Islamist Emrah I. (18)

Gewehr-Amok: Täter prügelte Mitschüler, er hatte Waffenverbot

Die Behörden wussten, dass er sich radikalisiert hat. Dass er Mitschüler geprügelt hatte. Trotzdem stuften sie ihn nicht als Gefährder ein.

Author - Michael Heun
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Täter Emrah I. wurde von Polizisten erschossen. 
Täter Emrah I. wurde von Polizisten erschossen. X/@BTom1974

Die Behörden kannten den Amok-Schützen von München seit langem. Aufgehalten haben sie ihn nicht...

Nach dem vereitelten Anschlag auf das israelische Generalkonsulat laufen die Ermittlungen auf Hochtouren. Die Polizei bittet Zeugen, darunter Autofahrer und Anwohner, um Videoaufnahmen, um die Hintergründe des Vorfalls zu klären. Über ein spezielles Upload-Portal können diese Aufnahmen den Ermittlern zur Verfügung gestellt werden.

Der Täter Emrah I., ein 18-jähriger Österreicher mit bosnischen Wurzeln, wurde am Donnerstagmorgen bei einem Schusswechsel mit der Polizei getötet. Das Gewehr soll er laut Zeugen einen Tag vor der Tat gekauft haben. Bereits zuvor war er den Behörden bekannt: Er stand unter Verdacht, sich religiös radikalisiert zu haben. Zudem war gegen ihn ein Waffenverbot verhängt worden, das bis mindestens 2028 gegolten hätte.

IS-Propaganda auf dem Handy gefunden

Der junge Mann war den österreichischen Behörden aufgefallen, nachdem er Drohungen gegen Mitschüler ausgesprochen und Körperverletzung begangen hatte. Auf seinem Handy fand man Propaganda der Terrororganisation Islamischer Staat. Trotzdem wurden die Ermittlungen gegen ihn im April 2023 von der Staatsanwaltschaft Salzburg eingestellt, nachdem er seitdem nicht mehr auffällig geworden war. Die Behörden stuften ihn nicht als Gefährder ein.

Der Attentäter von München trug eine Langwaffe mit sich herum.
Der Attentäter von München trug eine Langwaffe mit sich herum.X/@BTom1974

Polizei durchsuchte Wohnung des 18-Jährigen

Nach dem Vorfall durchsuchten Polizeieinheiten seine Wohnung in Neumarkt am Wallersee, wo der 18-Jährige bei seinen Eltern lebte. Aus Sicherheitsgründen wurden das Haus und die angrenzenden Gebäude evakuiert, doch es stellte sich heraus, dass keine akute Gefahr bestand.

In Deutschland hat die Bayerische Zentralstelle zur Bekämpfung von Extremismus und Terrorismus (ZET) die Ermittlungen übernommen. Die Behörden gehen von einem gezielten Anschlag auf das israelische Generalkonsulat aus. Bayerns Innenminister Joachim Herrmann äußerte, dass die Umstände des Täters – darunter das Parken in unmittelbarer Nähe des Konsulats und das Schießen mit einem Gewehr – kaum zufällig gewesen sein könnten.

Die Schüsse fielen in unmittelbarer Nähe des Israelischen Generalkonsulats.
Die Schüsse fielen in unmittelbarer Nähe des Israelischen Generalkonsulats.Matthias Balk/dpa

Zusammenhang mit Olympia-Attentats von 1972?

Ministerpräsident Markus Söder zog einen möglichen Zusammenhang mit dem Jahrestag des Olympia-Attentats von 1972 in München in Betracht. „Es besteht der schlimme Verdacht, dass es hier einen Zusammenhang gibt“, erklärte er vor Ort. In einem TV-Interview betonte er, dass die Polizei schnell und entschlossen gehandelt habe, um eine größere Katastrophe zu verhindern.

Bundeskanzler Olaf Scholz lobte die Einsatzkräfte und betonte in einem Beitrag auf der Plattform X, dass der schnelle Einsatz möglicherweise „Schlimmeres verhindert“ habe. Er verurteilte den Vorfall und stellte klar: „Antisemitismus und Islamismus haben bei uns keinen Platz.“ ■