Ein Guru hat in Indien zu einem religiösen Fest gerufen. In Massen waren die Menschen seinem Ruf gefolgt. Dann brach Panik aus und die Tragödie war nicht mehr aufzuhalten. Viele Tote sind nun zu beklagen. Vor allem Frauen. Auch Kinder sind gestorben.
Die Gläubigen hatten sich am Dienstag im Norden Indiens zu Gebeten und der Rede eines beliebten Predigers versammelt, im Bezirk Hathras südöstlich von Neu Delhi. Es seien deutlich mehr Anhänger als erwartet gekommen, sagte die Polizei laut indischen Medien. 250.000 Menschen sollen an der Veranstaltung teilgenommen haben - mehr als das Dreifache der 80.000 Teilnehmer, für die eine Genehmigung bestand.
Nachdem der Guru die Veranstaltung verlassen habe, seien die Menschen plötzlich aus einem überfüllten Zelt gestürmt, so berichten es Augenzeugen. Viele seien im dichten Gedränge ausgerutscht und übereinander in einen schlammigen Graben gefallen. Zahlreiche Opfer seien erstickt oder niedergetrampelt worden, teilte ein Beamter der örtlichen Verwaltung mit.
Mindestens 121 Menschen - darunter mehr als 100 Frauen - sind offiziellen Angaben zufolge ums Leben gekommen. Auch mindestens sieben tote Kinder seien unter den Opfern. In den Krankenhäusern werden nach Angaben der örtlichen Regierung noch immer 35 Schwerverletzte behandelt.
Angehörige suchen nach Vermissten
Noch Stunden nach dem tödlichen Unglück lagen weggeworfene Kleidungsstücke und verlorene Schuhe verstreut auf dem schlammigen Veranstaltungsgelände, einem offenen Feld neben einer Autobahn. In einer behelfsmäßig eingerichteten Halle in Hathras lagen mehrere nicht identifizierte Leichen. Der 35-jährige Landwirt Ram Nivas sagte, er suche noch nach seiner Schwägerin Rumla, die seit dem Unglück vermisst wurde. Er habe in der Nacht bereits alle Krankenhäuser in der Nähe abgesucht. „Wir hoffen einfach, dass sie noch lebt“, fügte er hinzu.

Ermittlungen laufen derzeit, sagte ein Sprecher der örtlichen Regierung. Die Polizei fahnde auch nach Guru Bhole Baba. Der indische Premierminister Narendra Modi kündigte eine Entschädigungszahlung von umgerechnet rund 2240 Euro für die Angehörigen von Todesopfern und rund 560 Euro für die Verletzten des „tragischen Vorfalls“ an.
In Indien kommt es immer wieder zu tödlichen Unglücken am Rande religiöser Veranstaltungen. So starben 2016 mindestens 112 Menschen durch ein verbotenes Feuerwerk in einem Tempelkomplex im Bundesstaat Kerala. 2013 wurden 115 Gläubige bei einer Massenpanik an einer Brücke nahe einem Tempel im Bundesstaat Madhya Pradesh getötet. Ebenfalls bei einer Massenpanik starben im Jahr 2008 mehr als 220 Pilger an einem Tempel in der nördlichen Stadt Jodhpur. ■