Einfach nicht zu fassen!

„Ich bin Dagobert“: Mit diesen Tricks verarschte der Erpresser die Polizei

Ab Dienstag sendet RTL die Serie „Ich bin Dagobert“ über Kaufhauserpresser Arno Funke. Die Tricks des Erpressers sind bis heute legendär.

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Friedrich Mücke spielt in der Serie „Ich bin Dagobert“ den Erpresser Arno „Dagobert“ Funke.
Friedrich Mücke spielt in der Serie „Ich bin Dagobert“ den Erpresser Arno „Dagobert“ Funke.RTL

Er ist eine der großen Persönlichkeiten der deutschen Verbrecher-Szene – und das nicht ohne Grund: Jahrelang narrte Künstler und Kaufhauserpresser Arno Funke die deutsche Polizei, sein Fall ging als der längste und aufwendigste Erpressungsfall in die deutsche Kriminalgeschichte ein. Im Jahr 1988 und später in den Jahren 1992 bis 1994 beging er Anschläge mit Bomben und Brandsätzen, um Kaufhäuser zu erpressen und Millionen zu erbeuten. In der RTL-Serie „Ich bin Dagobert“ wird seine Geschichte nun neu erzählt. Sie zeigt auch, mit welcher Raffinesse Arno Funke, der mit dem Pseudonym „Dagobert“ bundesweit bekannt wurde, seine Taten beging. Aber: Mit welchen Tricks versuchte er damals tatsächlich, an die Kaufhaus-Millionen zu kommen?

Die Tricks von Kaufhauserpresser Dagobert: Er hielt die Polizei zum Narren

Friedrich Mücke spielt in der Serie „Ich bin Dagobert“ die Rolle des berühmt-berüchtigten Kaufhauserpressers Arno „Dagobert“ Funke. Die Serie zeigt, wie er seine Taten beging – aber auch, wie er über Jahre Deutschlands Polizei zum Narren hielt. Zehn Millionen Euro Schaden richteten die Taten des Kaufhauserpressers an – doch die Summe, die für die Polizeieinsätze ausgegeben wurde, die seiner Erfassung dienten, dürfte noch weitaus höher liegen. Der Grund: Arno Funke schaffte es, die Ermittler mit besonders raffinierten Tricks in Schach zu halten.

So zeigt die Serie „Ich bin Dagobert“ bei RTL, wie er bei den geplanten Geldübergaben vorging. Er setzte eine Computerstimme ein, die den Geldboten Anweisungen gab. Allerdings wurden diese nicht, wie bei RTL dargestellt, über Funksender gesendet, sondern über Anrufe von öffentlichen Telefonzellen übermittelt. Das führte mehrmals zu gigantischen Polizeieinsätzen: Die Berliner Polizei ließ öffentliche Kartentelefone überwachen – einmal waren es 3900 Telefone. Die meisten lagen im Westen Berlins, denn es war bekannt, dass Arno „Dagobert“ Funke von hier agierte. Allerdings benutzte Dagobert ausgerechnet bei diesem Einsatz, für den rund 3000 Polizisten unterwegs waren, ein Telefon im Osten. Die Zelle stand übrigens vor der Walt-Disney-Schule – für Dagobert offenbar ein sicherer Ort.

In der Serie wird auch die Verhaftung von Arno Funke gezeigt. Jahrelang veräppelte Dagobert mit seinen Tricks die Polizei.
In der Serie wird auch die Verhaftung von Arno Funke gezeigt. Jahrelang veräppelte Dagobert mit seinen Tricks die Polizei.RTL

Auch die eigentlichen Übergaben erinnerten bei Kaufhauserpresser Dagobert immer wieder an Erfindungen von Daniel Düsentrieb. Am 14. August 1992 sollte die Polizei das geforderte Geld beispielsweise in einer Apparatur verstecken, die mit Saugnäpfen an einem Zug befestigt war. Auch eine Zeitschaltuhr war daran befestigt, sodass die Polizei Abwurfzeit und Abwurfort feststellen konnte. Mehrere Polizisten wurden zu dem Ort geschickt, der sich ein ganzes Stück hinter Hamburg befand. Doch die Uhr war eine Finte: In Wirklichkeit steuerte Arno Funke den Abwurf des Geldes mit einer Fernbedienung, schnappte sich das Paket. In dem Fall hatte allerdings auch die Polizei einen Trick benutzt – und das Paket mit Papierschnipseln gefüllt.

