Mit einem neuen Internet-Trend wird auf sehr amüsante Weise Donald Trump auf die Schippe genommen. In ganz Deutschland, von der Nordsee vor Ostfriesland bis zum oberbayerischen Chiemsee, wimmelt es plötzlich nur so vor Golfen, in Seen, Flüssen oder Dorftümpeln. Google Maps machts möglich.
Die Aktion ist eine witzige Reaktion auf Donald Trumps Umbenennung des Golfs von Mexiko in Golf von Amerika. Was der US-Präsident mal eben so verfügt hat, geht doch wohl auch hierzulande. Das denken sich derzeit offensichtlich viele Nutzer von Google Maps und ernennen neue Golfe mittels der Funktion des Kartendienstes, mit der man Orte als Sehenswürdigkeiten eintragen kann.
„Dies nutzen jetzt alle möglichen Akteure, um sich in gewisser Weise über das Umbenennungs-Dekret von Donald Trump lustig zu machen“, vermutet Georg Glasze vom Institut für Geographie der Friedrich-Alexander-Universität in Erlangen. Denn eigentlich ist ein Golf eine große Meeresbucht. Nun lockt der „Golf von Bayern“ im Chiemsee, in der Nordsee gibt es den „Golf von Ostfriesland“ und München bietet am Isarufer den „Golf von Giesing“.
Auch Berlin hat plötzlich den einen und anderen Golf
Und natürlich fanden sich neuerdings auch in Berlin jede Menge Golfe, wie den „Golf von Steglitz-Zehlendorf“, den „Golf von Tempelhof“ oder den „Golf von Tegel“.
In den Rezensionen wird lustig gespottet. „Elon und Donald gefällt das“, heißt es in einem Kommentar zum „Golf von Penzberg“ im Huber See in Oberbayern, der mittlerweile wieder von der Karte verschwunden ist. Am „Golf von Gaildorf“ nordöstlich von Stuttgart wird gefordert: „Macht Gaildorf wieder großartig!“ und: „Gaildorf First“. Und am „Golf von Zündorf“ am Rhein schwärmt jemand: „Herrlicher Blick auf die Freiheitsstatue an der Hafeneinfahrt!“.
Eine Anspielung auf Trumps Vorliebe für Superlative findet sich in Sachsen beim „Great Golf von Görlitz“: „Es ist der einzig wahre Golf von Görlitz! Und er gehört den guten Menschen von Görlitz! Gute Menschen! Guter Golf!“.
Google Maps löscht die Einträge sehr schnell
Die Wirkung? Wohl nur begrenzt. „Google kontrolliert seit einigen Jahren solche Einträge relativ engmaschig“, sagt der Geograph Glasze. „Ich gehe davon aus, dass diese vielen Golfe in den Google-Datenbanken nicht sehr langlebig sind.“
Tatsächlich ist vieles wenig später verschwunden, ganz anders als das Dekret von Trump. Das habe Google zumindest in Teilen umgesetzt, betont Glasze. Auf den Karten in Deutschland heißt es „Golf von Mexiko (Golf von Amerika)“.
Kleine Effekte gibt es aber wohl doch. „Man könnte sich vorstellen, dass durch die vielen Golfe spielerisch sichtbar wird, wie beliebig einige Kennzeichnungen sind - ähnlich wie ebenjene des Gulf of America“, findet Martin Hullin von der Bertelsmann Stiftung.
Glasze hält die Aktion für „zumindest ein wenig subversiv“. „Geographien sind immer „gemacht“ – die Frage ist nur, von wem“, meint er. Früher sei die Benennung von Orten eng verknüpft gewesen mit der Macht, dies auf Karten und in der Praxis durchzusetzen. Die Digitalisierung habe das verändert. Doch auch hier sieht er Ungleichheiten. Große Tech-Unternehmen übten zunehmend Kontrolle aus und würden geographisches Wissen monopolisieren, kommerzialisieren und mit Algorithmen steuern.
Von Google Deutschland heißt es dazu: „Google ist bemüht, Google Maps so aktuell wie möglich zu halten und Nutzerinnen und Nutzern korrekte Informationen anzuzeigen“. ■