Plötzlich reich

Fremder vererbt Dorf zehn Millionen Euro – aus diesem kuriosen Grund

Überraschender Geldsegen für die kleine Gemeinde Thiberville: Ein Mann aus Paris hat ihr sein Vermögen vermacht. Zuvor hatten sie nie von ihm gehört.

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Das Dorf Thiberville in der Normandie, die Gemeinde hat von einem Fremden das fünffache ihres Jahresbudgets geerbt.
Das Dorf Thiberville in der Normandie, die Gemeinde hat von einem Fremden das fünffache ihres Jahresbudgets geerbt.Jean Christophe Lalay /MAXPPP / Imago

Ein kleines Dorf in der Normandie freut sich über einen gewaltigen Geldsegen. Zehn Millionen hat ein Mann der französischen Gemeinde Thiberville vererbt. Dabei hat er zeitlebens weder einen Fuß in den Ort mit 1700-Einwohner gesetzt, noch hatte er dort Verwandte. Doch eine Verbindung gibt es zu dem kleinen Thiberville. Und das musste für den Geldsegen nur eine kleine Bedingung erfüllen.

Roger Thiberville hieß der großzügige Spender, und allein sein Nachname ist wohl der Grund, dass er dem gleichnamigen Dorf sein Erbe vermachte. Viel bekannt ist nicht über den Wohltäter. Er entstammte einer Familie von Weingutsbesitzern, erbte von seinen Eltern Immobilien in Paris und arbeitete als Meteorologe, so berichtet es der britische Guardian. Im August starb Roger Thiberville im Alter von 91 Jahren. Und weil er offenbar keine Nachkommen hatte, hinterließ er einen Großteil seines Vermögens der Gemeinde in der Normandie. Die erfuhr davon erst nach seinem Tod.

Wohltäter hatte im Testament nur einen Wunsch

Zehn Millionen Euro, das fünffache des jährlichen Gesamtbudgets des Dorfes Thiberville. „Das ist eine außergewöhnliche Summe. Natürlich übersteigt die Summe unsere Vorstellungskraft“, sagte Bürgermeister Guy Paris dem lokalen Radiosender France Bleu. Man werde nicht gleich alles ausgeben, und so mit dem Erbe umgehen, „wie wir es immer mit unserem Gemeindehaushalt getan haben – mit Umsicht und Verantwortung.“

Es scheine, so sagte der Bürgermeister dem Guardian, dass Roger Thibervilles einzige Verbindung zu dem Dorf in der Normandie der Name war. Der Wohltäter habe bescheiden in Paris gelebt, wo er vier Wohnungen besessen habe. Fotos von ihm gebe es nicht. Sein einziger Wunsch: Seine Asche solle in einer Gedenkstätte auf dem Friedhof der Gemeinde beigesetzt werden. „Monsieur Thiberville hat keine Gegenleistung für sein Vermächtnis verlangt“, sagt der Bürgermeister, „aber zumindest das sind wir ihm schuldig“.

Dem Bürgermeister zufolge wolle man von dem 10-Millionen-Erbe zunächst ein Bankdarlehen von über 400.000 Euro für den Bau einer neuen Grundschule zurückzahlen. Und er nennt weitere Projekte: einen öffentlichen Garten mit Spielplatz, einen Boule-Platz mit Sonnenkollektoren, die Schatten spenden, einen Kunstrasenplatz für Fußball … Da die Stadt eine öffentliche Einrichtung ist, muss sie keine Erbschaftssteuer zahlen. ■