Umstrittenes Autowerk

VW verkauft Skandal-Fabrik in China

Monatelang verhandelte VW mit dem chinesischen Partner-Unternehmen über sein Werk in Xinjiang. Der Standort war lange wegen Zwangsarbeitsvorwürfen in der Kritik.

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An der Fassade eines Gebäudes ist der Schriftzug der Volkswagen Group in China zu sehen. VW hat in Xinjiang sein umstrittenes Werk verkauft, das die Wolfsburger mit dem chinesischen Staatskonzern Saic betrieben hatten. (zu dpa: «VW in China trennt sich von umstrittenem Werk in Xinjiang»)
An der Fassade eines Gebäudes ist der Schriftzug der Volkswagen Group in China zu sehen. VW hat in Xinjiang sein umstrittenes Werk verkauft, das die Wolfsburger mit dem chinesischen Staatskonzern Saic betrieben hatten. (zu dpa: «VW in China trennt sich von umstrittenem Werk in Xinjiang»)dpa

Volkswagen hat das über ein Joint Venture mit einem Partner betriebene umstrittene Werk in der nordwestchinesischen Provinz Xinjiang verkauft. Das erfuhr die Deutsche Presse-Agentur aus Unternehmenskreisen. Der Standort war wegen Menschenrechtsverletzungen an Mitgliedern der Uiguren-Minderheit lange in der Kritik. VW ging den Vorwürfen mit einer Untersuchung nach.

Das Werk wurde zusammen mit dem staatlichen Autobauer Saic über ein Joint Venture betrieben. Als Grund für den Verkauf wurden wirtschaftliche Gründe genannt. Über die Zukunft des Werkes war monatelang verhandelt worden. Neuer Inhaber ist laut Kreisen ein chinesischer Staatsbetrieb aus Shanghai. Zugleich verlängerten die Wolfsburger am Dienstag ihre generelle Zusammenarbeit mit Saic um zehn Jahre bis 2040. Der bisherige Vertrag wäre 2030 auslaufen.

Die Vorwürfe in Xinjiang

In den vergangenen Jahren schwere Vorwürfe von Menschenrechtsverletzungen durch Zwangsarbeit in dem Werk laut. In Xinjiang leben viele Uiguren – eine muslimische Minderheit. Laut Menschenrechtlern hatten Hunderttausende von ihnen über Jahre Unterdrückung erfahren, wurden zur Arbeit gezwungen oder in Umerziehungslager gesteckt. China bestreitet die Vorwürfe.

In der Region, aber auch anderen Teilen Chinas hatten unter anderem Extremisten über Jahre tödliche Terroranschläge verübt. Ab 2014 hatte Peking im rohstoffreichen Xinjiang schließlich hart gegen muslimische Minderheiten durchgegriffen.

VW hatte nach den Vorwürfen im Sommer 2023 ein Unternehmen beauftragt, die Arbeitsbedingungen in dem Werk mit Blick auf die Vorwürfe zu untersuchen. Im Dezember teilte die Prüfer mit, man habe keine Hinweise auf oder Belege für Zwangsarbeit bei den Mitarbeitenden finden können. Kritiker bemängelten, die Anonymität der befragten Mitarbeiter in der Untersuchung sei nicht ausreichend geschützt worden.

Im Februar erklärte Volkswagen schließlich, mit Saic über die künftige Ausrichtung der Geschäftsaktivitäten in Xinjiang in Gesprächen zu sein. Doch der Rückzug aus der Provinz gestaltete sich schwierig, da auch Saic dem zustimmen musste.

VW will damit eine neue Produktoffensive ab 2026 starten und bis Ende der Dekade mit Saic 18 neue Modelle der Kernmarke Volkswagen und Audi auf den Markt bringen. Davon seien 15 exklusiv für den chinesischen Markt. Bis 2030 will der VW-Konzern jährlich vier Millionen Autos verkaufen und so einen Marktanteil von 15 Prozent in China erreichen. Zwischen dem Rückzug aus Xinjiang, der vor wenigen Tagen besiegelt worden sei, und der Vertragsverlängerung bestehe kein Zusammenhang, hieß es bei VW.