Erinnern Sie sich noch an das Café Central Perk, in dem die Freunde aus „Friends“ sich jeden Tag getroffen haben? Oder Lukes Diner aus „Gilmore Girls“? Vielleicht sogar die Bar aus „Cheers“? Charaktere in diesen Serien haben sich bestimmt nie wirklich einsam gefühlt.
Einen Ort zu haben jenseits von Zuhause und Arbeit oder Schule, der entspannt und auf neutralem Boden ist, und an dem man sich mit anderen treffen kann, ist für jeden Menschen wichtig. Das hat 1989 schon der Soziologe Ray Oldenburg in seinem Buch „The Great Good Place“ gesagt. Sogenannte Dritte Orte fördern Gemeinschaft und bekämpfen Einsamkeit. Dabei braucht man sich an solchen Dritten Orten nicht mal mit anderen zu treffen. Es reicht häufig schon, in der Nähe von anderen Menschen zu sein und kurze Interaktionen zu haben, zum Beispiel mit dem Barkeeper.
Corona-Pandemie machte Einsamkeit auch unter Jugendlichen schlimmer
Während der Pandemie haben vor allem diese Dritten Orte gelitten. Bars und Cafés haben zugemacht, das Interesse an Bibliotheken verschwindet. Das Bedürfnis nach einem Dritten Ort haben gerade viele Jugendliche ins Internet verlegt, wo sie sich online mit anderen austauschen und auf Social Media Inhalte teilen. Aber das ersetzt nicht die menschliche Nähe. Oder zumindest scheint das für mich die logische Schlussfolgerung zu sein, denn: Einer neuen Studie zufolge fühlt sich fast jeder zweite junge Mensch einsam.
Unsere neue Einsamkeitsbeauftragte hat in Reinickendorf vor kurzem die „Quasseltreff“-Bank aufgestellt, die wohl als Dritter Ort funktionieren soll. Das fühlt sich für mich ein bisschen erzwungen an und ich wage es zu bezweifeln, dass man auf der Bank viele junge Menschen antrifft – viel zu uncool. Aber diese neue Studie zeigt für mich trotzdem die Sehnsucht nach einem Dritten Ort. Wir müssen ihn nur wiederfinden. ■