis können Sie jetzt im Kino sehen. ■