Täter ist Thaibox-Meister

Anklage: Heimtückemord in Berliner Wohnungsbordell

Ein 46-Jähriger soll eine Prostituierte in einem Berliner Bordell getötet haben – um dort Geld zu klauen und seine Schulden begleichen zu können.

Author - Sharone Treskow
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Mitarbeiter der Gerichtsmedizin transportieren eine Leiche ab, die in dem Wohnungsbordell gefunden wurde.
Mitarbeiter der Gerichtsmedizin transportieren eine Leiche ab, die in dem Wohnungsbordell gefunden wurde.M. Pudwell

Der neuste Fall der Berliner Staatsanwaltschaft klingt wie ein Krimi, der fürs Fernsehen geschrieben wurde: Eine Prostituierte ist ermordet worden, um einen Diebstahl zu verdecken. Die Täter wurden nicht nur erwischt, sondern gingen auch beinahe leer aus.

Mord in Berliner Bordell

Die Staatsanwaltschaft Berlin berichtet jetzt in einer Pressemitteilung von ihrem neuen Fall. Zwei Täter, ein 46-Jähriger und ein 35-Jähriger, sollen eine 55 Jahre alte Frau im April in einem Wohnungsbordell überfallen und ermordet haben – in der Hoffnung, mindestens 10.000 Euro zu erbeuten. Die Staatsanwaltschaft hat gegen den 46-Jährigen Anklage wegen „Heimtückemordes aus Habgier in Tateinheit“ mit „Raub mit Todesfolge“ zum Landgericht Berlin erhoben. Dem 35-Jährigen wird „gemeinschaftlicher Raub“ und „versuchter Verdeckungsmord durch Unterlassen“ vorgeworfen.

Täter hat Meistertitel im Thaiboxen

Das ist genau vorgefallen: In der Nacht vom 16. auf den 17. April soll der 46-jährige Mann das Wohnungsbordell in Friedrichshain betreten haben. Der 35-Jährige, der zuvor für die Verstorbene Freier besorgt hatte, soll dafür gesorgt haben, dass sie allein in der Wohnung ist und vor dem Haus gewartet haben.

In der Wohnung soll der 35-Jährige, der über einen Meistertitel im Thaiboxen verfügt, die 55-Jährige massiv geschlagen haben und sie schwer verletzt zurückgelassen haben. Die Staatsanwaltschaft geht aufgrund seiner Kampfsportkenntnisse davon aus, dass der Angeschuldigte genau weiß, wie man sein Gegenüber mit Schlägen töten kann ...

Hinter dieser Tür liegt das Wohnungsbordell. 
Hinter dieser Tür liegt das Wohnungsbordell. M. Pudwell

Mittäter half der tödlich verletzten Frau nicht

Am Ende erbeutete der 35-Jährige in dem Bordell nur 25 Euro, die er seinem verschuldeten Mittäter überlassen haben soll. Vor dem Haus soll der Angeschuldigte dann seinen Komplizen von den schweren Verletzungen der Frau berichtet haben – und ihn gebeten haben, einen Arzt zu rufen. Doch der 46-Jährige soll jede Hilfe unterlassen haben, um nicht mit der Tat in Verbindung gebracht zu werden.

Was sich nicht genau feststellen lässt: Die Frau war zu dem Zeitpunkt – als der 46-Jährige beschloss, ihr nicht zu helfen – möglicherweise schon tot. Da sein Nichthandeln dann nicht mehr ursächlich für den Tod der Frau gewesen wäre, wertet die Staatsanwaltschaft dies in der Anklageschrift „nur“ als Mordversuch. 

Der 46-Jährige befindet sich seit dem 21. April 2023 in Untersuchungshaft, der 35-Jährige konnte am 19. Oktober 2023 verhaftet werden. ■