„Insgesamt ist dieser Angriff auf mich als Anschlag zu werten“, sagte Chrupalla bei einer Pressekonferenz in Berlin. Er habe sich am Freitag nach dem Vorfall bei einer Wahlveranstaltung in Ingolstadt im Städtischen Klinikum Dresden einen Einstich am Oberarm entfernen und pathologisch untersuchen lassen. An seinem rechten Arm sei ein Blutfleck gewesen.
Staatsanwaltschaft und Ermittler teilen die Darstellung des AfD-Chefs offenbar weiterhin nicht. Der Süddeutschen Zeitung bestätigte Oberstaatsanwältin Veronika Grieser Chrupallas Darstellung nicht, dass es sich nach aktuellem Ermittlungsstand um einen Angriff gehandelt habe. Auch die Ermittler bestätigten die Behauptung von einem Angriff weiterhin nicht.
Auf die Frage, auf welche Substanzen er medizinisch untersucht wurde, erklärte Chrupalla: „Alle möglichen Substanzen, Quecksilber, Nowitschok ist sicherlich auch dabei.“ Nowitschok ist ein Nervengift, mit dem Putin-Kritiker Alexej Nawalny vergiftet wurde, er überlebte nur knapp.
In dem Bericht ist von einem vier Millimeter tiefen Defekt und einer Entzündung die Rede
Die Ermittler hatten am Freitag erklärt, dass es keine Erkenntnisse zu eine Vergiftung gebe. Die Untersuchungen des Bluts waren unauffällig. Die endgültige Untersuchung der Kleidung und die Auswertung weiterer Beweise stehen noch aus.
In dem Bericht zur Gewebeprobe ist die Rede von einem mindestens vier Millimeter tiefen „Defekt“ und „entzündlichen Veränderungen“. Er sei der Staatsanwaltschaft Ingolstadt erst kurz vor der Pressekonferenz übersandt worden, so die Behörde.
Die Überprüfung von Chrupallas Kleidung habe ergeben, dass es sich „um dessen eigenes Blut handelt“, teilte die Staatsanwaltschaft Mittwoch mit. „Diese Blutanhaftung korrespondiert nach derzeitiger Einschätzung wohl mit der diagnostizierten Einstichverletzung.“
Chrupalla habe „in dieser Situation nichts bemerkt, auch keinen Einstich“
Der AfD-Chef schilderte auf Nachfrage noch einmal die Vorgänge am Rande der Wahlveranstaltung aus seiner Sicht und verwies darauf, dass er dies auch so den Ermittlern gesagt habe: Demnach wurde er bei seiner Ankunft nach dem Aussteigen aus dem Auto von Parteifreunden begrüßt. Kurz danach habe es Selfie- und Autogrammwünsche und weitere „Begegnungen mit jungen Menschen“ gegeben. „Auch mit Selfies, wo der Arm um die Schulter gelegt wurde“, so Chrupalla.
Er habe in dieser Situation nichts bemerkt, keinen Einstich. Sieben bis acht Minuten später habe er einen untypischen Schmerz im Arm bemerkt, dieser sei bis zum Ellenbogen hart geworden. Danach sei ihm relativ schnell schwindlig geworden. Er habe Brechreiz und starke Kopfschmerzen bekommen, erklärte Chrupalla.
„Bisher wurden in den Blutproben keine Substanzen festgestellt“, erklärte Chrupalla
Der AfD-Chef wurde anschließend in ein Krankenhaus in Ingolstadt gebracht, wo er eine Nacht intensivmedizinisch überwacht – und am nächsten Tag entlassen wurde. Der AfD-Chef sagte, er habe mindestens drei Blutproben für das Krankenhaus und die Ermittler abgegeben.
Im Nachgang habe er privat weitere Blutproben machen lassen und an Labore gegeben. Chrupalla hofft auf weitere Ergebnisse in den nächsten Tagen und Wochen, alle Ergebnisse würde man auch den Ermittlern zur Verfügung stellen. „Bisher wurden in den Blutproben keine Substanzen festgestellt,“ erklärte er.
Die Staatsanwaltschaft Ingolstadt erklärte in Sachen Chrupalla am Mittwoch: „Die Ermittlungen konzentrieren sich auch weiterhin auf die offene Frage, wann und auf welche Weise diese diagnostizierte Einstichverletzung des Herrn Chrupalla am rechten Oberarm im Rahmen der Wahlkampfveranstaltung am Theatervorplatz in Ingolstadt entstanden ist und wer diese verursacht hat. Um dies aufzuklären, werden derzeit weitere Zeugen identifiziert und vernommen, Videoaufzeichnungen gesichtet und Begutachtungen vorgenommen. Bislang gibt es keinen Anfangsverdacht gegen konkrete Personen.“