Volkswagen-Krise

VW: Drei deutsche Werke vor dem Aus – Stellenabbau, Gehälter runter!

„Es ist das feste Vorhaben, zehntausende Volkswagen-Beschäftigte in die Massenarbeitslosigkeit zu schicken“, wettert der Betriebsrat. 

Author - Michael Heun
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Geschockte Mitarbeiter bei einer Informationsveranstaltung in Wolfsburg.
Geschockte Mitarbeiter bei einer Informationsveranstaltung in Wolfsburg.Julian Stratenschulte/dpa

Dramatische Entwicklungen bei Volkswagen! Der Konzern plant laut Betriebsrat, mindestens drei seiner deutschen Werke zu schließen. Die verbleibenden Standorte sollen radikal verkleinert werden – betroffen sind laut Gesamtbetriebsratschefin Daniela Cavallo alle zehn Werke in Deutschland. „Kein Standort ist sicher!“, so Cavallo, die am Montag vor der gesamten VW-Belegschaft sprach. Damit nicht genug: In den verbleibenden Standorten sollen auch die Gehälter kräftig gekürzt werden – bis zu 18 Prozent weniger könnten die Mitarbeitenden in Zukunft erhalten.

Standort-Sterben und Massenarbeitslosigkeit

VW beschäftigt in Deutschland etwa 120.000 Mitarbeitende, fast die Hälfte davon allein im Wolfsburger Stammwerk. Für viele von ihnen ist die Aussicht düster: „Es ist das feste Vorhaben, die Standortregionen ausbluten zu lassen und zehntausende Volkswagen-Beschäftigte in die Massenarbeitslosigkeit zu schicken“, wetterte Cavallo vor den Angestellten.

Die Kürzungspläne umfassen nicht nur niedrigere Gehälter, sondern auch weitreichende Streichungen bei zusätzlichen Vergünstigungen. Zum Beispiel sollen die aktuell 167 Euro monatliche tarifliche Zulage und Boni komplett wegfallen. Jubiläumszahlungen für langjährige Mitarbeitende werden ebenfalls gestrichen, womit VW den Beschäftigten tiefer in die Tasche greift.

Kündigungen und Unsicherheit für 2024

Volkswagen kündigte bereits im September die bisher geltende Beschäftigungssicherung, die seit über 30 Jahren betriebsbedingte Kündigungen verhindert hatte. Das bedeutet: Ab Mitte 2024 könnten die ersten Entlassungen folgen. Für Cavallo und die Gewerkschaft IG Metall eine Ungeheuerlichkeit: „Der Vorstand hat der Belegschaft alles angezündet, er hat alles in Flammen gesetzt – und sich dann verdrückt.“ Mit diesen Worten machte die Betriebsratsvorsitzende ihrer Wut auf die Konzernspitze Luft und appellierte an die Beschäftigten, nicht kampflos aufzugeben.

Gesamtbetriebsratschefin Daniela Cavallo spricht vor Mitarbeitern.
Gesamtbetriebsratschefin Daniela Cavallo spricht vor Mitarbeitern.Julian Stratenschulte/AFP

Krisengipfel und Verhandlungen – Einigung in weiter Ferne

An diesem Mittwoch wird die zweite Runde der Verhandlungen zwischen der Konzernleitung und der IG Metall stattfinden. Der Konzern fordert massive Einschnitte, darunter Gehaltskürzungen, während die Gewerkschaft eine Gehaltserhöhung von sieben Prozent durchsetzen will. Die Stimmung ist angespannt, und die Fronten verhärtet: „Wir erwarten tragfähige Zukunftskonzepte statt Kahlschlag,“ erklärte IG-Metall-Verhandlungsführer Thorsten Gröger gegenüber Bild.

„Legt euch nicht mit uns an!“ – VW-Betriebsrat droht mit Eskalation

Cavallo, die die Angestellten durch diese Krise führt, schickte eine deutliche Warnung in Richtung Konzernspitze: „Legt euch nicht mit uns, mit der VW-Belegschaft an. Ihr steht ganz kurz vor der Eskalation!“ Einem solchen Kampf wird sich die Gewerkschaft nicht entziehen, wie sich bereits an den massiven Protesten in den deutschen VW-Werken zeigt.

VW-Standorte in Deutschland mit Beschäftigtenzahl und Produkten. Grafik: A. Zafirlis/F. Bökelmann
VW-Standorte in Deutschland mit Beschäftigtenzahl und Produkten. Grafik: A. Zafirlis/F. BökelmannGrafik: A. Zafirlis/F. Bökelmann/dpa

Der Volkswagen-Konzern steht mit seinen geplanten Maßnahmen an einem historischen Wendepunkt und sieht sich sowohl von der Belegschaft als auch von der Öffentlichkeit in die Enge getrieben. Sollte es zu keiner Einigung kommen, drohen dem Automobilriesen nicht nur unruhige Zeiten, sondern auch ein Imageverlust, der weltweit Wellen schlagen könnte.

Die Bundesregierung hat den VW-Konzern dazu aufgefordert, Jobs zu erhalten. Man müsse noch abwarten, was Volkswagen selbst dazu erklärt, sagte ein Regierungssprecher in Berlin mit Blick auf Angaben des Betriebsrats, nach denen VW Werke schließen und Zehntausende Stellen abbauen will. Die Haltung von Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) dazu sei aber klar - „nämlich, dass mögliche falsche Managemententscheidungen aus der Vergangenheit nicht zu Lasten der Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer gehen dürfen“. Es gehe darum, Arbeitsplätze zu erhalten und zu sichern. ■