Die Geldübergabe mit einem kleinen Schienenfahrzeug ging leider in die Hose – es war die einzige Übergabe in den 90er-Jahren, bei der echtes Geld im Spiel war.
Die Geldübergabe mit einem kleinen Schienenfahrzeug ging leider in die Hose – es war die einzige Übergabe in den 90er-Jahren, bei der echtes Geld im Spiel war.RTL

Tunnel unter der Streusandkiste: In Britz tarnte sich Dagobert als Bauarbeiter

Legendär auch der Versuch einer Geldübergabe aus dem April 1993: Die Boten bekamen hier Anweisungen, sich Instruktionen in einem bestimmten Bahnhofsschließbach zu holen. Dort war ein Schlüssel für eine Streusandkiste versteckt, in die das Geld gepackt werden sollte. Sie stand am U-Bahnhof Britz-Süd, enthielt einen Zettel mit der Aufschrift „Geld ablegen, Kiste schließen, verschwinden!“. Was die Ermittler nicht wussten und trotz eingehender Untersuchung nicht bemerkten: Unter der Kiste befand sich ein Gullydeckel, den Funke – getarnt als Handwerker – zuvor oberflächlich zubetoniert hatte. Durch ein verstecktes Mikrofon konnte er hören, wie das Paket abgelegt wurde, von unten zerschlug er den dünnen Beton und holte sich das Paket. Auch dieses Mal waren allerdings nur Papierschnipsel darin.

Seine Taten haben Arno Funke zu einem berühmten Mann gemacht: Er wurde zum Star, nahm sogar am Dschungelcamp von RTL teil.
Seine Taten haben Arno Funke zu einem berühmten Mann gemacht: Er wurde zum Star, nahm sogar am Dschungelcamp von RTL teil.Sebastian Gollnow/dpa

Kaufhauserpresser Dagobert: Dieser Trick ging ordentlich in die Hose

Nur ein einziges Mal gab es übrigens einen Übergabeversuch mit echtem Geld – und der ging für Dagobert ordentlich in die Hose. Ein Bote sollte das Geldpaket auf ein kleines Schienenfahrzeug legen, das Funke auf einer stillgelegten Bahnstrecke installiert hatte. Tatsächlich legte der Bote 1,4 Millionen D-Mark ab. Dann rauschte das Vehikel davon – etwa einen Kilometer entfernt hielt sich Dagobert in einem Versteck auf. Allerdings entgleiste das Fahrzeug kurz vor dem Ziel. Als Dagobert die Polizisten kommen sah, ergriff er die Flucht.

Auf die Spur von Dagobert kamen die Ermittler übrigens am 20. April 1994 – da befand er sich in einer Telefonzelle, nahm Kontakt mit Karstadt auf und wollte einen neuen Übergabetermin vereinbaren. Dieses Mal wurde die Telefonzelle überwacht – den Polizisten fiel ein Fahrzeug auf, in dem ein Fahrrad lag, mit dem der Erpresser bei einer versuchten Geldübergabe 1993 geflüchtet war. Das Fahrzeug wurde identifiziert – es handelte sich um einen Mietwagen, der Mieter war Arno Funke. Er wurde daraufhin observiert, zwei Tage später bei einem Erpresseranruf in Johannisthal festgenommen. Er wurde zu neun Jahren Haft und einer Zahlung von 2,5 Millionen DM an Karstadt verurteilt. Nach sechs Jahren und vier Monaten kam er frei. ■