Hinter gepflegten Gärten lauert das Grauen: Die dienstälteste „Tatort“-Kommissarin Lena Odenthal und ihr Team entlarven heute am 9. November in der neuen SWR-Folge die Fassade des Anstands – und blicken tief in einen Abgrund aus Lügen, Heuchelei und Gewalt.
Es ist ein zunächst ganz gewöhnlicher Abend, der aber alles verändert: In „Mike & Nisha“ (Sonntag, 20.15 Uhr, ARD) will Mike seiner Familie die schwangere Freundin vorstellen – ein klassischer Moment, der sich in ein Blutbad verwandelt. Kaum fallen die Worte Hochzeit und Zukunft, kippt die Stimmung. Wenig später liegen zwei Leichen im Wohnzimmer. Die Idylle ist dahin, und eine folgenschwere Entscheidung steht im Raum.
Doppelmord und boshafte Nachbarn
Der neue SWR-„Tatort“ lotet gnadenlos den schmalen Grad zwischen Selbstbestimmung, Vertuschung und heiler Welt aus. In der Vorortidylle des Emil-Nolde-Rings im pfälzischen Frankenthal mit adretten Häusern und gepflegten Vorgärten trügt der schöne Schein. Misstrauische Nachbarn beziehen Posten hinter halb geschlossenen Vorhängen. Mike (Jeremias Meyer) und Nisha (Amina Merai) versuchen, cool zu bleiben, und geraten dabei immer tiefer in ein Netz aus Lügen und Verdacht.
„Wenn man mit dem eigenen Leben überfordert ist“, heißt es im Film, „konzentriert man sich eben gerne auf andere.“ Dieser Satz könnte als Motto über dem gesamten Ludwigshafener „Tatort“ stehen – einer bitterbösen Studie über Selbstbetrug und Scheinheiligkeit.

Neuzugang im Ermittler-Team
Unter der fast bedrohlichen Musik von Lasse Winkler entfaltet sich ein Psychodrama, das tief in die Abgründe der Vorstadt blicken lässt. Odenthal (Ulrike Folkerts) und ihre Kollegin Johanna Stern (Lisa Bitter) tasten sich durch eine erstarrte Bürgerlichkeit, in der Moral zur Maske geworden ist. Unterstützung bekommen sie von Neuzugang Nico (Johannes Scheidweiler) und Mara (Davina Chanel Fox), die frischen Wind – und Dialekt – ins Team bringen.
Regisseur Didi Danquart inszeniert die stilsicher erzählte Folge als Katz-und-Maus-Spiel, bei dem das scheinbar harmlose Umfeld zur Bedrohung wird: Jede Tür, jeder Blick kann die nächste Verschärfung bringen. Schließlich kommt es zum fatalen Showdown auf einer Baustelle.
Der 82. Odenthal-„Tatort“ zeigt auch eine spielfreudige, Shakespeare zitierende Ulrike Folkerts – nach mehr als 36 Dienstjahren. Ihr erster Sonntagskrimi lief am 29. Oktober 1989.


