Nach einem Fußballturnier in Frankfurt am Main kommt es auf dem Platz zu einer Schlägerei zwischen Jugendlichen. Drei Tage nach einem massiven Schlag auf den Kopf stirbt der 15-jährige Berliner Fußballer Paul. Der 17-jährige Angreifer wurde nun am Donnerstag zu einer Bewährungsstrafe von zwei Jahren verurteilt. Das Gericht sprach den Jugendlichen wegen vorsätzlicher Körperverletzung sowie Körperverletzung mit Todesfolge schuldig.
„Gegen ihn wird deswegen eine Einheitsjugendstrafe von zwei Jahren verhängt, deren Vollstreckung zur Bewährung ausgesetzt wird“, teilte das Gericht mit. Damit darf der Jugendliche, der seit zehn Monaten in Untersuchungshaft saß, wieder auf freien Fuß.
Die Staatsanwaltschaft hatte laut Gericht auf zwei Jahre und drei Monate Jugendhaft ohne Bewährung plädiert. Die beiden Verteidiger des 17-Jährigen forderten Bewährungsstrafen von einem Jahr, beziehungsweise neun Monaten. Die Familie und Verteidigung hatten noch kurz vor Urteil auf einen Freispruch gehofft.
Schlägerei zwischen französischen und deutschen Jugendlichen
Die Verhandlung im Frankfurter Landgericht fand unter Ausschluss der Öffentlichkeit statt.
Der Vorfall hatte sich am Pfingstsonntag 2023 auf einem Fußballplatz in Frankfurt ereignet. Bei einem internationalen Turnier traten eine Mannschaft aus Berlin und eine Mannschaft aus Metz in Frankreich gegeneinander an. Nach Abpfiff kam es zu einer Schlägerei zwischen den französischen und den deutschen Spielern. Die Staatsanwaltschaft spricht von „Tumult“.
Laut Staatsanwaltschaft soll der Angeklagte, damals 16 Jahre alt, zunächst einen Spieler der gegnerischen Mannschaft im Oberkörperbereich mit den Fäusten geschlagen haben. Der Angeklagte sei danach zunächst von einem Mitspieler weggezogen worden. Er habe sich allerdings wieder zu der Menschenansammlung begeben. Dann habe er Paul aus Berlin gegen die Wange beziehungsweise den Hals geschlagen. Der Beschuldigte sei Paul nachgelaufen und habe ihm von hinten einen festen Schlag auf den Kopf gegeben. Als der Jugendliche zusammenbrach, sei er weggegangen.
Der 15-jährige Paul vom JFC Berlin musste noch auf dem Platz reanimiert werden. Im Krankenhaus wurden schwerste Hirnverletzungen festgestellt. Drei Tage nach dem Vorfall wurde der Junge für hirntot erklärt. Als Organspender wurde er nach seinem Tod zum Lebensretter für andere.
Eltern würden es „emotional nicht schaffen“
Die Eltern des Verstorbenen traten in dem Prozess als Nebenkläger auf. Sie waren allerdings bei dem Prozess in Frankfurt nicht vor Ort. „Der Grund ist, dass jedes Mal, wenn sie darüber reden, Paul ein zweites Mal stirbt. Sie würden es emotional nicht schaffen“, sagte der Berliner Rechtsanwalt René Lau, der die Eltern vor Gericht vertritt.

Von der Nebenklage erhofften sich die Eltern vor allem mehr Informationen, so der Anwalt. „Sie wollen wissen, was genau vor Ort passiert ist.“ Laut den Eltern war Paul „völlig gesund“, er habe keinerlei Vorerkrankungen gehabt.
Paul – der Name wird auf den Gerichtsfluren genannt, auch sein Fußballverein nannte den Vornamen des Opfers. Der Angeklagte wird nicht namentlich genannt, nicht einmal auf dem Aushang vor dem Saal wird sein Name, wie sonst üblich, abgekürzt aufgeführt. Selbst die Anwälte werden nur mit „NN“ bezeichnet.
Der mutmaßliche Täter aus Frankreich befand sich seit Mai 2023 in Untersuchungshaft in Deutschland. Grund für den Ausschluss der Öffentlichkeit ist das Alter des Angeklagten. Bei Jugendverfahren steht der Erziehungsgedanke im Vordergrund. Im Prozess waren rund 20 Zeugen geladen, vor allem Spieler und Betreuer der beiden Mannschaften, daher waren auch die meisten Zeugen minderjährig. ■