Carlo Acutis war gerade erst 15 Jahre alt, als er 2006 an Leukämie starb. Das war erst vor 19 Jahren, doch schon wird der italienische Jugendliche von der katholischen Kirche heiliggesprochen. Der Teenager war als „Cyber-Apostel“ und „Influencer Gottes“ bekannt, weil er im Internet für seinen Glauben warb. Was bezweckt die Kirche mit Carlos Heiligsprechung?
Zehntausende Zuschauer brachen in lauten Jubel aus, als Papst Leo bei einem Gottesdienst unter freiem Himmel auf dem Petersplatz in Rom Carlo Acutis heiligsprach. Anschließend wurden Reliquien der beiden zum Altar gebracht. Am Petersdom hingen zwei überlebensgroße Bilder der neuen Heiligen.
Die katholische Kirche sieht in Acutis das Musterbeispiel eines jungen Christen, der sein Leben in den Dienst Gottes gestellt habe. Der Teenager aus Mailand war 2006 nach dem Ausbruch seiner Krebserkrankung innerhalb weniger Tage gestorben. Zusammen mit ihm wurde ein weiterer Italiener in den Heiligenstand erhoben. Pier Giorgio Frassati war 1925 in jungen Jahren an Kinderlähmung gestorben.

Warum hatte es die Kirche mit der Heiligsprechung eilig?
Unter den Teilnehmern des Gottesdienstes sind auch Acutis’ Eltern sowie seine beiden Geschwister, was bei einer Heiligsprechung äußerst ungewöhnlich ist. Denn normalerweise laufen Selig- und Heiligsprechungen nach einem komplizierten, mehrstufigen Verfahren ab, das erst frühestens 50 Jahre nach dem Tod beginnen darf. Bei Acutis dauerte das Verfahren nicht einmal 20 Jahre.
Außerdem muss der Person Wunder zugesprochen werden. Auch dies erfolgte im Eiltempo: 2010 soll ein Junge in Brasilien, der an einer Erkrankung der Bauchspeicheldrüse litt, durch die Berührung einer Reliquie von Carlo Acutis geheilt worden sein. 2022 soll eine Schwerverletzte geheilt worden sein, nachdem ihre Mutter am Grab von Acutis im italienischen Assisi für sie gebetet hatte. Die Heiligung der Frau sei medizinisch nicht erklärbar gewesen, heißt es. Die kirchlichen Gutachter erkannten die Heilung als Wunder an.

Soll jugendlicher Heiliger junge Leute anlocken?
Die Kirche will mit der Heiligsprechung von Carlo Acutis aber wahrscheinlich vor allem eins: Auch für junge Leute wieder attraktiver werden! Der Jugendliche hatte als „Cyber-Apostel“ aktiv im Internet den christlichen Glauben verbreitet. Und Carlo ist bereits eine Kultfigur. Inzwischen hat sich um den Jungen, dessen Leichnam in einer Kirche der italienischen Kleinstadt Assisi ausgestellt ist, ein regelrechter Personenkult entwickelt. Vergangenes Jahr kamen mehr als eine Million Menschen dorthin.
In den Souvenirgeschäften der Heimatstadt des Heiligen Franz von Assisi werden jetzt nicht nur Andenken an den Gründer des Franziskanerordens, sondern auch an den Teenager verkauft. Reliquien von ihm waren auch schon in Deutschland ausgestellt.