Kennen Sie Robbie Williams? Dann haben Sie das schon mal 90 Prozent der US-Amerikaner voraus. Mit Film, Doku und dazugehörigen neuen Liedern ist der Star gerade wieder in aller Munde – nur die Amis haben keine Ahnung, wer zur Hölle der Superstar eigentlich ist und warum sie sich einen Film über ihn ansehen sollen. Und in der Folge passierte etwas ganz Seltenes: Nämlich dass sich Europäer aller Länder zusammentaten – um für Robbie Williams in den Kampf zu ziehen.
Robbie Williams und die USA: Keine Liebesgeschichte
Für Europäer wirkt es vielleicht etwas befremdlich. Aber der Mega-Star Robbie Williams, dessen Hits wie „Angels“ oder „Feel“ wohl niemand wirklich entkommen kann, hat in den USA nie wirklich Anklang gefunden. Wer seine Karriere genauer verfolgt hat (oder einfach die neue Netflix-Doku gesehen hat), der weiß, dass seine britische Art und Humor auf die aalglatten Amerikaner befremdlich wirkten. Genauso wie seine alte Boyband Take That hat er den Durchbruch dort einfach nie geschafft.
Das ist natürlich in der Regel kein großes Thema, aber nun ist es nun mal so, dass man in letzter Zeit (mal wieder) kaum an Robbie vorbeikommt. Seine Netflix-Doku ist seit einiger Zeit raus, und seit Donnerstag kommt noch ein Film dazu: „Better Man“, ein Film über Robbie Williams‘ Leben, wo er von einem animierten Affen gespielt wird. Und dafür rührt er auch ordentlich die Werbetrommel: Neben Interviews habe ich ihn sogar in einer Werbung für ein Kreuzfahrtschiff gesehen.

„Wer ist überhaupt Robbie Williams?“
Und die genannte Werbetrommel macht auch vor den USA keinen Halt. Der Regisseur von „Better Man“ hat nämlich auch „The Greatest Showman“ gemacht, ein vor allem auch in den Staaten wahnsinnig erfolgreiches Film-Musical. Da sollte man meinen, dass sie sich über einen neuen Musik-Film von ihm freuen würden, oder? Weit gefehlt.
Die fast einstimmige Reaktion der US-Amerikaner auf den einschlägigen Nörgel-Plattformen Twitter und TikTok: Trotz! „Warum tun alle so, als wäre dieser Robbie Williams ein Mega-Star? Ich habe noch nie von ihm gehört!“ wetterte eine TikTokerin in einem inzwischen gelöschten Video. „Diesen Musiker habt ihr euch doch ausgedacht, aber den Scherz habt ihr jetzt zu weit getrieben“, so eine andere. „Die Musik ist nicht mal gut, deswegen hat er sich in Amerika nicht durchgesetzt.“
@claireunteed grateful to the brave few that spoke up first lol #robbiewilliams ♬ original sound - Claire Manning
Europäer im Kampf für Robbie Williams
Viele Europäer fühlten sich auf den im Allgemeinen sehr US-zentrischen Social-Media-Plattformen wie in dem Film „Yesterday“, wo ein Mann unerwartet in einer Welt aufwacht, in der die Beatles nie existierten und er der Einzige ist, der sich an sie und ihre Lieder erinnern kann. „Ich war nie ein Fan von Robbie Williams, aber die Reaktion der Amerikaner hat meinen Beschützerinstinkt ausgelöst“, heißt es in einem Kommentar.
Und damit ist der Kommentator nicht alleine. Die laute Trotzreaktion der US-amerikanischen Social-Media-Persönlichkeiten hat wiederum eine europäische Reaktion ausgelöst, die besser ist als jede absichtliche Werbestrategie, die sich Robbie Williams‘ Team selbst hätte ausdenken können.
@kilypso Y’all are missing out is all I’m saying #betterman #robbiewilliams #america #german #angels ♬ original sound - kilypso
Fans teilen ihre Lieblingssongs von Robbie Williams, emotionale Erinnerungen oder witzige Anekdoten. Es wird sich ausgetauscht über die eigene Verbindung zu ihm, zum Beispiel über Beerdigungen, auf denen „Angels“ gespielt wurde; oder über lange Party-Nächte, wo das gleiche Lied als „Rausschmeißersong“ gespielt wurde.
Auch wenn Robbie Williams vielleicht nicht mehr den Status hat, den er auf dem Höhepunkt seiner Karriere hatte, und selbst wenn ihn vielleicht nicht jeder mag – irgendwie merkt man, als Europäer ist er doch Teil unserer DNS geworden. Das habe ich in den letzten Tagen gemerkt, als sogar junge Teenager, die noch lange nicht geboren waren, als „Angels“ oder sogar „Feel“ rauskam, bereit waren, im Handumdrehen für ihn in die Bresche zu springen.